Im dritten Teil der Weihnachtsweinempfehlungen geht es um Rotwein. Auch hier empfehlen wir wieder gemeinsam, was wir in diesem Jahr besonders gelungen fanden.
Rotwein – Günstig
Domaine Roche-Audran, Merlot 2015, Empfehlung von Christoph: Dass ich irgendwann noch mal Merlot empfehlen würde, hätte ich auch nicht gedacht. Es gibt so unglaublich viel mittelmäßigen Merlot, dass man schon mal vergessen kann, wie guter Merlot schmecken kann. Dass der dann auch noch von der Süd-Rhône kommt und trotzdem kühl und markant daher kommt, ist fast ein kleines Wunder. Es gibt ihn bei Vinaturel für € 6,50,-.
Domaine des Tours, 2011 Vin de Pays de Vaucluse Rouge, Empfehlung von Stephan: Viele Rayas Fans rümpfen die Nase über die Château / Domaine des Tours Weine von Emmanuel Reynaud. Schon der Einstiegswein repräsentiert aber den „Style Reynaud“ sehr schön. Diese Cuvée aus ca. 70% Grenache, ca. 25% Cinsault und ca. 5% Syrah ist Jahr für Jahr ein Winner, etwas funky, dezidiert rotfruchtig, seidig und ein toller Süd-Rhône-Wein zum jung trinken oder einlagern. € 11,50 bei Le Pinot Noir
Weingut Schneider, 2013 St. Laurent, Empfehlung von Branko: St. Laurent und günstig schließen einander normalerweise aus, da die Rebsorte zickig ist und mit viel Aufwand gepflegt werden muss. Die Thermenregion südlich von Wien bietet ihr jedoch derart ideale Bedingungen, dass tolle Weine bei gleichzeitiger Schonung der Geldbörse möglich sind. Georg Schneider kennt alle Macken seiner Lieblingssorte und keltert daraus neben der „Reserve“ auch diesen charmanten und fruchtbetonten Alltagsroten, der bei perfekt trinkfreudigen Alkoholwerten (12,5%) feste Struktur, dunkle Waldbeeren und samtige Tannine vereint. In Österreich vielerorts um ca. € 10 erhältlich oder ab Weingut.
Podrum Cokot, 2013 Experiment Procupac, Empfehlung von Christoph: Wein aus Serbien gehört nicht unbedingt zu dem, was man hier hier in Deutschland auf dem Schirm hat. Wie gut und gleichzeitig ungewöhnlich solche Weine sein können, zeigt Samovino als Importeur im allgemeinen, und dieser Rotwein der autochthonen Sorte Prokupac im Besonderen. Der Prokupac stammt von 60 Jahre alten Rebstöcken auf Kalksteinböden, wurde nicht mit Sulfiten behandelt – nicht, weil das gerade so Mode wäre, sondern weil der 80 jährige Großvater des Winzers, in dessen Keller derWein ausgebaut wird, das noch nie gemacht hat. Der Wein hat eine tolle Strutur mit gelungenem Holzeinsatz, zupackender Säure und Tannin und einem angenehm eigenen Charakter. Den Wein gibt es bei Samovino für € 13,90,-
Rotwein – Mittelpreisig
Château Thivin, 2014 Côte de Brouilly Cuvée Zaccharie, Empfehlung von Stephan: Nur in wenigen Gegenden sind die absoluten Topweine noch unter 25 Euro zu haben, im Beaujolais ist das der Fall. Die Cuvée Zaccharie ist der Spitzenwein von Château Thivin, gekeltert aus den ältesten Reben aus verschiedenen Parzellen, ist aber kein „mehr Holz, mehr Konzentration“ Wein, sondern ein „mehr Finesse“ Wein, der Jahr für Jahr besser zu werden scheint und aus 2014 Frische mit klarer Frucht und einer unwiderstehlichen Veilchennote vereint. € 22,- bei Burgunder & Süßweine
Michael Wenzel, 2011 Blaufränkisch Oberer Wald, Empfehlung von Branko: ist mittlerweile weit über die Grenzen Österreichs hinaus für seine Furmint-Weine bekannt. Die altehrwürdige Stadt Rust hatte jedoch immer schon ein weiß-rot-süßes Triumvirat und so macht Wenzel auch herausragende Blaufränkische. Oberer Wald ist seine karge, kalkhaltige Spitzenlage, die wahre Langstreckenläufer hervorbringt. Der Wein braucht unbedingt Zeit, der 2011er beginnt erst jetzt, seine Stärken auszuspielen: wunderbare Länge, kühle Dichte, florale Eleganz und ein feines Tanninkleid für Jahrzehnte. Kaum zu glauben, dass er überhaupt noch erhältlich ist, für etwa € 22,- in Österreich bei Wild, andere Wenzel-Weine und Jahrgänge bekommt man auch hier: Vino Grande oder bei Broeding.
Domaine de l’Horizon, 2008 rouge, Empfehlung von Christoph: Der Hotspot Calce im Roussillon ist für mich einer der Wein-Sehnsuchtsorte geworden. Dort findet man die Domaine Gauby, Matassa und die Domaine de l’Horizon und somit drei Weingüter, von denen ich jeden Wein empfehlen würde. So fällt die Auswahl manchmal schwer. Die 2008er von Thomas Teibert sind aber eine besondere Erwähnung wert. sowohl weiß wie rot haben besonders lange gebraucht, um zu zeigen, was sie können. Jetzt tun sie dies auf beeindruckende Weise. Grenache noir und Carginan noir kommen hier zu einem finessenreichen, verführerischen fruchtigen, saftigen und doch von Säure gesteuerten Tête-à-Tête zusammen. Bei Alles Wein für € 33,-
Rotwein – Teuer
Weingut der Stadt Klingenberg, 2014 Spätburgunder Terra 1261, Empfehlung von Christoph: Dass in Deutschland längst sehr guter Spätburgunder entsteht, ist kein Geheimnis mehr. Mir persönlich allerdings gefallen immer noch die wenigsten. Sie sind mit oft zu schwer und zu dicht. In Churfranken sieht das etwas anders aus. Dei Böden dort kommen meinen Vorlieben zu Gute und deshalb mag ich Weine von Fürst und vom Weingut der Stadt Klingenberg. Was Benedikt Baltes dort macht, finde ich sehr bewundernswert. Ich kenne wenige Winzer, vor allem so vergleichsweise junge, die so ruhig und konsequent ihren Weg gehen. Das Beste, was er bisher in Flaschen gefüllt hat, ist meiner Meinung nach der 2014er der kleinen Abfüllung Terra 1261, die so heißt, weil seit diesem Jahr der Rotweinabau in Klingenberg nachgewiesen ist. Für mich ist das einer der großen deutschen Spätburgunder. Preis und Verfügbarkeit ab Hof.
Mullineux, 2013 Syrah Iron, Weinempfehlung von Branko: Die südafrikanische Region Swartland und das Spitzenweingut Mullineux haben mittlerweile einen kleinen Kultstatus erreicht. Bereits der „normale“ Syrah sowie die Chenin-basierten Weißweine sind beeindruckend. Wenn es der Jahrgang hergibt, werden aber auch limitierte und entsprechend teure „Single Terroir“-Varianten erzeugt, der Iron ist einer davon. Er stammt aus einer einzigen Parzelle mit eisenhaltigem Boden und ist so ganz und gar anders, als die meisten Syrah von der südlichen Hemisphäre. Rohes Fleisch, Erde, Pfeffer, feste Tannine, Säure. Klingt wild? Ja, aber diese Wildheit wird fest von berückender Schönheit umschlungen. Kostet um die € 99, der gute Hendrik Thoma ist ein Fan und importiert ihn für Wein am Limit.
Cobb, 2013 Pinot Noir Coastlands Vineyard, Empfehlung von Christoph: Dieser Pinot war für mich das Highlight der an Extraklasse-Weinen nicht gerade armen Hausmesse von Martin Kösslers Weinhalle. Was für ein feinduftiger, heller, aromatischer Pinot Noir kommt da aus Sonoma County? Wenn es irgendwann so etwas wie ein rotes Pendant zum Riesling gab, dann hat Ross Cobb es in die Flasche gefüllt. Der Wein stammt von einem der ältesten Pinot-Weinberge in Sonoma, ist hoch gelegen und meiner Meinung nach mit das spektakulärste, was an Pinot gerade erzeugt wird. Bei der Weinhalle für € 84.90
Le Vieux Donjon, 2001 Châteauneuf du Pape, Empfehlung von Stephan: Der Trend an der südlichen Rhône ging in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu immer mehr Differenzierung. Wohltuend sind da die Weingüter, die nur einen Châteauneuf du Pape abfüllen, keine Einzellagen, Alte-Reben-Cuvées, etc. Klassischer als bei Le Vieux Donjon geht es in Châteauneuf du Pape nur bei einer Handvoll anderer Güter zu. Wer tierische Aromen im Rotwein generell ablehnt, ist hier an der falschen Stelle, aber die leichten Pferdedeckenaromen, gepaart mit pflaumiger Frucht und feiner Würze und der urwüchsigen Art der Süd-Rhône-Weine sind hier einfach passend. Aktueller Jahrgang (2014) € 36,- bei Pinard-de-Picard.
Rotwein – Ungewöhnlich
Arca Nova Vinhão Vinho Verde 2015, Empfehlung von Christoph: Vinho Verde ist nicht zwingend ein Weißwein. Er kann auch rosé oder rot sein denn das Verde im Namen stammt vom grünen Landstrich ab und nicht von der Weinfarbe. Roter Vinho Verde ist allerdings selten und wird noch seltener exportiert. Wenn man mal auf einen trifft, dann sollte man sich diesen sehr eigenen, tiefdunkeln und sehr würzigen Wein aus der Sorte Vinhão unbedingt kaufen. Am meisten Spaß hat mir der Arca Nova gemacht. Der ist sehr süffig, würzig. pflaumig fruchtig und wird in Portugal sehr gerne zum Spanferkel getrunken – und zwar aus Keramiktassen. Dafür ist er die ideale Kombination. Bei Vinho Verde für € 6,90,-
Karl Schnabel, 2014 Pinot Noir Hochegg, Empfehlung von Branko: Karl Schnabel aus Gleinstätten in der Südsteiermark ist ein Demeter-Winzer, der seinen Trauben nicht nur nichts – auch Schwefel nicht – hinzufügt, sondern damit auch nicht hinterm Berg hält. Zudem produziert er großteils Rotwein, was ja für die Steiermark auch nicht gerade typisch ist. Seine Pinots sind kühl, mit feiner Würze, verspielt und vielschichtig. Sie halten problemlos auch eine Woche oder länger offen, ohne an Ausdruck zu verlieren. Darüber hinaus sind sie nie schwer im Alkohol. Man mag ob der „Schwefelfreiheit“ skeptisch sein, doch Karl Schnabel zeigt, dass es möglich ist. Und gut. Der Preis liegt um die € 29,90, z.B. hier.
Die weiteren aktuellen Empfehlungen sowie die der letzten Jahre gibt es hier.