Im letzten Januar, etwa um die gleiche Zeit wie jetzt, erreichte mich die Einladung zu einer Weinmesse unabhängiger portugiesischer Winzer. Ihr Name: simplesmente Vinho. Ich hatte vorher nicht davon gehört, hatte zu dem Zeitpunkt noch nichts Besseres vor und war eh gerade dabei, mich intensiver mit portugiesischem Wein zu beschäftigen. Also bin ich Ende Februar nach Porto gereist und habe es nicht bereut.
Da nun am 21. und 22.02.2020 die nächste Auflage der simplesmente Vinho stattfindet, kann ich nur die Empfehlung geben, selber mal in Porto vorbeizuschauen. Porto lohnt sich natürlich sowieso immer, zumal, wenn man die Zeit hat, das mit einem Besuch der nahegelegenen Weinbaugebiete zu verbinden. Doch auch der Besuch dieses Weinsalons im historischen Gewölbe des Cais Novo allein ist schon augenöffnend.
Denn im portugiesischen Weinbau tut sich so viel. Besucht man die 101 Winzer, die ganz wesentlich aus Portugal stammen – aber es sind auch einige Gastwinzer aus Spanien, Frankreich und diesmal den USA dabei – dann kann man feststellen, dass auch in Portugal die Experimentierfreude angekommen ist, die Entdeckung und Wertschätzung der eigenen Rebsorten noch zugenommen hat, die Hinwendung zu ökologischem und biodynamischen Weinbau zunimmt und ebenso die Suche, nach eigenen Stilistiken im Hinblick auf den Ausbau mit möglichst wenig Intervention.
Kurz gesagt, die simplesmente Vinho ist eine Messe, die einen exzellenten Einblick in die aktuellen portugiesischen alternativen Weinbau bietet, wie ich ihn so konzentriert vorher nicht geboten bekommen habe.
Andere Deutsche, seien es Journalisten, Händler oder Sommeliers habe ich dort übrigens im letzten Jahr nicht wahrgenommen. Das ist angesichts der Qualität des Aufgebots dort eigentlich sehr schade. Tatsächlich aber gibt es natürlich schon einige der Weine in Deutschland zu entdecken, wenn auch noch nicht sonderlich viele. Einige der exzellenten Winzer, zu denen ganz ohne Zweifel Antonio Madeira gehört, hat Bernd Kreis im Angebot. Gerade, als ich nach Portugal reiste erfuhr ich, dass Vinaturel den biodynamischen Erzeuger Aphros ins Portfolio aufgenommen hat. Bei Delinat findet man schon seit Jahren einen Teil der Weine von António Lopes Ribeiro und seiner Casa de Mouraz.
Natürlich finden sich bei Hendrik Thoma und Wein am Limit eine ganze Reihe von Kleinoden wie Colares, Bussaco, Filipa Pato oder Dominó. Und die Weine von Luis Pato und den unterschiedlichsten Unternehmungen von Dirk Niepoort sind hier ebenfalls vorhanden. Und doch lässt sich auf der Messe jede Menge Neues entdecken und schon mal Wahrgenommenes wiederentdecken. Dazu gehören nicht zuletzt Inselweine, die eine besondere Faszination ausüben. Dazu gehören Barbeito aus Madeira, Picowines von den Azoren, Puro Rofe und Bien de Altura von den Kanaren. Besonders stark fand ich zudem den Auftritt der Gruppe aus den spanischen Rias Baixas mit Winzern und Winzerinnen, die teilweise zwischen dem Vinho Verde und den Rias Baixas hin und her pendeln und auf beiden Seiten des Grenzflusses Minho Wein erzeugen.