In Australien – Teil 1: Das Yarra Valley

Key facts:

  • Bundesstaat: Victoria
  • 1 Stunde östlich von Melbourne 
  • Hektar: 2.536 ha
  • Anbauhöhe: 17–1.338 m
  • Durchschnittlicher Regen: 1.160 mm (200 mm zwischen Oktober und April)
  • Durchschnittstemperatur: 18.9 °C
  • Wichtigste Rebsorten: Pinot Noir (36 %), Chardonnay (33 %), Shiraz (8 %), Cabernet Sauvignon (6 %), Pinot Gris (5 %)
  • Wichtigste Bodenformationen: Norden: grauer bis graubrauner Ton, rotbrauner Lehm mit Gestein, Süden: junge, tiefe, fruchtbare rote Vulkanerde

Die Vertretung der Winzer im Yarra Valley bietet hier viele Informationen und auch Kartenmaterial.

Das Yarra Valley liegt eine gute Stunde von der Metropole Melbourne entfernt, wo wir Zeit hatten, uns ein, zwei Tage zu akklimatisieren und uns ein bisschen in die Restaurant- und Wein-Kultur einzufinden. Der erste Laden, in dem ich gestrandet bin, was das Embla, wo es als besondere Empfehlung zum Sunday Lunch Andi Knauss’ Trollinger 2016 im Offenausschank gab. Das war schon mal ein ausgesprochen amüsantes Erlebnis. Andi mögen es mir verzeihen, dass ich mich stattdessen für einen Michelton Blackwood Park 2018er Riesling entschieden habe. Riesling, quasi als Übergang von der Heimat in die Fremde. Früher waren diese australischen Riesling immer sehr petrolig, was in Zusammenhang bringt mit zu viel Sonne und tendenziell Sonnenbrand auf den Trauben. Das hat sich doch deutlich geändert in den letzten Jahren.

Abends im Cutler & Co. wurde es richtig australisch. Ein Start mit Sparkling Shiraz, fast so, als würden man mit Lambrusco starten, aber eben dunkler und fruchtiger. Dann ein kurzer Überblick über Riesling, Chardonnay, Pinot Noir bis hin zu einem australischen Traum-Shiraz, den man glücklicherweise auch hierzulande ab und zu findet, nämlich den Clonakilla Shiraz Viognier 2017 aus der recht unbekannten Region Southern Tablelands in New South Wales unweit von Canberra. Das Weingut mit dem schottischen Namen nutzt die Granitböden und die beiden eigentlich für Côte Rôtie ja üblichen Rebsorten, um wirklich klassische aber eben auch australische Weine zu erzeugen. 

In Australien sind die Steaks groß und blutig. Eigentlich genau so, wie es mag, wenn ich mal eins auf dem Teller habe.

Ins Yarra Valley
Das Yarra Valley gehört hierzulande zu den weitgehend unbekannten australischen Regionen. Es liegt rund eine Fahrstunde Ost-Nordost von Downtown Melbourne entfernt. Es war im Jahr 1838 die erste Region, in der in Victoria Wein angebaut wurde. 100 Jahre später gab es keinen einzigen Weinstock mehr. Erst Ende der 1960er Jahre kam so langsam Leben in die ehemaligen Weinberge zurück. Im 19. Jahrhundert standen rund 25.000 Hektar unter Reben, heute sind es eher 2.500 Hektar. Sie verteilen sich auf das so genannte Lower Valley und das Upper Valley mit sehr unterschiedlichen Gegebenheiten sowohl im Boden, als auch in der Höhe. Tatsächlich geht es von 17 Meter Seehöhe hoch auf mehr als 1.000 Meter. 

Blick vom Yeringberg in das weite Tal

Yeringberg
Unsere erste Verabredung hatten wir im Weingut Yeringberg, wo uns die Weinmacherin Sandra de Pury zusammen mit Steve Flamsteed von Giants Steps, Sarah Crowe von Yarra Yering sowie Franco d’Anna von Hoodle’s Creek erwartet hat. Die De Purys haben das Weingut ursprünglich im Zuge der ersten Hausse im Jahr 1863 gegründet. Als der Weinbau in der Region zum Erliegen kam, haben sie auf Schafzucht und andere Landwirtschaft umgesattelt, bis sie in den 1970er Jahren zu den ersten gehörten, die den Weinbau wieder mit belebt haben. Die de Purys gehörten also in beiden Fällen zu den Pionieren der Region. Der Vorfahre, der als erster einwanderte, war übrigens ein Schweizer Adliger namens Frédéric Guilleaume de Pury.

Von links nach rechts: Steve Flamsteed, Franco d’Anna, Sandra de Pury und Sarah Crowe

Giant Steps
Irgendwann sind wir nach einem umfangreichen Tasting hinübergewechselt in das zu Giant Steps gehörige Restaurant, um beim Essen weiter zu probieren und ein bisschen was über Giants Steps zu erfahren. Das Weingut gehört Phil Sexton, der so ein typischer australischer Business-Entrepeneur ist. Er hat mit Bier begonnen, die Marke Matilda Bay Brewing Company groß gemacht und verkauft, dann die Brauerei Little Creatures gegründet. Die erste Weinmarke war Devil’s Lear in Margaret River, die er 1996 an den Giganten Southcorp veräußert hat, um dann in Yarra zusammen mit seiner Frau, die gleichzeitig Önologin ist, Giant Steps und The Innocent Bystander zu gründen. Das Restaurant, eigentlich eher eine ziemlich gute Pizzeria, ist kombiniert mit einer Coffee-Shop mit eigener Rösterei und ebenfalls ziemlich gutem Kaffee. Im Hintergrund des Ganzen befindet sich der sehr moderne Keller. Es ist das größte Thermomass-Gebäude in Australien, also sehr energieeffizient. Es ist so ein State-of-the-Art-Ding und bildet einen deutlichen Kontrast zu dem abgelegenen alten Hof von Yeringberg, wo es noch ein wenig beschaulicher zugeht. Was Giant Steps angeht, so hat der 2003 dort engagierten Chief Winemaker Steve Flammsteed dort eine ganze Reihe von Single-Vinyard-Weine etabliert, also etwas, was in Australien ja immer noch eine gewisse Seltenheit darstellt.

Giants Steps Apple Jack Pinot Noir 2017
Sehr feines Parfum, frisch, klar und präzise mit begeisternder Tanninstruktur, recht viel Ganztraubenvergärung, feine Würze.

Giants Steps Clay Ferment Ocarina Chardonnay 2018
Wholebunch direkt ins Ton-Ei gepresst und dort vergoren. Das ist ein Chardonnay, der vom ersten Moment an da ist. Frisch, klar mit einer hellen, zitrischen Frucht und einer eigenständigen Textur mit leichter Reibung.

Giants Steps LDR Pinot Noir Syrah 2018
LDR steht für Light Dry Red und er erinnert tatsächlich an das, was es bei den Ziereisens mal als Zunderobsi gab. Das ist Trinkspaß auf hohem Niveau. Glou Glou für Tag 1.

Yarra Yering 
Yarra Yering ist der Name des Weinguts, das Dr. Bailey Carrodus 1969 gegründet hat. Er war der erste, der wieder Wein im Yarra Valley gepflanzt und erzeugt hat. Nach seinem Abschluss in Gartenbau an der Victoria University in Wellington, Neuseeland irgendwann in den ausgehenden 1950ern arbeitete er eine Zeit lang als wissenschaftlicher Berater für das neuseeländische Landwirtschaftsministerium. Er machte einen zweiten Abschluss, diesmal in Weinbau, am Roseworthy Agricultural College in Südaustralien, wo er auch einige Zeit unterrichtete, bevor er 1965 am Queens College der Universität Oxford seinen Doktor der Philosophie für Forschungen zur Pflanzenphysiologie abschloss. In Oxford kam er mit französischen Weinen in Kontakt und reist zu einigen der besten Weingüter in Frankreich, Spanien, Portugal und Italien. Danach nahm er eine Stelle an der Universität von Melbourne an und machte sich auf die Suche nach einem Weinberg, auf dem er Wein in dem Stil erzeugen konnte, den er in Europa schätzen gelernt hatte. Lange Zeit über wurde ja in Australien vor allem aufgespriteter Wein erzeugt. Zwar nicht mehr überwiegend in den ausgehenden 1960er Jahren, doch Wein mit französischer Finesse war auch da noch eine absolute Seltenheit.

Seine Suche führte ihn zu den Warramate Hills in das Yarra Valley in Victoria. Es gibt die Geschichte, dass seine Studenten aus Melbourne ziemlich viele Exkursionen in das Yarra Valley unternommen haben, um die Flora, Topographie und Böden des Tals zu studieren, bis er den Ort gefunden hatte, den er dann bepflanzte und Yarra Yering nannte. Typisch für diese Ecke sind die sanften Hügel, die nördliche Ausrichtung der Weingärten – wir befinden uns dort ja auf der Südhalbkugel –  sowie der tiefgraue, schluffige Lehm, der mit Kiesbändern durchzogen ist.

1973 entstand der erste Jahrgang der bis heute so genannten Dry Red Wine No.1, ein Bordeaux-Blend, sowie Dry Red Wine No.2, ein Nord-Rhône-Blend. Als Carrodus 2008 starb, haben zwei seiner besten Kunden das Weingut übernommen. Die Weine macht heute Sarah Crowe, die 2017 von James Halliday zum Winemaker of the Year ernannt wurde. 

Yarra Yering Underhill Shiraz 2013
Klassischer australischer Shiraz mit dunkler Schokolade, Vanille und dunkler Frucht, aber auch mit Druck und Frische. Was hier begeistert, ist das pudrige Tannin und die wunderbare Länge.

Hoodle’s Creek Estate
Schließlich hat uns beim Essen noch Franco d’Anna von Hoodle’s Creek begleitet. Das Weingut wurde 1997 von der Familie d’Anna gegründet und umfasst heute 10ha Pinot Noir, 6ha Chardonnay, sowie jeweils ca. einen Hektar Sauvignon Blanc, Merlot, Cabernet und Pinot Gris. Die Weinberge liegen im so genannten Upper Yarra, wo in dieser Region vor allem der Pinot Noir und der Chardonnay zu finden sind, während sich die Rhône- und Bordeaux-Sorten eher im kiesigen und tonigen flacheren Bereich der Region befinden. 

Was Australien als Weinland unglaublich spannend macht, ist die Diversität an Ansätzen, Stilen, an Leichtigkeit und diesem Gefühl von „wir krempeln mal die Ärmel hoch und schauen, was geht“. So leicht ist es natürlich nicht. Aber gerade in Yarra haben es die Winzer grundsätzlich schon deshalb gut, weil das kaufkräftige Melbourne um die Ecke ist. Das Valley ist an den Wochenenden sehr gut besucht und die Cellar Doors, also der Verkauf, aber vor allem das Erlebnis Wein und das Essen dazu haben einen sehr hohen Stellenwert. Der ist viel höher als hierzulande. Das war auch der Grund für Troy Jones, in Healesville zusammen mit ein paar Kumpels eine Gin-Destille zu bauen und das direkt mit viel direktem Publikums-Kontakt zu verbinden. Bevor wir auf die andere Straßenseite in das Garagenweingut von Payten & Jones gewechselt sind, hat Troy uns erst einmal ein bisschen was über Four Pillars erzählt. Großartig sind natürlich die in Deutschland bei Carl gebauten Copper Stills namens Wilma, Jude, Eileen, Beth und Coral.

Troy Jones und eine der Pot Stills von Four Pillars.

Am Abend bei Behn Payten, Troy Jones sowie den Gast-Weingütern Thousand Candles mit Stuart Proud, Mac Forbes mit Assistant Winemaker Hannah Hodges sowie Jayden Ong von One Block, kam dieses Gefühl einer besonderen Form von Entspannung auf, die mich, die uns die ganze Reise über begleitet hat. Ich kannte das schon von Neuseeland, aber weniger von Reisen in europäischen Gebieten. Die Leute dort sind in der Tiefe entspannter als wir hier. Und sie müssen einem weniger vormachen. Egal, welchen Wein-Backround sie haben, ob natural, bio, industrial, einfach oder high end … sie reden offen darüber, was sie machen.

Payten & Jones, die Gorilla Winery

Payten & Jones
Was sagen die beiden über sich? Behn Payten und Troy Jones haben zusammen 1997 die Schule abgeschlossen und seit dieser Zeit immer irgend etwas zusammen gemacht. Behn hat mit fünf Traktorfahren gelernt, Troy mit eins angefangen zu reden und seit dem nicht mehr aufgehört. Kein Wunder also, dass Troy die Kommunikation von Four Pillars und auch von Payten & Jones übernommen hat und Behn sich um das Weinmachen in der so genannten Gorilla-Winery kümmert, während Behns Dad Pete in die Weinberge geht. Pete Payten hat übrigens vor Jahren für die erste biologisch-organisch Zertifizierung eines australischen Weinbergs gesorgt. Leider ist der zertifizierte Bio-Anbau in Yarra Valley, aber auch insgesamt in Australien noch ein Thema, was in den Kinderschuhen zu stecken scheint, was auch sehr viel damit zu tun hat, dass die so genannte wine industry dort deutlich anders organisiert ist, als hier. In Australien gibt es oft Erzeuger, und Grower, also Leute, die Weinberge besitzen, Trauben anbauen und verkaufen. Viele der Erzeuger wiederum besitzen gar keine oder wenige Flächen. Wo Bio deutlich stärker um sich greift, ist Margaret River, aber dazu kommen wir später.

Unten: Behn Payten

Payten & Jones jedenfalls bieten Weine, die teils so leicht wirken wie ein impressionistisches Gemälde. Doch um diese Leichtigkeit zu erreiche, benötigte man auch bei den Impressionisten eine Beherrschung des Handwerks und Erfahrung.  Behn Payten jedenfalls erzeugt so stimmige wie unkonventionelle Weine. Die VV-Series stehen nicht etwa für Vieilles Vignes, sondern für reinsortige Valley Vinerons aus Sangiovese, Chardonnay und Pinot Noir. Ernsthaft gut sind der Major Kong Syrah, der Chardonnay und der Leuconoe Sangiovese.

Payten & Jones Leuconoe Sangiovese Year No. 4
Ein Sangiovese aus der Solera, viertes Jahr. Würzig im Charakter mit einer ordentlichen Menge Tannin und einer frischen Kirsch- und Beerenfrucht. Der Wein ist frisch und sehr trinkfreudig, aromatisch und leicht erdig.

Payten & Jones Hollow Bones Chardonnay 2018
Warm und kühl zugleich. Fast so, als würde man eine Crème Brulée aus dem Kühlschrank holen und dazu ein bisschen was an Ananas und Zitronen zu sich nehmen. Zu Beginn Reduktion mit Feuerstein und Streichholz. Dann die Ananas, Pfirsich, die Crème und ein Hauch von Karamell, Zimt und Ingwer. Sehr lang, sehr frisch und doch auch opulent. Und der Hammer mit dem gegrillten Mais dazu.

Mac Forbes
Mac Forbes erzeugt seit 2004 Wein im Yarra Valley. Angefixt durch den Wein wurde er schon mit 18, als er eine Zeit in Südfrankreich verbracht hat. Er hat nach dem Studium ein bisschen für Southcorp in London gearbeitet und sich dann im europäischen Weinbau, vor allem in Frankreich und Österreich umgeschaut. Was ihm damals klar wurde war, dass man in Australien eigentlich so gut wie nichts von Böden, Bodenstruktur und auch nachhaltigem Landbau wusste. Natürlich gab es Analysen, aber die Unterschiede zwischen Subzonen innerhalb von Weinbaugebieten, haben kaum jemanden interessiert. Daher sind die großen Klassiker des australischen Weinbaus auch keine Weine aus bestimmten Weinlagen, sondern meistens zonenübergreifende Blends und damit eher so etwas wie Prestige-Cuvées der Champagne.

Mac Forbes Winemaker Hannah Hodges

Doch ähnlich wie in der Champagne hat sich auch in Australien viel verändert seit den 2000ern und Mac Forbes ist einer dieser Protagonisten. Er besitzt mittlerweile vier eigene Weinberge und kauft Frucht aus einigen weiteren. Im Laufe der Zeit hat er ein beeindruckendes Portfolio von Einzellagen- bzw. Ortswein-Pinots und Chardonnays aufgebaut. Sehr spannend darüber hinaus sind die EB-Series mit experimentellen Weinen wie Chenin Blanc, Aligoté, diversen Rieslingen, Sparkling Meunier oder Nebbiolo.

Mac Forbes Wesburn Chenin Blanc 2016
Der Chenin Blanc war mir schon in den letzten Jahren immer positiv aufgefallen, wenn ich beim Australia Day Tasting im London war. Nach dem, was ich später noch so an Chenin Blanc probiert habe – viel gibt es nicht in Australien – war das hier konstant der beste. Leicht reduktiv, flintig, hell zitrisch aber auch mit ein bisschen Wollwachs und Kernobst. Leider war das der vorletzte Jahrgang, wie ich erst später erfahren habe.

Mac Forbes EB40 Flaming Nebbiolo
Ganztraubenvergärung, spontan, ausgebaut im kleinen und großen Holz. Beeindruckt pur in der Frucht mit jeder Menge unterschiedlicher Kirschsorten und von knackig frisch bis getrocknet. Zunächst recht seidig dann aber sehr nachhaltig wirkendes Tannin.

Thousand Candles 
Bisher völlig unbekannt war mir die Unternehmung Thousand Candles von Stuart Proud, der tatsächlich stolz darauf sein kann, was er bisher geschaffen hat. Proud hat ab 1995 vor allem Viticulturist, was man in Deutschland vielleicht mit Außenbetriebsleiter übersetzen kann, für unterschiedlichste Unternehmungen in Südaustralien gearbeitet, bevor er 2010 Thousand Candles gegründet hat. Zu Anfang hat William Downie die Weine gemacht, dessen eigene Weine man bei Wein am Limit bekommt. Neben dem Weinbau gibt es ein weiteres Standbein: Eine Herde Tajima Wagyu Rinder.

Stu Proud

Die Farm ist schon alt, aber Stu, wie er allgemein genannt wird, denn er berät als Viticulturist diverse Weingüter der Gegend, hat sie komplett verändert und auf biologische wirtschaftsweise (nicht zertifiziert) und minimal intervention im Weinkeller umgestellt. Das Portfolio ist typisch mit Pinot, Chardonnay, Shiraz, einem Bordeaux-Blend, etwas Sauvignon etc. Besonders aber der durchaus untypische Field Blend, also der Gemischte Satz aus Pinot Noir, Shiraz und Merlot. 

Thousand Candles Field Blend 2017
Rund 50 % Pinot Noir, 33 % Shiraz und Merlot. So ungewöhnlich, so gut. Tatsächlich ist es kein echter Field Blend denn die Reben stehen nicht durcheinander sondern getrennt voneinander und nur in Teilen gemeinsam vergoren und ausgebaut. Das ist ein bisschen ein Vorspiegelung falscher Tatsachen, aber dennoch ein guter Wein. Viel dunkle Frucht, ein guter Säuredruck, ein griffiges Tannin, sehr lebendig und frisch.

One Block
Der Name ist Programm bei der noch jungen Unternehmung von Jayden und Morgan Ong. Es gibt einen Weinberg, one block, der sich aber über einen Hügel zieht und der den Kern der Unternehmung bildet. Aber wie es bei den Australiern sehr häufig vorkommt, wird hier noch eine Unternehmung gegründet und da noch ein Portfolio hinzugefügt, so dass es bei Jayden eigentlich vier Marken gibt: One Block, La Maison de Ong, Moonlit Forest und Jayden Ong. Daneben ist Jayden an zwei der aktuellen angesagtesten Restaurants in Melbourne beteiligt, an Cumulus Inc. und Cumulus Up. Aus dem Bereich kommt er auch ursprünglich, war Sommelier, bevor er noch ein Weinbaustudium draufgelegt hat.

Der Forest Garden, in dem die Moonlit Forest Weine entstehen. Bei Jayden wird biologisch, teilweise schon zertifiziert, und trocken, also dry-farmed, also ohne Bewässerung gearbeitet. Bewässerung ist natürlich ein riesen Thema in Australien. Es wird sehr viel bewässert, und ich glaube kaum, dass sich das auf Dauer durchhalten lässt. Wenn man bedenkt, dass es zur Erzeugung einer Flasche Wein in heißen Gebieten bis zu 800 Liter Wasser bedarf, muss man eh ernsthaft eine Menge Weinbau auf Dauer in Frage stellen. Vor allem für Weine wie Yellow Tail, also Markenweine, deren Reben alle bewässert werden und wo die Weine für deutlich weniger Geld auf den Markt kommen, als 800 Liter Trinkwasser in Australien kosten.

Jayden Ong

Auch bei Jayden Ong findet sich diese für das Cool Climate Yarra Valley so typische Rebsorten Mischung aus Pinot Noir und Chardonnay, Sauvignon Blanc, Pinot Gris und Syrah bzw. Shiraz. Jayden unterscheidet da zwischen einem Aussie-Style und einem frischeren, französischer geprägten Ansatz. 

Jayden Ong Chestnutt Hill Mount Burnett Sauvignon Blanc
Aus einem 1997 angelegten Weinberg, biologisch-organisch bewirtschaftet und dry-farmed. Ganztraubenvergärung mit 10 Tagen Maischevergärung, spontan vergoren, im Fuder ausgebaut. Reduktive Noten, Safran und Curry, Feuerstein. Sehr eigenständig, eine feine Textur.

Welche Weine haben mir besonders gut gefallen?
Der erste Tag Yarra Valley hat eine ganz Bandbreite an unterschiedlichen Weinen und Stilen hervorgebracht. Da ist sehr viel gutes Handwerk dabei. Vieles davon ist übrigens beeinflusst worden von dem deutschstämmigen Timo Mayer, der im Yarra Valley arbeitet, dessen Weine man auch bei der K&U Weinhalle bekommt, den ich allerdings nicht getroffen habe. Er war der erste dort, der konsequent mit Whole-Bunch, also Ganztraubenvergärung und auch Ganztraubenpressung bei den Weißen gearbeitet hat. Das wurde am Anfang sehr skeptisch beäugt, hat sich aber bei vielen durchgesetzt. Dem Pinot Noir kann es tatsächlich sonst auch schnell passieren, dass er zu weich, zu seidig wird in der Gegend. Das ist zwar in gewissem Maße Cool Climate, aber der Begriff ist hier schon eher relativ. Kühl wird es wirklich erst, wenn man weit nach oben geht. Im unteren Bereich findet man allerdings auch eher die Bordeaux-Sorten und den Syrah. Der Syrah hat mir am ersten Tag gut gefallen.

Desclaimer: Die Reise wurde organisiert und finanziert von Wine Australia. Dort gibt es englischsprachig diverse zusätzliche Informationen.

Hier geht es zu den anderen Teilen des Berichts:

(Olivers Tarranga, Angove, Ministry of Clouds, Bekkers, Jericho, Wirra Wirra)

In Australien – Teil 4: Im McLaren Vale 

(d’Arenberg, Maxwell, Gemtree, Paxton, Battle of Bosworth, Yangarra)

In Australien – Teil 5: In den Adelaide Hills

(Shaw+Smith, Artwine, Longview, La Prova, Hahndorf Hill)

In Australien – Teil 6: In den Adelaide Hills

(Ochota Barrels, Gentle Folk, Basket Range, Worlds Apart, Commune of Buttons, Lucy Margaux)

In Australien – Teil 7: In den Adelaide Hills

(Deviation Road, Mount Lofty Ranges, Croser/Petaluma, The Lane)

In Australien – Teil 8: Margaret River

(Castle Rock/Josh Whiteland, Vasse Felix, Xanadu, Flametree, Cape Mentelle)

In Australien – Teil 9: Margaret River

(Cullen, Voyager, Leeuwin, Fraser Gallop, LAS Vinos, Si Vintners, Wines of Merritt)

In Australien – Teil 10: Fazit

7 Kommentare

  1. Henning

    Wow! Hammergeiler Bericht! Ich freue mich auf die nächsten Teile.

  2. Marco

    Kann mich Henning nur anschliessen. Sehr interessant. Bin gespannt auf den Rest 🙂
    Was denkst du, was sind die Gründe dass sich interessante Weine aus Australien bisher bei uns nur schwer finden lassen? Imageproblem? Preisniveau?

  3. Sorry, habe die Kommentare übersehen 🙁 Australien selbst hat sich lange überhaupt nicht um europäische Märkte aus dem englischen gekümmert weil sie in China so erfolgreich waren. Deshalb ist nur wenig hier rübergeschwabt. It ja auch verständlich, weil China weniger weit weg ist.

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