In der zweiten Folge des Grand Prix der Großen Gewächse geht es um den ersten Teil der Rotweine. Genauer gesagt um 3 Frühburgunder, rund 40 Spätburgunder und 10 Lemberger. Bei so vielen Spätburgundern muss ich ein wenig kürzen und das Ganze auch in zwei Teilen besprechen. Hier erfolgt also eine Auswahl. Besonders intensiv habe ich mich in diesem Jahr der Weine von der Ahr gewidmet und damit geht es auch gleich los. Das liegt sicher nicht zuletzt daran, dass die Ahr, oder besser ihre Menschen uns gerade sehr präsent sinn im Herzen. Aber es liegt auch daran, dass ich in manchen Jahren nicht dazu gekommen, so intensiv zu probieren.
Frühburgunder
Die frühe Variante des Pinot, in Frankreich meist Madeleine Noir oder Pinot Précoce genannt aber seltenst dort reinsortig ausgebaut, ist auch hier eineSorte, die recht selten vorkommt, aber gerade an der Ahr sehr gepflegt wird. Der Neuenahr Sonnenberg 2019 Frühburgunder des Weinguts Burggarten präsentiert sich recht fruchtig mit Erdbeer-Confit, etwas Holz, etwas parfümiert wirkend mit blauen Blüten. Am Gaumen bietet sich ein recht ausgewogenes Bild aus lebendiger Säure, einer Frucht mit Biss und dunklen Noten sowie einem sehr ausgewogenen Holzeinsatz. Das ist schon mal ein schöner Anfang, dem der Rech Herrenberg 2019 Frühburgunder von Jean Stodden in nichts nachstand. Er bietet eine elegante, duftige Nase mit leicht vanilligem Holzeinsatz, der aber nicht zu stark dominiert. Hinz kommen Kirschnoten, Unterholz und ein paar Zwetschgen. Am Gaumen wirkt er knackig und fruchtig, recht saftig mit lebendiger Säure und einem guten Tanningrip. Im Finale ist er weingutstypisch etwas holzlastiger aber durchaus ausgewogen. Der Mayschoss Mönchberg 2019 Frühburgunder vom Deutzerhof öffnet sich im Auftakt mit confierter Frucht, etwas Eisen ist mit dabei, etwas Holz, etwas Blutorange. Insgesamt ein recht saftig und frisch wirkender Eindruck. Am Gaumen wirkt er auf mich einen Hauch zu röstig und ein wenig zu konzentriert. Trotzdem bleibt er saftig und frisch mit einer lebendigen Säure, einem konturierenden Tannin und gutem Grip. Das ist also schon mal ein schöner Auftakt an der Ahr.
Spätburgunder Ahr
Die beiden Pinots von J. J. Adeneuer fand ich beide nicht begeisternd und etwas einfach in ihrem Charakter. Interessanter dann die Pinots des Weinguts Burggraben, die ich bisher nur selten auf dem Plan hatte. Während der Heimersheim Burggarten 2019 Spätburgunder Burggarten noch etwas schwammig in seiner Kontur wirkte und ein bisschen an Grip vermissen ließ und der Walporzheim Kräuterberg 2019 Spätburgunder Burggarten einen Schritt nach vorne machte aber etwas zu kernig, zu bitter und zu spitz in der Säure wirkte (noch), hat mich der Neuenahr Schieferlay 2019 Spätburgunder Burggarten überzeugt. Im Duft zeigt er sich recht kräuterduftig mit dunklen Beeren, Unterholz und etwas Erde, leichtes Cassis kommt dazu. Am Gaumen dann recht saftig und mit feiner reifer Frucht gesegnet. Das Holz ist gut eingebunden, die Säure lebendig und das wirkt insgesamt recht harmonisch, recht dunkel, feinwürzig und lebendig. Der Walporzheim Alte Lay 2019 Spätburgunder Burggarten bot im Duft ein leicht röstiges Holz, wirkt dunkel, schokoladig, mit etwas Sauerkirsche und Schwarzkirsche, etwas reduktiv noch. Am Gaumen zeigt er sich saftig und frisch, dunkelfruchtig, leicht schokoladig, das Holz präsent und auch leicht herb und eine Spur bitter, was sich aber sicher noch geben kann. Eine Kollektion mit zwei überzeugenden und zwei noch nicht ganz überzeugenden Weinen.
Der Deutzerhof hat mich etwas ratlos gemacht. Da waren drei Weine dabei, die mich nicht überzeugt haben und einer der für mich zusammen mit einem Wein von Meyer-Näkel Gebietsspitze ist. Der Heimersheim Landskrone 2019 Spätburgunder Deutzerhof zeigt in der Nase blaue Blüten, deutliches Cassis, etwas Kirsche. Am Gaumen ebenfalls recht dominantes, noch aus der Vergärung stammendes Cassis. Der Pinot wirkt griffig, frisch, zupackend aber mit einem jetzt noch zu dominanten Gerbstoff, der leicht am Gaumen brennt. Der Mayschoss Mönchberg 2019 Spätburgunder Deutzerhof bietet im Duft Kräuter, Kirsch, Erdbeere und Süßholz, fast ein wenig an Grenache erinnernd. Am Gaumenwirkt er nicht wirklich stimmig, zwar angenehm transparent, aber ein wenig zu viel Speck und leicht geröstete Paprika, leicht bitter und sauer und bissig. Auch der Altenahr Eck 2019 Spätburgunder Deutzerhof begeistert mich gar nicht. In der Nase finde ich einen leicht aufgelösten Klebstoff, Kirsch, Unterholz und Kräuter und auch am Gaumen spürt man was von dem Klebstoff. Dabei wirkt der Wein zwar saftig aber irgendwie auch leicht wässrig, die Säure etwas spitz, nicht begeisternd. Dann aber kommt der Neuenahr Kirchtürmchen 2019 Spätburgunder Deutzerhof und macht alles wett. Die Nase bietet leichte Röstnoten im eleganten Bereich, gutes Holz, gutes Toasting, reife dunkle und auch kirschige Frucht, etwas Schokolade, etwas Süßholz. Das ist sehr fein und komplex. Am Gaumen wirkt der Spätburgunder aftig und reif mit einem spürbaren aber eleganten und feinen Holz, einem festen Tannin und einer lebendigen Säure. Ausgewogen, durchaus kraftvoll und frisch. Das ist richtig gut! Nicht ganz so begeisternd sehr überzeugend fand ich den Rech Herrenberg 2019 Spätburgunder von Jean Stodden. Im Duft wirkt er schokoladig herb mit ganz leichter Creme, etwas grün, etwas rappig vielleicht aber das ist auf einem Level, das sich sehr integrieren wird und dem Wein auf Dauer dienen wird, da bin ich mir sicher. Am Gaumen ist der Wein griffig, recht kompromisslos, etwas bitter aber mit festem, gut strukturiertem Tannin. Noch eine Spur weniger Holzbitterkeit wäre gut. Könnte ein wenig cremiger sein. Das Tannin wirkt noch leicht austrocknend aber hier wird sehr klar, dass der Wein aktuell noch sehr unfertig ist. Weglegen heißt die Devise. Kommen wir noch zu Meyer-Näkel. Die vier Weine stellen die stimmigste Kollektion in diesem Gebiet dar, aber auch die hat höhen und Tiefen. Der Neuenahr Sonnenberg 2019 Spätburgunder Meyer-Näkel wirkt noch recht holzbetont, leicht vanillig, dann stoßen rote und dunkle Beeren dazu. Der Wein duftet noch ein wenig nach Rappen. Am Gaumen wirkt der Wein noch etwas unausgewogen, leicht holzig, etwas rappig, auch hier fast ein paar grüne Noten, dazu etwas fermentierter Kardamom und Tabak bei dunkler Frucht. Kernig, aber mit lebendiger Säure. Auch das braucht noch Zeit, der Wein ist noch schwer einzuordnen. Leichter fällt das beim Ahrweiler Silberberg 2019 Spätburgunder Meyer-Näkel. Auch hier zeigt sich wieder ein deutliches Holz, leicht vanillig, etwas Creme bei reifer dunkler Frucht, Wirkt sehr modern aber auch elegant. Am Gaumen ist der Spätburgunder saftig und reif mit dunkler Frucht, das Holz hat einen Röstton, wirkt etwas bitter, das hätte feiner sein können. Aber nicht unharmonisch und in gewissem Maße sogar elegant. Der Dernau Pfarrwingert 2019 Spätburgunder Meyer-Näkel bietet einen Hauch von Geranie im Auftakt und eine leicht bittere Note, aber das Holz ist zurückhaltender, die Frucht aber noch nicht wirklich charmant. Auch am Gaumen überzeugt mich der Wein aktuell nicht. Er wirkt etwas bissig und leicht bitter, dann zunehmend saftiger werdend, leicht cremig, recht fest und griffig. Ich würde sagen unfertig aber durchaus mit Substanz. Beim Walporzheim Kräuterberg 2019 Spätburgunder Meyer-Näkel fiel die aktuelle Beurteilung deutlich leichter. Der Spätburgunder zeigt Kräuter und ein Holz mit leichtem Röstton und Schokolade, dunkel wirkt er, zurückhaltend aber fein. Am Gaumen zeigt sich dann wieder recht viel Holz, was aber hier durchaus gut eingebunden ist. Die Frucht ist saftig, der Wein insgesamt sehr saftig und frisch, klar und transparent in der Frucht. Es ist der für mich eindeutig mineralischste, frischste und energetischste Wein der Region.
Spätburgunder Rheingau
Am Tag vor dem Beginn der Vorpremiere hatte der VDP Rheingau zu einem Tasting ins Schloss Vollrads eingeladen, um die Rheingauer GGs noch mal gesondert zu probieren. Von dem guten Dutzend Spätburgunder, die dann am Tag darauf präsentiert wurden, waren auf Vollrads nur drei angestellt und die habe ich probiert. Der Martinsthal Schlensenberg 2019 des Weinguts Diefenhardt bot ein echt transparentes Kirsch, ein recht röstig wirkendes Holz, etwas zu viel geröstetes Fleisch, Würze und eine erdbeerige Frucht und Hefe. Am Gaumen recht fruchtig mit Himbeeren und Erdbeeren, etwas holzwürzig, süßer Kern, sehr deutsch. Noch recht hefig, recht rund und fast weich. Der Der Rüdesheim Berg Schlossberg 2019 des Klosters Eberbach war ein sehr angenehm duftiger Pinot, lebendig, sehr transparent, frisch und saftig wirkend mit recht viel Kirsche, dann noch mehr Walderdbeere. Am Gaumen hat er mich dann fast ein wenig enttäuscht, wirkte etwas einfach, recht fruchtig, leicht kernig und noch hefig. Der Assmannshausen Höllenberg 2019 der Familie Allendorf wirkte duftig, floral, mit Veilchen und einer eher kräftigen. Recht dunklen Frucht, Das Holz passt hervorragend hier rein. Am Gaumen griffig mit Kraft und teifer Lebendigkeit und Energie, tolle Würze, großartige Tiefe. Bester Wein des Abends. Deutliches aber sehr gut eingebundenes Holz. Ein leihter Hauch von roter Paprika und Umami. Das fand ich richtig gut.
Spätburgunder Franken
Da das Weingut der Stadt Klingenberg, das nicht mehr so heißt, keine Weine angestellt hatte, gab es in Franken einen Pinot Noir von Schmitt’s Kinder und einige von Rudolf Fürst. Der Randersacker Hohenroth 2019 Spätburgunder Schmitt’s Kinder bot in der Nase etwas Milchschokolade, Vanille und Kirschsaft. Am Gaumen zeigt er sich mir etwas zu bodenständig, etwas bitter und brennend mit wenig Finesse, etwas Tomatenessenz, Paprika und wieder etwas Kirschsauce. Ein seltsamer Wein. Die drei Spätburgunder von Rudolf Fürst haben mich diesmal nicht ganz so abgeholt wie in den letzten Jahren. Das ist zwar ganz hohes Niveau auch in 2019, aber es fehlt ein klein wenig die Strahlkraft und Brillanz der letzten Jahre – insbesondere beim Hundsrück, der für mich sonst beständig unter den Top 3 der Republik zu finden ist. Dieses Jahr würde ich den Klingenberg Schlossberg 2019 Spätburgunder Rudolf Fürst vorziehen. Der zeigt im Duft eine leichte Röstung, gibt sich fein und floral mit blauen Blüten wie Veilchen, dazu eine dunkle Frucht und wirklich bestes Holz.
Im Geschmack wirkt er seidig und saftig mit leichtem Druck und einer feinen, lebendigen Säure. Leichte Milchschokolade und dunkle Schokolade, elegantes Tannin, sehr saftig in der roten und dunklen Frucht. Lang, packend, sehr elegant. Ein toller Pinot! Der Bürgstadt Centgrafenberg 2019 Spätburgunder Rudolf Fürst schließt sich dort an. Der Spätburgunder wirkt ätherisch mit leichter Kräuternase, etwas fleischig, sehr elegant. Am Gaumen ist er geschmackvoll, etwas transparenter als der Schlossberg, etwas leichtgewichtiger, aber finessenreich, saftig, eine noble rote und dunkle kirschige Frucht bietet sich hier. Er könnte etwas mehr Druck besitzen, aber dafür bietet er viel Samt und Seide. Der Bürgstadt Hundsrück 2019 Spätburgunder Rudolf Fürst wirkt etwas gedeckt, zeigt Kräuter und Wurzelgemüse, dunkle Beeren und Kirschen, ein paar Berberitzen und ein Hauch von Holzwürze. Er wirkt schon im Duft saftig. Am Gaumen wirkt er nicht ganz so bedeutend wie sonst. Etwas wässriger, nicht so bestimmend, weniger kraftvoll. Trotzdem ein exzellenter Pinot, in sich stimmig, leicht würzig mit Unterholz und Erde, Seide und angenehmem Grip. Vielleicht etwas sehniger als in den letzten Jahren. Einfach mal Zeit geben …
Spätburgunder Rheinhessen
Die Weine von J. Neus stammen so ein bisschen aus der Schule von Benedikt Baltes und bieten eine hohe Reduktion. Der Ingelheim Pares 2019 Spätburgunder J. Neus reizt die Reduktion voll aus. Das sind ganz Rädchen von Knallplättchen und dazu jede Menge Cassis. Da fallen Erde, Unterholz und ein paar blaue Blüten kaum auch noch auf. Am Gaumen wirkt der Wein durchaus saftig, aber auch hier fordert die Reduktion. Der Pinot wirkt etwas bissig und etwas röstig. Der Ingelheim Horn 2019 Spätburgunder J. Neus ist einen Hauch sanfter und doch auch mit jeder Menge Flint und Cassis gesegnet. Dazu kommen rote Beeren, Kirschen und ein angenehm elegantes Holz. Am Gaumen aktuell recht süß wirkend, irgendwie Waldbeer-, vor allem Erdbeerkomplott mit Knallplättchen, recht rund und aktuell ehrlich gesagt noch recht unharmonisch. Ein Premiere gab es aus der Rheinhessischen Schweiz. Der Siefersheim Heerkretz 2019 Spätburgunder Wagner-Stempel bietet ebenfalls eine Reduktion – mehr als der Winzer es eigentlich wollte, wie ich später erfahren habe – aber das habe ich bei dem Wein nicht mehr als störend empfunden. Sie bietet noch einen Hauch von Tankstelle und verbindet sich mitgerösteten Nüssen und dunklen Beeren. Am Gaumen wirkt der Spätburgunder saftig, dunkel, schön griffig, sehr seriös mit rote Beeren, Kirschen, gute Tanningrip und lebendiger Säure. Der Wein wirkt angenehm kühl und dunkel. Oliver Spanier hat zwei Weine ins Rennen geschickt und zeigt an der Rheinfront wie im Wonnegau seine besondere Klasse. Der Oppenheim Kreuz 2019 Spätburgunder Kühling-Gillot wirkt waldbeerig fruchtig mit einem exzellent eingebundenen Holz. Am Gaumen zeigt sich zu Beginn eine charmante leichte Süße, wiederum ein elegantes Holz, etwas Erdbeerkompott, dabei eine pikant herbe Note und ein angenehmer Gripp. Der Wein ist nicht überkomplex aber jetzt schon ein echter Spaßmacher. Der Hohen-Sülzen Kirchenstück 2019 Spätburgunder Battenfeld-Spanier wirkt warm und einladend mit feinstem feines Holz, etwas Vanille, zudem leicht ätherisch mit Kräuterauszug. Am Gaumen wirkt er seidig elegant, saftig und ziemlich sexy in der Balance von warmer Frucht, lebendiger und ausgeglichener Säure, bestem Holz und feiner Würze. Was mich vor allem begeistert hat war die wunderbar feine Textur. Was folgte war 2 x Gutzler 2018 und 2 x Keller 2019. Der Westhofen Brunnenhäuschen 2018 Spätburgunder Gutzler wirkte olfaktorisch noch recht rReduziert mit Kirschkonfitüre, etwas Holz, etwas Erde und Laub. Am Gaumen aber ist der Wein saftig, etwas herb und mit gutem Grip gesegnet. Da findet sich vielleicht eine kleine Bitterkeit hinten raus, aber insgesamt ist das sehr stimmig. Der Westhofen Morstein 2018 Spätburgunder Gutzler bietet im Duft Trockenholz, Trockenkräuter, Unterholz und Waldbeeren ist saftig und knackig, recht herb, fest, griffig, saftig mit leicht sprödem Holz. Aber das macht schon Spaß. Bei Kellers redet man mittlerweile von Felix Keller und weniger von Klauspeter. Der Sohn kümmert sich hier um Pinot, Chardonnay und Sekte. Er liest früher, gibt mehr Rappen in die Vergärung, die kürzer und etwas wärmer verläuft. Die Weine werden prägnanter, frischer und noch besser. Der Westhofen Morstein 2019 Spätburgunder Keller bietet im Duft eine ganz leichte, feine Süße, dunkle Kirschfrucht, wirkt insgesamt recht ernst, herb und angenehm kühl und dunkel. Am Gaumen ist das griffig, saftig, kühl und dunkel mit leicht flintiger Reduktionsnote, klar, präzise mit feinem Tannin und einem reduzierten, gekonnten Holzeinsatz. Der Nieder-Flörsheim Frauenberg 2019 Spätburgunder Keller wirkt eher blütenduftig, mit roten Beeren, mit weißen Beeren, Unterholz und Kräutern. Im Geschmack ist er saftig, seidig, sehr elegant, mit Kirschen, roten und dunklen Früchten, etwas Blutorange, etwas feinem Süßen wie einem warmem Croissant und feinem Holz. Das ist auch jetzt schon sehr sexy.
Spätburgunder Württemberg
Die Weine aus Württemberg haben sich in den letzten Jahren im mehr Platz in meiner Empfehlungsliste erobert. Nicht zuletzt durch die Klasse der Spätburgunder. Den Auftakt bildet hier der Neipperg Schlossberg 2019 Spätburgunder von Graf Neipperg. Und was soll ich sagen? Während ich das in den letzten Jahren nie gemocht habe wegen des doch immer sehr ausschweifenden Holzeinsatzes ist das jetzt viel eleganter geworden. Also: Nicht mehr ganz so viel Holz, aber immer noch recht röstig. Aber eben eleganter. Am Gaumen Etwas Schießpulver, eine saftige Frucht, recht frisch, Kirschen und etwas Konfitüre, etwas Grafit und eine ganz leichte Süße, leine ebendige, saftige Säure und ein gelungenes Tannin. Das ist gut! Es folgt der Pfaffenhofen Geißberg 2018 Spätburgunder Wachtstetter. In der Nase wirkt er recht neutral, etwas beerig, ein paar Kirschen, leicht schokoladig. Am Gaumen schon durchaus saftig, etwas eindimensional, er besitzt zu wenig Tiefe, wirkt etwas wässrig, besitzt eine gute Säure, und Tanningripp, Das ist kein GG, wäre aber ein guter Ortswein. Ganz sicher Erste wenn nicht Große Lage aber ist der Untertürkheim Gips Marienglas® 2019 Spätburgunder von Aldinger. In der Nase etwas an Sauvignon erinnernd mit weißem Cassis, etwas Paprika, ganz leichtes Pyrazin. Die Frucht wirkt früh gelesen, saftig und frisch, es mangelt vielleicht etwas an Eleganz aber dafür gibt es Druck, Saft, Mineralität, eine rote Frucht und ein sehr lebendiges Wesen. Das ist ein sehr eigener, gekonnter Stil, der vom Fellbach Lämmler 2019 Spätburgunder Aldinger noch untermauert wird. Hier gibt es in der Nase etwas Reduktion, etwas Cassis und Paprika, dazu aber auch Kirsche und Kirschkonfitüre, etwas Lanolin, Am Gaumen wirkt er saftig, ja süffig geradezu mit lebendiger Säure, wiederum ein wenig Paprika, druckvoll, ehr eigenständig, sehr präzise und voller Energie. Dagegen haben die anderen etwas Mühe, anzukommen. Der Fellbach Lämmler 2019 Spätburgunder von Rainer Schnaitmann wirkt etwas weihnachtlich mit Zimt und einer Spur Nelke, aber wunderbar klar und einladend mit leichter Wärme und Süße. Am Gaumen ist er seidig und sanft, wiederum ein ganz eigenwilliges Gewürzspektrum, wieder etwas weihnachtlich, lebendige Säure, rund, elegant und doch sehr lebendig und frisch. Beim Fellbach Lämmler 2019 Spätburgunder von Heid missfällt mir ein wenig die recht süße kompottige Walderdbeerfruchtmit Süßkirsche, Unterholz und Zimt. Am Gaumen wirkt er zwar weniger Süß, aber doch ein wenig gekocht wirkend. Trotzdem besitzt er eine lebendige Säure und wirkt nicht unharmonisch, aber etwas konzentriert. In Stetten präzisiert Jochen Beurer seinen eigenen Stil. Der Stetten Mönchberg “Öde Halde” 2018 Spätburgunder Beurer wartet im Auftakt noch mit etwas UHU auf. Auch hier gibt es ein paar leicht weihnachtliche Gewürze, dazu Bleistift und Kräutertinktur. Am Gaumen offenbart der Spätburgunder ein wenig Süße am Gaumen. Das ist nicht zu viel, wirkt aber sehr charmant, ist rund, hat aber doch Grip, eine seidig reife Frucht mit reifer Schwarzkirsche. Auch hier zeigt sich die Kräutertinktur, eine dunkelschokoladige Textur und eine lebendige Säure. Der Schnait Burghalde 2019 Spätburgunder von Karl Haidle wirkt im Duft angenehm steinig und kräutrig herb, herbstlich mit roter und dunkler Frucht. Am Gaumen greift er den Eindruck auf. Auch hier wirkt er leicht herbstlich, kräutrig mit fester Frucht, lebendiger Säure und einem eleganten Tannin. Nicht übermäßig komplex, aber schön. Sehr linear und saftig. Bleibt noch der Hebsack Linnenbrunnen 2018 Spätburgunder von Jürgen Ellwanger. Der wirkt kräutrig herb, saftig, ebenfalls mit etwas Laub und Unterholz. Am Gaumen wirkt er saftig, kräutrig, mit angenehmem Druck am Gaumen, etwas bitter aktuell, recht deutlich im Holz im Finale, dabei leicht tabakig, noch etwas ungestüm, aber das wird sich finden.
Württemberg Lemberger
Der Lemberger a.k.a. Blaufränkisch a.k.a. Kékfrankos ist eine Sorte, die hierzulande hinter dem Blauburgunder immer ein ähnliches Schattendasein führt wie der Silvaner hinter dem Riesling. Aber, manch einer schafft es doch immer wieder auch, aus dem Schatten ins Licht zu treten. Es wird gearbeitet am Lemberger, er wird besser, feiner, eleganter. Das zeigt sich beim Grafen Neipperg, dessen Kollektion mir auch hier deutlich besser gefällt als in den Jahren zuvor. Schwaigern Ruthe 2019 Lemberger Graf Neipperg. Der Lemberger wirkt duftig, kirschig, leicht herb und kräutrig, recht elegant und frisch. Am Gamen ist er vielleicht etwas weich, wieder kirschig, ja marzipanig, dann aber mit recht frischer Säure, mit leichter Süße und rundem Tannin. Der Neipperg Schlossberg 2019 Lemberger Graf Neipperg wirkt im Duft kräutrig herb mit noch weniger Holz, herb, frisch, saftig am Gaumen ebenfalls leicht herb, angenehm frisch, sehr straight und wirklich beeindruckend. Ebenfalls straight wirkt der Pfaffenhofen Spitzenberg 2018 Lemberger Wachtstetter. Aber da gibt es ein wenig zu viel Holz, das überdeckt etwas den Rest, man erahnt noch etwas in Schokolade eingefasste Kirschen. Der Wein wirkt saftig, etwas an Kirschwein erinnernd, etwas viel Holz aber durchaus mit angenehmem, griffigem Gerbstoff. Den Begriff straight habe ich mir auch noch beim nächsten Wein notiert. Der Fellbach Lämmler 2019 Lemberger von Aldinger wartet in der Nase mit viel Schießpulver auf. Auch am Gaumen bietet er viel Reduktion, eine bissige Säure, wirkt leicht austrocknend, aber im Finale harmonisiert sich die Säure mehr, bleibt aber eben sehr straight, aber das wird gut reifen. Das Tannin wirkt kreidig, der Wein insgesamt kernig. Mal sehen, wo da die Reise angeht. Auch beim Fellbach Lämmler 2019 Lemberger von Heid stach die Reduktion mit einer Mischung aus Schießpulver und Cassis noch hervor. Zudem konnte man eine leichte Süße und Menthol wahrnehmen. Am Gaumen wirkt der Wein lebendig und klar, mit purer Frucht und kernigem festen Tannin. Da fehlt vielleicht ein bisschen der Charme, den der Lemberger von Schnaitmann bietet. Der Fellbach Lämmler 2019 Lemberger von Rainer Schnaitmann zeigt sich sehr deutlich im natural-Stil und es würde mich wundern, wenn er geschwefelt worden wäre. Damit präsentiert er sich ganz anders als der Rest. In der Nase leicht hefig, mit dunkler reifer Frucht von Kirschen und Pflaumen. Am Gaumen eine ganz leichte Süße, offen und einladend, seidig mit dunkler Tiefe, eicht adstringierend, einerseits mit Fülle, andererseits mit Frische. Das macht jetzt schon Spaß, hat aber noch Zeit.
Kurzes Fazit
Die drei Frühburgunder fand ich alle empfehlenswert und charmant. Bei den Spätburgundern hatte ich das Gefühl, dass sie mich in ihrer Gesamtheit etwas weniger begeistert haben, als letztes Jahr. Kollege Felix Bodmann hat es so beschrieben, dass die Frucht manchmal, bzw. häufiger ein wenig gedeckt wirkte. Wir saßen nach dem langen „Nicht-Riesling-Tag der Vorpremiere“ länger zusammen und waren uns da recht einig. Das Niveau aber ist trotzdem sehr hoch und es formt sich eine immer deutlichere Spitze in den einzelnen Gebieten. An der Ahr ist das Meyer-Näkel mit der besten Kollektion, auch wenn ich mir dort wie auch in anderen Betrieben dort noch weniger Holz wünschen würde. Insgesamt könnte es auch ein wenig konsistenter sein. Aber wichtig ist, dass es an der Ahr überhaupt weiter geht – woran viele sehr intensiv arbeiten. Im Rheingau habe ich unterm Strich nur drei Weine probiert, da kann ich wenig zu sagen. In Franken gibt das Weingut Rudolf Fürst unangefochten den Ton in Sachen Spätburgunder an und ich bin gespannt, ob Steintal, wo Benedikt Baltes gewirkt hat, irgendwie an das damaliges Niveau wird anknüpfen können. Rheinhessen hat sich mittlerweile zu einem echten Spätburgunderland entwickelt. Da passiert viel und die Spitze besitzt ein sehr gutes Niveau. Das finde ich sehr erfreulich. In Württemberg sind es vor allem die Aldingers, die den Ton mit einem sehr klaren, präzisen Stil angeben. Der Lemberger – ich habe nicht alle hier erwähnt, wirkte oft ein bisschen zu holz- und tanninbetont und noch ausgewogen. Der Aldinger-Lemberger ist ein ziemlich extremer Vertreter, Graf Neipperb hat mich positiv überrascht und Rainer Schnaitmann hat hier das deutlichste Ausrufezeichen mit einem sehr eigenen Stil gesetzt.
Top-Empfehlungen:
Walporzheim Kräuterberg 2019 Spätburgunder Meyer-Näkel
Klingenberg Schlossberg 2019 Spätburgunder Rudolf Fürst
Westhofen Morstein 2019 Spätburgunder Keller
Untertürkheim Gips Marienglas® 2019 Spätburgunder von Aldinger
Fellbach Lämmler 2019 Lemberger von Rainer Schnaitmann
Klare Empfehlungen:
Neuenahr Kirchtürmchen 2019 Spätburgunder Deutzerhof
Siefersheim Heerkretz 2019 Spätburgunder Wagner-Stempel
Oppenheim Kreuz 2019 Spätburgunder Kühling-Gillot
Hohen-Sülzen Kirchenstück 2019 Spätburgunder Battenfeld-Spanier
Nieder-Flörsheim Frauenberg 2019 Spätburgunder Keller
Westhofen Morstein 2018 Spätburgunder Gutzler
Fellbach Lämmler 2019 Spätburgunder Aldinger
Besondere Überraschung:
Assmannshausen Höllenberg 2019 der Familie Allendorf
Neuenahr Schieferlay 2019 Spätburgunder Burggarten
Neipperg Schlossberg 2019 Spätburgunder von Graf Neipperg
Schnait Burghalde 2019 Spätburgunder von Karl Haidle
Hier geht es zu Teil 3:
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