Der Grand Prix der Großen Gewächse 2023 – Tag 2, Spätburgunder – Pfalz

Die großen klassischen Spätburgunder-Regionen sind natürlich die Pfalz und Baden. Mit der Pfalz geht es los.

Spätburgunder Pfalz

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Der 2019 Knipser „Dirmstein Mandelpfad“ hat schon vier Jahre Reife hinter sich. Das Holz hat sich gut in Frucht integriert. Was ich mag ist die Kräuternote, die über der recht dunklen Frucht liegt. Und das sowohl im Duft, als auch am Gaumen, wo der Wein eine gewisse Wärme, aber auch Struktur und Tiefe bietet. Der Wein bietet schon jetzt ein schönes, feinkörniges Tannin mit leichter Gewürznote. Wie im letzten Jahr, zeigt der 2019Knipser „Großkarlbach Im Großen Garten“ mehr sexyness in genau der richtigen Dosis feiner Röstnoten, dezentem, hochwertigen Holz und saftiger Frucht. Das wirkt erst klassisch, am Gaumen allerdings auch leicht gekocht mit einer etwas zu reifen Frucht. 

Flight 2

Der 2019 Knipser „Laumersheim Kirschgarten“, bildet ein wenig die Mitte der beiden vorherigen Weine. Die Nase wirkt dezent kräutrig, leicht würzig trockenem Unterholz sowie einer ganz leichten Süße. Am Gaumen wirkt der Wein saftig und klar, leicht süß und reif. Der Jahrgang wirkt nicht wirklich nobel, vielleicht auch ein bisschen warm, aber auch charmant und einladend mit dunklen Gewürznoten, Holz, Tabak und sogar ein wenig Lakritz. Der 2020 Philipp Kuhn „Laumersheim Kirschgarten“ präsentiert sich meiner Meinung nach feiner als früher mit viel dunkler, saftiger, auch knackiger Frucht. Am Gaumen ist das ein fester, trockener Spätburgunder mit Biss und Tiefe, einer gewissen Kernigkeit und viel kühlen Kirschsaft samt Kernen. Das ist wieder gut. Der 2020 Philipp Kuhn „Laumersheim Steinbuckel“ wirkt gedeckter und zurückhaltender, auch noch etwas kerniger mit dunkler Frucht, Trockenholz und Stein. Das hat noch wenig Charme. Der 2021 Rings „Leistadt Felsenberg“ ist dagegen ein leicht reduktiver, leicht röstiger Spätburgunder mit einem roten wie dunklen Fruchtkompott. Hinter der Reduktion wird der Wein saftig und fleischig, gewohnt hedonistisch mit Kraft, Substanz, aber auch Eleganz. Das Tannin trocknet noch leicht die Mundhöhle aus, wirkt aber fein und reif. Das braucht noch länger. Mit dem 2021 Rings „Kallstadt Saumagen“ sorgen die Rings-Brothers wieder für Charme und die Schokoladenseite des Spätburgunders. Allerdings muss auch hier erst die (leichte) Reduktion verfliegen. Am Gaumen ist das leicht süß und saftig, voll und fleischig, aber auch mit einer kühlen Ader und einem griffigen Tannin. Auch hier muss die Reduktion sich noch etwas verflüchtigen, bevor das richtig schön wird. Aber der Wein hat in diesem Jahrgang fast etwas Schwebendes. Er wirkt sehr balanciert, angenehm seidig und saftig. Der 2021 A. Christmann „Königsbach Idig“ erinnert mich in diesem Jahr fast an einen Tissot-Burgunder aus dem Jura, den ich kürzlich im Glas hatte. Da ist eine offene rote, einladende Frucht mit ordentlich Sauerkirsche aber auch Schwarzkirsche und Beeren, da ist eine lebendigen Kräuterwürze und ein festes Holz, da ist vor allem eine Balance zwischen etwas Schwebendem und etwas Erdverbundenem, fest Gewirktem in Verbindung mit einer Zugewandtheit. Auch am Gaumen bestätigt sich das mit dieser Balance aus roter und dunkler Frucht, charmanter Seidigkeit rund um einen festen Kern mit Kühle und Lebendigkeit. Das wirkt leicht, aber nicht leichtgewichtig. 

Flight 3

Neu hier ist der 2021 A. Christmann „Neustadt Vogelsang“, der aus einer höheren und kühleren Lage stammt. In der Nase wirkt der Wein deutlich verhaltener, fein und kühl. Am Gaumen bleibt die Finesse erhalten, ebenso die kühle, beerige Frucht. Das Tannin packt hier auf angenehme Weise zu. Insgesamt wirkt der Wein jedoch noch recht verschlossen. Der 2021 Bergdolt „Duttweil Kalkberg“ hat immer etwas klassisch Deutsches mit einer deutlichen Röstnote, die auch von etwas gegrillter roter Paprika begleitet wird. Das ist präsent, aber nicht effektheicherisch, sondern recht elegant – so wie im letzten Jahr. Am Gaumen gefällt mir die Kühle in diesem angenehm balancierten, recht saftigen Wein, der in diesem Jahr auch über eine gute Länge verfügt. Daumen nach oben. Der 2020 Münzberg – Gunter Keßler „Godramstein Münzberg Schlangenpfiff” besitzt oft eine warme Note. Die kann er auch in 2020 nicht ganz verhehlen. Er hat ein bisschen was Gekochtes, aber tatsächlich wirkt das auf mich in diesem Falle nicht unangenehm, weil er nicht heiß wirkt. Vielmehr hat man im Duft den Eindruck, da könnte etwas Schnapsiges mit drin sein. Etwas mit Kirsche und Himbeer und etwas Vanille. Am Gaumen aber wirkt der Wein fest, klar und kühl mit eines bissfesten Tannin, das aber reif wirkt. Dazu kommt die typische leichte Eisennote. Der Wein bietet eine dunkle, knackige Frucht, einen schönen Grip und eine kühle Ader. Das gefällt mir wieder gut. Weiter geht es mit dem 2018 Ökonomierat Rebholz „Siebeldingen Im Sonnenschein“.  Man merkt dem Wein den ganz anderen Jahrgang an. Die Frucht wirkt leicht gekocht, verbunden mit einem angenehm dezenten Holzeinsatz. Am Gaumen wirkt sich der Holzeinsatz deutlicher aus, wenig mit Aroma denn mit Griffigkeit und Gaumen, wo wahrscheinlich auch die Rappen eine klare Rolle übernehmen. Sie sorgen nicht nur für Gripp, sondern auch für eine notwendige Frische, die sie auch tatsächlich in den Wein bringen. Der Wein wirkt angenehm fest, saftig, nicht gekocht, sondern klar. Trotzdem ist es in seiner runden Fruchtaromatik ein 2018er. Der 2021 Dr. Wehrheim „Siebeldingen Sonnenschein“ ist drei Jahre jünger und stammt aus einem anderen Jahresverlauf. Er wirkt naturgemäß etwas kühler, bringt aber trotzdem eine feine, charmante Süße an die Nase. Am Gaumen tue ich mich etwas schwerer. Da wirkt das Tannin noch austrocknend, die Säure etwas bissig und der Charme, den der Wein im Duft bot ist hier nicht so ganz zu erkennen. Der 2020 Dr. Wehrheim Birkweiler Kastanienbusch „Köppel“ wirkt dagegen sowohl im Duft, als auch am Gaumen charmant. Die Kirschfrucht wirkt saftig und betörend, das Holz elegant, das Tannin griffig, der Wein insgesamt angenehm transparent, leicht, und doch komplex. So mag ich Spätburgunder besonders gerne. 

Flight 4

Beim 2019 Siegrist „Leinsweiler Sonnenberg“ ist diesmal die Konzentration etwas dezenter ausgefallen. In 2017 war das likörig, in 2018 hatte der Wein Portweincharakter. In 2019 liegt viel Holz über der Frucht. Diese wirkt aber nicht so überreif. Am Gaumen aber ist das ein wenig balancierter Wein mit reifer Frucht, Vanille und etwas bitterem Holz. Der 2019 Siegrist „Ilbesheim Kalmit“ ist dagegen immer der frischere Wein, auch wenn der Stil des Hauses trotzdem präsent ist. Reife Kirsche und dunkle Beeren, Vanille und Holz finden hier aber viel besser zueinander. Am Gaumen wirkt das saftig, dicht, fest und trocknet mit dem Holz den Gaumen aus. Angenehmerweise wird der Wein nicht zu heißt, sondern besitzt sogar eine kühle Ader. Diesmal gibt es drei Weine von Friedrich Becker. Es beginnt mit dem 2020 Friedrich Becker „Schweigen Sankt Paul“, der nicht nur ein tiefes, purpurfarbenes Rot besitzt, sondern auch im Duft eine gute Konzentration von Kirsche, Brombeeren, etwas Schlehe, Kräutern und kühlem Gestein. Am Gaumen wirkt er auf angenehme Weise konzentriert, bietet ein festes, griffiges, auskleidendes Tannin und ein beeindruckende Säure. Beides sagt: Fass mich erst in zehn Jahren wieder an. Aber das wird gut. Ähnliches verspricht der 2020 Friedrich Becker „Schweigen Heydenreich“, der im Duft allerdings feiner und eleganter wirkt. Das Bukett wirkt saftig, fein mit viel Süß- und Sauerkirsche, Zeder, Grafit und bestem Holz. Am Gaumen wirkt der Wein kraftvoll und doch sensibel, tief und beeindruckend frisch mit einer energetischen Säure und Mineralität. Dazu passt das feinkörnige, noch feste Tannin, das ebenfalls noch einige Jahre Reife verlangt. Mit dem 2020 Friedrich Becker „Schweigen KB“ kommt der dritte Becker ins Glas. Die Nase des Pinots aus dem Kammerberg wirkt etwas wärmer in Richtung Kirschkonzentrat. Dazu gibt es aber auch frische Noten von Berberitzen und Blutorangen. Dazu kommt etwas Eisen und elegantes Holz. Am Gaumen ist das ein sehr straffer, fester, geschliffener und vibrierend mineralischer Wein, der den Gaumen noch komplett austrocknet. Da ist eine leichte Bitterkeit mit dabei, die ich bei den anderen Weine nicht entdeckt habe. Da muss man mal abwarten. Es folgt der 2021 Jülg „Schweigen Sonnenberg KB“, also der Wein aus dem Kammerberg-Gewann. Der Wein erinnert an getrocknete Rosenblätter, Schwarzen Tee, getrocknete, süße und saure Kirschen und feines Holz. Am Gaumen wirkt der Wein saftig mit einem süßen Fruchtkern, subtil, präzise und klar. Das gefällt mir sehr gut, weil es kein konzentrierter, sondern bei aller Komplexität ein lebendig, flüssiger, mundwässernder Wein geworden ist. Es folgt der 2021 Jülg „Schweigen Sonnenberg KT“, also der Wein aus der Gewann Kostert. Der Wein präsentiert sich verhaltener, erinnert mehr an Eisen, Minze, Zwetschgen, schwarze Beeren und trockenes Unterholz. Am Gaumen wirkt der Wein ebenfalls fester, zwar auch mit einem süßen Kern, aber etwas zurückhaltender, unentschlossener und auch hier mit festerem Tannin. Der 2021 Bernhart „Schweigen Sonnenberg KT“ präsentiert mehr Holz, was im Duft aber gut zu den Eisennoten und beerigen Frucht passt. Am Gaumen wirkt er saftig, ebenfalls beerig mit vielen roten Beeren und einem guten Säuredruck. Nicht übermäßig komplett aber mundwässernd, transparent mit viel Trinkfluss. Der 2021 Bernhart „Schweigen Sonnenberg RG“ ist anstrengender, besitzt mehr Tannin und noch mehr Säure. Aber die Transparenz ist ebenfalls da. Das braucht Zeit, wirkt aber schon mundwässernd, in seiner roten Frucht sehr klar und saftig. Das gefällt mir gut. 

Sehr empfehlenswert

2021 Rings „Kallstadt Saumagen“

2020 Dr. Wehrheim Birkweiler Kastanienbusch „Köppel“

2021 A. Christmann „Königsbach Idig“

2020 Friedrich Becker „Schweigen Heydenreich“

2021 Jülg „Schweigen Sonnenberg KB“

Empfehlenswert

2020 Philipp Kuhn „Laumersheim Kirschgarten“

2021 Rings „Leistadt Felsenberg“  

2019 Knipser „Laumersheim Kirschgarten“

2021 A. Christmann „Neustadt Vogelsang“

2020 Münzberg – Gunter Keßler „Godramstein Münzberg Schlangenpfiff” 

2020 Friedrich Becker „Schweigen Sankt Paul“

2021 Bernhart „Schweigen Sonnenberg KT“

2021 Bernhart „Schweigen Sonnenberg RG“

2021 Jülg „Schweigen Sonnenberg KT“

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