Was den Sommerurlaub betrifft, so haben wir bisher eine Abmachung: Wir fahren in keine Weinbaugebiete. Schließlich bin ich dort schon den Rest des Jahres unterwegs und keiner von uns hat Lust, dass ich mich veranlasst sehe, auch noch Weingüter zu besuchen. diesmal kam es mir so vor, siehe Podcast, dass die Weinbaugebiete so langsam aber sicher zu uns kommen. In Dänemark weiten sie sich aus, in Schweden und, was dieses Jahr angeht, auch in der Bretagne.
Manchmal nehme ich die ein oder andere Flasche mit in den Urlaub, normalerweise aber kaufe ich die paar Flaschen, die getrunken werden vor Ort. Es wird eh nicht viel getrunken. Da wir uns in dem Teil der Bretagne, in dem wir in diesem Jahren waren, gut auskennen, weiß ich auch, wo ich Wein kaufe. Eine der erworbenen Flaschen war der 2020er Chenin Blanc des Manoir de la Tête Rouge.
Das Weingut habe ich noch nie besucht aber einige der Weine kenne ich schon länger. Es sind Weine mit der Bezeichnung Saumur Puy Notre Dame und das liegt an der Grenze von Saumur zum Anjou, oder wenn man so will an der Grenze zwischen Anjou noir und Anjou blanc. Denn das vom Kalk geprägte Saumur gehört offiziell eigentlich zum Anjou, während alles weiter östlich schon zur Touraine gehört. Puy-Notre-Dame ist eher südlich bis südwestlich des klassischen Saumur zu finden und in diesem Fall sind die Böden mehr von grünlichem, kalkig-kreidigem Lehm als von Kalk geprägt, der hier schon recht tief liegt.
Guillaume Reynouard hat 1995 a in Puy-Notre-Dame mit 14 Hektar Rebfläche begonnen. Heute hat er 18 Hektar. Seit 1998 ist er Bio-Landwirt, seit 2010 gehört er Biodyvin an. Seine Werden bis zu Füllung nicht geschwefelt, er chaptalisiert nicht, vergärt spontan, filtriert nicht und schönt nicht. Dafür gibt es vor der Füllung etwas SO2. Er hat das Glück, über einen Felsenkeller mit konstanten 11 °C zu verfügen, in dem seine Weine reifen. Der Tête d’Ange entstammt einer Selection massale und ist 16 Jahre alt. Er steht im Weinberg l’Enchentoir und Le Chapitre. Nach vier Stunden Presszeit ab es eine Belüftung, dann das Absetzen und dann eine spontan eingeleitete Gärung zwischen November und Mai, also sehr langsam. Der Wein reifte dann auch in den Tanks.
Der 2020er Jahrgang sah in etwa so aus, wie ich mir schon mal notiert habe: Der Winter 2019-20 war der wärmste, der jemals im Loire-Tal aufgezeichnet wurde, mit intensiven Regenperioden, die die Böden vollständig aufgefüllt haben. März und April waren abwechselnd warm und kühl, wobei der Austrieb um den 5. April erfolgte, acht Tage vor dem zehnjährigen Durchschnitt. Ende April und im Mai war es weiterhin sehr warm, und die Blüte begann Anfang Mai (zwei Wochen vor dem zehnjährigen Durchschnitt). Der Juni war enttäuschend mit teilweisem Hagel, der Juli war heiß. Die Lese begann Mitte August für die Crémant-Weine, während sie für die meisten Weine nach einigen willkommenen Regenfällen am Ende des Monats bei schönem Septemberwetter begann. 2020 ist im gesamten Loire-Tal ein ausgezeichneter Jahrgang für trockene Weiß- und Rotweine: die Weine sind konzentriert, frisch und ausgewogen. Die spät einsetzende Edelfäule ermöglichte auch in diesem Jahr eine Reihe von edelsüßen Weinen.
Der 2020er Tête d’Ange ist ein Chenin Blanc, den ich eher im Anjou angesiedelt hätte. Es ist ist kraftvoller, durchaus opulenter Wein, der weißfleischige Früchte mit ein wenig reifer Zitrone und einer leichten Würze verbindet. 14 % Alkohol sprechen für Kraft und Opulenz, obwohl man den Alkohol nicht merkt und sehr gut eingebunden wurde. Das ist ein klassischer Stil von fülligem Chenin, aber zum Glück ohne Botrytis. Er besitzt ein wenig Tannin und Phenolik und verfügt zudem über genügend Säure, um die Fülle zu bändigen. Das ist aber in dem Sinne kein frischer, elektrisierender Chenin. Die kenne ich aus Puy-Notre-Dame aber sowieso eher selten. Dafür hat er uns sehr als Essensbegleiter getaugt.
…vielen Dank für die Beschreibung, behalte ich mal im Hinterkopf!
Das Bild vom Rückenetikett paßt aber nicht so ganz hier rein…
Da hast du allerdings recht 🙂 Bin auf dem falschen Knopf gelandet. Jetzt besser.