Vor der Vorpremiere: Kastanienbusch – Idig – Morstein 2023 bis 2014

Im Jahr 2009 haben Steffen Christmann, Hansjörg Rebholz und Philipp Wittmann erstmals zu einer Probe eingeladen, auf der 10 Jahrgänge ihrer Grand Cru gezeigt wurden. Am Samstag vor der Vorpremiere der Großen Gewächse hat wieder eine solche Probe stattgefunden und ich bin mit dabei gewesen. Wann hat man schon mal die Chance, zehn Jahre Riesling aus dem Idig, dem Morstein und dem Kastanienbusch nacheinander zu probieren?

Das Ganze fand im Weingut Wittmann statt und der Kreis jener, die am Kopf des Saales saßen und in die Weine eingeführt haben, hat sich 2009 erweitert. Neben Steffen saß dort Sophie Christmann, neben Hansjörg Rebholz die Söhne Hans und Valentin.

Wenn Ihr Interesse habt, die Verkostungsnotizen zu lesen, dann kennt Ihr sicher auch die Weinberge. Daher halte ich mich mit den Rahmendaten ein wenig zurück. Ich veröffentliche die Notizen so, wie ich sie mir beim Tasting notiert habe.

Die WinzerInnen probieren vorne am Podium

Ökonomierat Rebholz – Birkweiler Kastanienbusch

24 Hektar, von denen vier zum Weingut gehören. Das Alter der Reben liegt bei durchschnittlich 40 Jahren. Der Boden ist geprägt von Rotliegendem. Vinifikation mit Maischestandzeit von 24 Stunden.

2023: Würze, viel Gestein, blonder Tabak, dazu reife Zitronen und Grapefruits mit Schalen, leicht traubig, Extrakte. Am Gaumen recht saftig, fast süffig und offen mit weißfleischiger Frucht und Zitrusnoten. Zum Finale hin immer straffer mit leichtem Extrakt-Grip am Gaumen, viel Würze gutem Säurezug. Leicht cremig auskleidend. Ein Wahnsinns-Auftakt.

2022: Ganz anders im Duft. Eher verhalten reduktiv mit etwas Gummi. Dann Zitrus und Gestein. Am Gaumen viel mehr Zitrus, auch in Form von Zitronenbonbons. Nicht so komplex wirkend, aber mit schönem Zug und leichtem Grip. Das Zitronenbonbon ist etwas dominant, aber zum Finale hin wird der Wein trocken und steinig mit herben Noten von Zitronenzesten.

2021: Leicht vegetabile Reifearomatik, etwas reifer Rhabarber und Josta sogar? Ansonsten eher etwas verschlossen. Süß-sauer mit Zitrone und wiederum etwas Vegetabilem. Etwas an reifen Sauvignon Blanc erinnernd mit reifer Josta.

2020: Vergleichsweise reduktiv, dahinter Zitrone, weiße und schwarze Johannisbeere, recht steinig, leicht tabakig. Am Gaumen saftig, blütenduftig und weißbeerig, stoffig mit einer gelungenen Balance zwischen heller beeriger und zitrischer Frucht. Energetisch mit leicht elektrisierender Mineralik, sehr gute Länge.

2019: Wirkt reifer als 2020, etwas kandierte Zitronenschale, recht reduziert. Am Gaumen deutlich kräftiger als erwartet, recht balanciert, saftig, aber auch reif, stoffig, leicht zitrisch herb, gute Länge, kommt am Gaumen richtig gut in die Gänge. Dicht mineralisch im Finale. Exzellent.

2018 (aus der Magnum): Noch ganz leicht hefig reduktiv, zitrisch, kräuterwürzig, etwas nasser Stein mit Flechten. Am Gaumen recht saftig mit reduzierter Säure. Eher schmeichelnd, rund, aber mit einem würzig herben Zug und untergründiger Mineralität.

2017 (aus der Magnum): Etwas staubig in der Nase, diffus, dann kommen Stachelbeeren. Am Gaumen saftig und seidig mit sehr guter Tiefe. Leicht cremig in der Textur, aber auch mit leichtem Grip. Die Frucht ist weiß- und gelbfleischig, dazu Zitronen, etwas Bitter Lemon, leicht salzig mit eleganter Säure. Lang, komplex und fest.

2016 (aus der Magnum): Leuchtend gelb; in der Nase gereift mit leichtem Wachston; am Gaumen ebenfalls reif, aber mit einer eleganten, präsenten, wenn auch reifen Säure unterlegt. Das macht aber die Mineralität wett, die hier die Führung übernimmt. Reif, saftig, gelbfruchtig, dabei präzise, lang. Kein Gramm Speck zu viel. Großartig!

2015 (aus der Magnum): Leuchtend goldgelb ohne Trübung, eher wie ein Leuchten aus dem Inneren. Recht reduzierter Duft. Am Gaumen recht herb und zestig, aber zusammen mit einer saftigen, aber immer zitrisch herben Frucht. Dezente Stachelbeeraromatik. Kräuterwürzig, etwas herb im Finale.

2014 (aus der Magnum): Auch hier wieder sehr dezent im Duft, leicht salzzitronig, Blüten, Beeren, wieder Stachelbeeren. Am Gaumen fast fleischig saftig, mit reifer, lebendiger Säure. Leicht kreidige Textur, nicht ganz so lang aber in dieser Länge salzig, mundwässernd, herb zitrisch, leicht limonadig aber sehr schön ausbalanciert.

Großes Publikum von 50 Leuten

A. Christmann – Königsbacher Idig

6,53 Hektar, von denen vier zum Weingut gehören. Der Boden ist geprägt von einem Kalksteinmassiv mit Terra fusca im Oberboden und etwas Sandsteingeröll.

2023: Duftig aber von Beginn an etwas kühler als der Kastanienbusch. Kreidig, eher limettig, dann blütenduftig mit feiner weißfleischiger Frucht. Am Gaumen mit viel Spiel, saftig, hell, steinig und leicht zestig, aber auch ungewöhnlich charmant und offen. Leicht elektrisierend, mit angenehmer Festigkeit und großer Länge.

2022: Zurückhaltend hell, steinig, karg. Am Gaumen ebenfalls reduziert, das aber mit großer Tiefe. Mundwässernd salzig und säurebetont mit viel Gestein, herber Frucht, aber auch ein schönen Seidigkeit. Sehr charmant und tief.

2021: Für 21 ungewohnt zuckrig in der Nase. Dann kommt die Herbe. Am Gaumen dann mit dem typischen Jahrgangs-Druck, zitrisch, leicht zestig, knackige weiße Steinobstfrucht, vor allem aber hell würzig, etwas wachsig im Finale. Noch nicht angekommen.

2020: Leicht wachsig, wie gewachste Zitronenschalen. Am Gaumen ebenfalls wachsig gereift, saftig, leicht salzig, etwas runder in der Säure aber strukturiert und präzise. Im Finale bleibt das Wachs, aber auch herb-zestige Noten und viel Salz. Lang.

2019: Offen und einladend, helles Obst, Zitrone, Kräuter, Gestein: Am Gaumen etwas Wachs, druckvoll, kraftvoll, tief, sehr salzig-saftig mit purer Energie. Tolle Länge und sehr würzig im Finale mit vibrierender Säure.

2018 (aus der Magnum): Etwas Zitronenlimo zu Anfang, aber mit ganz wenig Zucker. Dann die volle Energie mit einer lebendigen, wenn auch reifen Säure. Wiederum sehr salzig, mit feinem Grip, etwas gewachstem Apfel. Lang, dunkelwürzig tabakig.

2017 (aus der Magnum): Etwas diffus, leicht petrolig schon? Jedenfalls mit Karamell. Nicht so zwingend, dafür balanciert feingliederig und wiederum unterschwellig mineralisch, feinwürzig und salzig.

2016 (aus der Magnum): Steinstaub, leicht hellfruchtig, blütig aber nicht viel Frucht. Am Gaumen saftig, zunächst rund, dabei äußerst charmant, duftig, steinig, salzig mit einer Säure, die erst im letzten Drittel aufdreht und sich dort mit dem Stein, dem Salz und der 9-Volt-Blockbatterie verbindet. Ein weiterer großer 2016er.

2015 (aus der Magnum): Gelb, reif, leicht gewachst. Herb frisch und saftig mit weißer und gelber Frucht, Die Säure ist reif, aber immer noch klar präsent. Etwas üppiger, aber in sich stimmig, elegant mit der typischen leicht würzigen Mineralität und Salzigkeit. Leichtes Nougat. Reif.

2014 (aus der Magnum): Gelb. Gereift und reif mit leichtem Wachs auf gelber Frucht, Lemoncurd mit Orange, Etwas Bitter Lemon. Am Gaumen saftig und seidig, gereift mit viel leicht herber Schale, schwarzem Tee, etwas grüner Frucht, Steinsalz. Lang auskleidend. Saftig und leicht herb bis zum Schluss.

Alle Weine in einer Reihe

Wittmann – Westhofener Morstein

24,04 Hektar mit sechs Hektar im Besitz des Weinguts. Schwere Tonmergelböden mit Kalksteineinlagerungen. Darunter wasserführende Kalksteinfelsschichten.

2023: Deutlich blütenduftig, mit etwas Limo, ganz leicht flüchtige, was aber sexy ist. Hell, leicht steinig. Saftig, etwas Bitter Lemon, aber mit angenehmem Säuredruck, nur leicht herb, sehr charmant, sexy, leicht salzig, so saftig, dass man es jetzt trinken will.

2022: Recht reduziert, leicht phenolisch, dann leicht mandelcremig mit heller Frucht. Am Gaumen pur, zitrisch, wiederum etwas limonadig, saftig, mundwässernd mit der Säure. Etwas herb und recht verschlossen wirkend.

2021: Recht reduziert, zitrisch, leicht wässrig. Am Gaumen leicht wachsig und stachelbeerig, kühl, leicht salzig, auch hier nicht hochkomplex, nicht ganz so lang, aber energetisch.

2020: Ganz anders: Etwas Nougat, cremig, reif, etwas Wachs, cremig, saftig, etwas runder aber auch energetisch, lebendig. Gute Länge.

2019: Eine gewisse Reife, gewachste Apfel- und Zitrusschale; recht herb, saftig, leicht mundwässernd, recht lang, mit angenehmem Druck. Schön lang, energisch, saftig, sehr salzig.

2018 (aus der Magnum): Recht rund, saftig, gelb- und weißfruchtig, mit feiner herber, Grapefruitschale. Saftig, ganz leichte Extraktsüße, tolles Volumen, reif, etwas weniger druckvoll, dafür aber kräuterwürzig, etwas Nougat, aber nicht süß im Finale, eher leicht herb mit gutem Volumen.

2017 (aus der Magnum): Etwas Schwarztee, ganz leichtes Petrol, etwas Ananas. Dezent süß, saftig, s recht viel Volumen, nicht ganz so zwingend. Schon gut gereift. Jetzt wunderbar zu trinken.

2016 (aus der Magnum): Auch hier ein wunderschöner 2016er Jahrgang: Würzig, heb, zitrisch, dabei reif und saftig, geniale Länge, leichte Festigkeit, viel Zestigkeit, Saft, Salz, fantastische Tiefe.

2015 (aus der Magnum): Wunderbar gereift, etwas Lemoncurd, etwas weißer Nougat, kandierte Zesten, dann Stein, Kräuter. Am Gaumen zunächst etwas süß und rund, dann leicht wachsig, würzig, viel Mineralität und Steinigkeit, die Süße bleibt, aber das Zestige wird dominanter. Im Finale dann wieder Salz, angenehm reife Säure, Gesteinswürze. Gute Länge.

2014 (aus der Magnum): Bisschen Kräuterlimo mit gereiftem Riesling und schwarzem Tee; Am Gaumen wiederum etwas Limo, dann viele herbe Gesteins- und Kräuternoten, mineralisch, leicht phenolisch, etwas Wachs, Reifenoten, aber dabei druckvoll, fest, tolle Länge und Intensität bis zum Schluss. 

Fotos Copyright: Weingut Wittmann

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