Von der 3er-Vertikale bei Wittmann ging es weiter zum Schlossgut Diel an die Nahe. Dort haben die Weingüter Schlossgut Diel und Clemens Busch zusammen den 222. Geburtstag ihrer Weingüter gefeiert. Viele haben sich gefragt: Diel und Busch, wie passt das zusammen? Darauf gekommen waren zwei befreundete Mitarbeiterinnen der jeweiligen Weingüter, aber wenn man Caroline Diel und Clemens Busch zusammen beim Tasting gesehen hat oder auch Johannes und Rita Busch sowie Sylvain Taurisson-Diel konnte man annehmen, dass sie viel Spaß bei der gemeinsamen Präsentation hatten. Und wenn man dann noch weiß (ich wusste es vorher auch nicht), dass die Diels mitten in der Umstellung auf biologische Bearbeitung ihrer Weinberge sind, dann passt es noch besser. Ich feiere das, denn diese Wirtschaftsweise ist an der Nahe immer noch eine Seltenheit. Zuerst ging es für mich zum Tasting, dann später in den Garten, der an sich schon eine tolle Atmosphäre bietet, dann aber durch die Speisen eines Herrn Heiko Antoniewicz deutlich aufgewertet wurde. Ich hatte diesen sympathischen Menschen bisher nie kennengelernt, schätze aber eine Reihe seiner Kochbücher, die ich regelmäßig zur Hand nehme. Nun aber zu den Weinen:
Schlossgut Diel
Der Burgberg ist der Wein mit der größten Veränderung. Bis 2016 wurde er über einen Winter hinweg im Stückfass ausgebaut und vor dem Sommer gefüllt. Seit 2016 wird er über zwei Winter auf der Hefe gelagert. Ein Jahr im Holz auf der Vollhefe und ein Jahr mit weiterhin viel Hefe im Edelstahl. Der Burgberg hat ein ungewöhnliches Terroir für die Gegend, denn er besteht im Wesentlichen aus Rotliegend aus der Permzeit, ähnlich wie der Birkweiler Kastanienbusch.
2021 Burgberg: Petrolig würzig, duftig: man findet einen deutlichen Gesteinsabdruck im Wein, dazu etwas Bienenwachs und reifes Steinobst; Am Gaumen wirkt der Wein seidig, recht sinnlich und feinwürzig. Die Säure wirkt zunächst vergleichsweise dezent, fast spielerisch, wird aber später fordernder. Der Riesling wirkt recht elegant, blauschiefrig, steinig, ganz leicht salzig, hinten raus trocken, weniger reifals in der Nase aber herrlich reif für 2021.
2018 Burgberg: Reif, weiß- und gelbfruchtig, dunkelwürzig, etwas Nougat, Phenolik; Am Gaumen Extraktsüße, Malz, leichte Herbe, saftige, reife Frucht, zunächst runde, dann durchaus präzise Säure. Etwas Gin Tonic hinten raus und ein wenig Wärme.
2017 Burgberg: etwas heller würzig aber vor allem gesteinswürzig, duftig, aber geerdet. Alles mit viel Gesteinswürze, etwas Malz, aber trocken. Auch am Gaumen wieder sehr klar, straff in der Säure und würzig. Präzise, leicht salzig, dabei stoffig und saftig mit großer Länge.
2015 Burgberg: Der Wein wirkt recht warm und etwas mürbe mit leichten Bitternoten. Das Steinige wirkt dunkel, am Gaumen findet man eine leicht bittere Phenolik. Dabei erscheint der Wein aber durchaus saftig, erreicht aber nicht die Qualität der jüngeren Weine, die deutlich längeren Hefekontakt hatten.
2013 Burgberg: Reif, leicht phenolisch, etwas schwarzer Tee, ganz leichte Extraktsüße, reife Kernobstfrucht, etwas süßer Cidre, aber auch herbe Noten von Zesten, dazu eine klare, präsente Säurestruktur. Besonders ist die Frische, die für den Jahrgang bemerkenswert ist.
Clemens Busch
Im Gegensatz zu einer typischen Vertikale hat Clemens Busch sich für unterschiedlicher Weine aus der Marienburger Falkenlay entschieden. Die Falkenlay liegt im Amphitheater Marienburg (17,5 Hektar) mittendrin, windgeschützt, vom grauen Schiefer geprägt. Falkenlay das “klassische” GG. Zwischen vier (2021) und 24 Stunden (2015) Standzeit vor dem Pressen. Felsterrasse sind sechs sehr steile Terrassen innerhalb der Falkenlay innerhalb von Felsen mit über 100 Jahre alten Reben in sehr kargem Boden. Raffes ist das Filetstück in der Lage Marienburg von alters her. Ein extrem karges Stück rund um ein Fels-Ensemble. Reben etwas jünger um die 75 Jahre, die Stilistik aber ist immer anders mit mehr Opulenz.
2021 Falkenlay: Kräuterwürze und Schiefer, Lanolin und Steinobst, duftig, steinig, recht kühl; Am Gaumen leichte Extraktsüße, saftig fein, duftig und dann schiefrig, vibrierend mineralisch, dabei total entspannt weil balanciert durch langes Hefelager. Zum Schluss ganz trocken und pur schiefrig und sehr würzig. Großartiger trockener Moselriesling.
2013 Falkenlay: Leicht nussig, Nougat, feine Extraktsüße aus einer anderen Zeit. Am Gaumen eine feine Süße, rund, harmonisch, tief, tief würzig, mineralisch mit einer leicht herben Note. Etwas schwarzer Tee, aber voll da, konzentriert, sehr schmackhaft, lebendig, ja fast schwebend.
2015 Falkenlay: Frisch, lebendig, ein wenig Bitter Lemon und Mostapfel. Wirkt zunächst etwas einfacher als 2013, saftig, limettig, dann trocken, steinig, leicht vibrierend, leicht würzig und mit zunehmender Luft immer einladender.
2015 Marienburg Felsterrasse: Etwas kühler und steiniger wirkend als die Falkenlay, sehr geschliffen, etwas weißbeerig, dazu junger Apfel, Zitronenzeste; Am Gaumen kräftig, klar in der Säure, schmelzig und stoffig, hinten raus ein wenig kürzer als der Vorgänger.
2015 Marienburg Raffes: Im Duft Nektarine, Aprikosen, Apfel, Safran und Lanolin. Zunächst etwas zurückhaltend am Gaumen; dann aber mit immer mehr Volumen. Was für ein reichhaltiger und kraftvoller und dabei ausgewogener, Riesling. Er hat ein leichtes Karamell, ist schon sehr saftig, leicht teeig, würzig und trotz der Üppigkeit irgendwie schwerlos, was ein gutes Zeichen für einen großen Wein ist, wenn die scheinbaren Gegensätze ein Yin und Yang bilden. Schließlich mündet der Raffes in einem langen Finale. Großer Wein!