Wann ich das erste Mal eine Flasche des Porseleinberg in der Hand hatte, kann ich nicht mehr genau sagen Aber es war ein besonderes Gefühl, denn allein das Etikett, das gearbeitet ist wie Fine Bone China ist etwas Besonderes. Ich weiß nur, das 2013 der älteste Jahrgang ist, der bei mir im Keller liegt. De facto hat sich dieser Wein, es ist ein reinsortiger Syrah, schnell zu einem der besten seiner Art in Südafrika entwickelt. Verantwortlich dafür ist Callie Louw und den habe ich kürzlich auf Einladung von Tesdorpf im Mash in Hamburg getroffen.
Das Land, also den Berg mit dem besonderen Namen, hat Marc Kent vom Boekenhoutskloof 2009 im Swartland erworben und er hat Callie Louw als Winzer und, wie dieser selbst sagt, vor allem als Landwirt engagiert. Er hatte vorher bei Rustenberg gearbeitet. Der Mann hat im Mash zwar gerne über seine Weine geredet, doch es wurde schnell klar, dass sein Selbstverständnis tatsächlich das eines Weinbauern ist, der zudem auch noch einen Keller zu betreuen hat, in dem die Trauben schließlich zu Wein werden. Es wird ja immer gerne behauptet, dass Weinmachen aus kontrolliertem Nichtstun besteht, wenn die Qualität der Trauben stimmt, aber natürlich ist es viel mehr als das. Bei Callie Louw ist es jedoch nicht wirklich viel mehr. So, wie er es geschildert hat, arbeitet er ziemlich hemdsärmelig im Keller, was ihn jedoch nicht davon abgehalten hat, Dinge zu verändern und auch zu lernen.
Die Reben, die am Porseleinberg stehen, wurden Mitte der 1990er Jahre gepflanzt und das Meiste wird für die verschiedenen Syrah des Boekenhoutskloof verwendet. „Sie haben mir am Anfang nur 3.000 Pflanzen für Porseleinberg übrig gelassen, mit denen ich herumexperimentieren konnte“. 2010 hat er nachgepflanzt und mittlerweile gehören 16 Hektar zum Porseleinberg, während 180 zum Boekenoutskloof gehören. „Chocolate Block“ sorgt halt für großen Bedarf.
Die Reben sind, so Callie, etwa so groß wie Bonsai-Bäumchen, weil sie es in dem Boden, der zu 80 bis 90 % aus festem Stein besteht, wirklich schwer haben. Der Boden besteht fast ausschließlich aus Glimmerschiefer mit einer dünnen organischen Auflage, bei der die biologische Landwirtschaft zusammen mit einer No-till-Strategie nach und nach den Humusgehalt erhöht hat. Sein Ansatz im Keller ist vergleichbar mit dem von Jamet an der Nordrhône, wo er unter anderem sein Handwerk gelernt hat. Er vergärt Whole Bunch, also mit ganzen Trauben, es sei denn, Oidium hat die Stile angegriffen, dann schneidet er alles raus, was nicht gesund ist. Die Maische wird dabei ausschließlich im Beton vergoren. Der Ausbau hat sich allerdings im Laufe der Jahre leicht verändert. Wir haben mit Callie alle runden Jahrgänge von 2012 bis 2022 probiert. Und da das Mash in Hamburg ein Steakrestaurant ist, gab es unterschiedliche Cuts mit diversen Beilagen. Ich habe lange nicht mehr so gute Steaks gegessen.
2012
Dies ist der erste Jahrgang, der einen in Richtung Jamet und Côte-Rôtie führt, sagt Callie. Mengenmäßig gab es hier gerade einmal 2.500 Flaschen. Der Wein wurde komplett im Betonei ausgebaut, aber nur für 12 Monate (statt 24 Monate in 2011). Es ist ein dunkler, sehr feiner und tabakwürziger Jahrgang, dem man die zehn Jahre null anmerkt. Das ist vielleicht noch kein sehr tiefer Porseleinberg, aber einer, der beeindruckend balanciert wirkt, zeitlos elegant, fein im Tannin, dazu immer noch sehr frisch. Ein starker Beginn.
2014
Der Wein wirkte auf mich zu Beginn wie ein reifer, voller Blaufränkisch. Also eher aus einer kühlen denn heißen Gegend. Warm war es schon, aber der feuchteste Jahrgang in der Historie des Swartlandes mit 600mm statt durchschnittlich 450 mm Regen. Entsprechend reduzierte der Mehltau die Mengen und es gab so wenig, dass der Wein nicht im Betonei, sondern im Holz ausgebaut wurde. Der Wein wirkt duftig mit viel Veilchen und schwarzer Frucht von Holunderbeeren, Cassis, Brombeeren und Veilchen, dazu etwas Zeder und Eiche. Ein eleganter, köstlicher Wein.
2016
Dieser Jahrgang ist das genaue Gegenteil von 2014. Es war der Beginn der Dürre, die mehrere Jahre angehalten hat. Ich kann mich an die Gespräche in 2018, als ich unten am Kap war, noch sehr gut erinnern. Manche, sogar sehr alte Weinberge mit tiefen Wurzeln haben die Dürre nicht überlebt. 2016 fielen nur 221 mm Regen, und dabei von Oktober bis zur Lese im März gerade einmal 34 mm. Diesmal war die Erntemenge nicht wegen Oidium so gering, sondern wegen der Dürre. Callie war sich damals nicht sicher, ob man aus der Frucht überhaupt Wein würde machen können, doch er hat es getan. Merkt man ihm Trockenstress an? Nein, aber es ist ein Syrah, der aus dem Vollen schöpft. Er ist konzentriert, aber nicht mächtig; dicht mit viel Cassis, Brombeere und Pfeffer.
2018
Dies ist der Jahrgang mit der entscheidenden Änderung in der Vergärung der Trauben und auch der, in der die Menge erhöhte wurde, da die Trauben der Neuanpflanzungen aus 2010 mit dazu gekommen sind. Die Stiele werden immer noch mitvergoren, jedoch alle vorher herausgeschnitten und getrennt in die Mazeration gehängt. Die Vergärung selbst nennt sich „Submerged Cap Fermentation“ und ist seit ein paar Jahren die Wahl, wenn man kraftvollen Rebsorten mehr Eleganz verleihen will. Bei Ridge hat man das übrigens schon 1959 begonnen, ganz nebenbei gesagt. Es ist eine eher passive Extraktion, bei der der gesamte Tresterhut die gesamte Zeit über untergetaucht bleibt und nicht ständig bewegt wird. Man kann es vergleichen mit einer Infusion beim Tee. So wird der Tresterhut, der von sich aus immer wiedernach oben steigt auch vor flüchtiger Säure oder Oxidation geschützt. Der Wein wirkt recht transparent, zeigt eine sehr feine, fast glatte Textur und Gerbstoffstruktur, wirkt mundfüllend, reif, süß und sehr sex. Ein Crowdpleaser, dem es mir ein wenig an Kante mangelt. Schließlich ist das ein ausgewachsener Syrah.
2020
Callie sagte, dass er die „Submerged Cap Fermentation“ immer besser beherrscht und immer bessere Gerüste für diese besondere Art der Fermentation herstellt. Das merkt man im 2020er Jahrgang, der mehr griffiges Tannin bietet, dabei aber ebenso klar glänzt wie der der 2018er. Es ist Syrah mit viel dunkler, saftiger Frucht, Süßholz, Gestein und Frische.
2022
Es ist der jüngste, vielleicht aber auch der bisher beste Wein, was sich im Laufe der Zeit zeigen wird. Während laut Callie 2020 ein Jahrgang mit Sonne und entsprechend viel Zucker war, hatte 2022 Sonne und wenig Zucker. Für ihn war es ein Jahrgang, bei dem nach dringend notwendigen Regenfällen bis in den Dezember im Januar die Sonne kam „und nicht mehr unterging“, was dazu führte, dass die Reben sich in sich zurückzogen und die Reife lange nicht weiter voranging. Schließlich wurden die Trauben Mitte Februar rund drei Wochen später reif als üblich. Man merkt dem Porseleinberg 2022 allerdings keinerlei Stress an. Es ist ein Wein, der im Duft vor Veilchen und Salmiak, Cassis, Brombeeren, Zwetschgen und Süßholz nur so strotzt. Am Gaumen wirkt er zudem kräutrig und pfeffrig, saftig und fleischig mit einem feinen Tannin, das aber Biss hat. Der Syrah besitzt gleichzeitig Finesse, Leichtigkeit und eine großartige Länge.