Zwischen zwei Präsentationen und nach einer dreitägigen akuten Blitzverspannung, die dazu geführt hatte, dass ich für ein nächtliches Aufstehen aus dem Bett ca. 20 Minuten gebraucht habe mit der starken Sorge, dass mir bei einer falschen Drehung die gesamte Wirbelsäule um die Ohren fliegen würde, habe ich mich kurzfristig auf eine kleine Insel mit dem Namen La Gomera begeben. Eine ausgezeichnete Wahl, wie sich herausgestellt hat. Klimatechnisch ist so etwas natürlich eine Katastrophe, darüber brauchen wir nicht zu streiten. Wenn man bei Atmosfair die Reise Frankfurt/Hahn – Teneriffa eingibt, kommt man für den Hin- und Rückflug etwa auf einen durchschnittlichen Jahresautoverbrauch. Da hilft es auch nix, dass ich kaum Auto gefahren bin. Letztlich hilft es auch nicht viel, dass ich vierzig Euro an Atmosfair abgedrückt habe, um mein Gewissen zu erleichtern, damit die das dann in Klimaschutzprojekte stecken. Das ist lediglich Ausdruck des Luxus, den ich mir als Durchschnittseuropäer leisten kann.
Für mein persönliches Wohlempfinden kann ich nur sagen: Wunderbar!
Sechs Tage Anwesenheit, drei Tage wandern, drei Tage am Strand liegen, schwimmen, durch Saftbars und Cafés tingeln, mit Menschen reden, wenn mir danach war. Meistens war mir nicht danach.
Die Insel unterscheidet sich sehr stark von der kanarischen Insel, auf der ich schon vorher einmal war und die ich nicht noch einmal besuchen müsste: Lanzarote. La Gomera habe ich als deutlich abwechslungsreicher empfunden. Allein dass es dort verschiedene Klimazonen gibt – so groß ist die Insel nun wirklich nicht, man nach 10 Minuten Busfahrt den Berg hoch völlig anderes Wetter hat. Jedes Tal, und davon gibt es viele zwischen den zahlreichen zerklüfteten Hängen, bietet neue Überrschungen und Blicke.
Eigentlich hatte ich gar nicht so intensiv den gediegenen Fußmarsch bergauf pflegen wollen. Als ich jedoch einmal unterwegs war, konnte ich gar nicht mehr aufhören. Von Meereshöhe n.n. 800 Meter steil bergauf, dann über eine Alm zum nächsten Dorf, da so satt gegessen bei einer Wirtin, die mir ständig auf die Schulter getätschelt hat und mich »mein Lieber« nannte und bei der ich zum Glück diesen wunderbaren Brunnenkresseeintopf probiert habe, von dem ich gelesen hatte. So voll, dass ich wieder weiterlaufen musste bis auf 1.200m. Da stehe ich dann, durchgeschwitzt im kalten Wind bei 8 Grad, bei 20 Grad hatte ich begonnen. Runter mit dem Bus, nach kurzem Duschen zu »Maria«, dahin, wo man sich trifft seit 30 Jahren. Direkt am Strand mit Blick auf den Sonnenuntergang. In die Jahre gekommene Sozialarbeiter, Jongleure und Wandersleute spielen »Sehen und Gesehen werden« und alles ist gut.
Dann vielleicht noch mal warm essen? Oder zurück auf meine Dachterrasse? Ich entscheide mich für Letzteres. Kurzweilige Literatur und eine Flasche 2002er Lignum von Albet y Noya die ich im dortigen deutsprachigen Bioladen für sage und schreibe 4,50 Euro erstanden habe. Und der Wein passt mir gut zur Stimmung.
Ach Gomera. Anderthalb Wochen bist du nun schon wieder entfernt. Welche Trauer.
Vor zwei Wintern haben wir genau das auch gemacht und es seeehr genossen. Deine Fotos wecken Sehnsüchte.