Ich muss gestehen, wenn ich an Valpolicella denke, denke ich an den Offenausschank von Pizzabuden, in den leichter, fader roter Wein direkt neben den Soave-Pullen steht. So ein bisschen, wie das italienische Pendant zum Trollinger gewissermaßen.
Allerdings haben mich zwei Winzer bei der Prowein eines Besseren belehrt. Zum einen war das Hans Hengerer am Stand der Jungen Schwaben, dessen Trollinger wie Lemberger, vor allem aber der Cabernet Franc ausgezeichnet war. Zum anderen habe ich bei Vinaturel den Winzer Alessandro Castellani von Ca’ la Bionda getroffen.
Dessen Weine sind schlichtweg eine Wucht. Neben Valpolicella habe ich zwei Amarone probiert, die so überhaupt nichts mit Überreife oder Süße zu tun haben, sondern expressiv, fruchtig, dicht und unglaublich frisch und mineralisch daherkommen.
Der kleine Bruder – dessen Trauben aus den Sorten Corvina, Corvinone und Rondinella im Gegensatz zum Amarone nicht angetrocknet werden – der Valpolicella der Einzellage Casal Vegri hat nichts, aber auch gar nichts mit dem zu tun, was ich bisher unter dieser Gebietsbezeichnung probiert habe. Der Duft von kräftigen, frischen Sauerkirschen steht im Glas, verbunden mit einem Hauch von Waldfrüchten, dunkler Schokolade und einigen kräutrigen Aromen und leichtem Holz. Faszinierend, wie frisch, saftig und gleichzeitig dicht dieser Valpolicella wirkt.
Das ist ein Wein, der im Regal vermutlich leicht übersehen wird, weil die Region einen schlechten Ruf hat und der Wein dafür den meisten wohl deutlich zu teuer vorkommen wird. Man muss ihn also bewerben und Überzeugungsarbeit leisten. Wer ihn allerdings probiert hat, wird ihn sicher auch noch ein zweites Mal trinken wollen, da bin ich mir ziemlich sicher.
Hallo Christoph,
war vergangene Woche bei CA´la Bionda und habe mich ein wenig mit Casal Vegri und Amarone eingedeckt. Mir wurde alles sehr ausführlich von Alessandro erklärt. War ein sehr schöner Aufenthalt auf dem Weingut.
Danke für den Tipp!
Gruß Ralph