Ich hatte ja gesagt, dass ich es nicht bei einem verkorksten Trinkgenuss belassen wollte – wo ich es doch nach langer Abwesenheit mal wieder zu einem Beitrag der geschätzten Weinrallye geschafft habe, dessen G.O., Thomas Lippert vom Winzerblog, ich im ersten Beitrag vergessen hatte, zu erwähnen.
Hanspeter Ziereisen gehört seit knapp einer Dekade zu den Vordenkern und zur qualitativen Speerspitze des badischen Weinbaus. Auch ihm war es nicht ursprünglich in die Wiege gelegt, es war kein automatischer Prozess vom Winzersohn zum eigenen Betrieb, Ziereisen, dessen Ausbildung – und da haben wir etwas gemeinsam – die zum Tischler war, hat sich erst ein wenig herumgetrieben, den Weinbau intensiv und praktisch studiert, bis er wusste, wo er hin will. Die Mischung dessen, was daheim angebaut wird, hat sich entsprechend verändert, lange schon liegt der Fokus auf Wein.
Dabei hat sich der Stil, den Hanspeter Ziereisen pflegt, in den letzten Jahren ebenfalls deutlich verändert. Kürzlich habe ich einen 1999er Spätburgunder aus der Gemarkung Rhini probiert und dieser ist mit den Weinen neueren Datums nicht mehr zu vergleichen. Die älteren Modelle sind deutlich holzbetonter, gerbstoffreicher, die neueren Jahrgänge werden immer fokusierter, klarer, präziser. Dies zeigt sich auch beim 2007er Rhini, preislich gesehen der größere Bruder vom Schulen, dem noch der Wein aus der Gemarkung Tschuppen folgt und der lediglich vom äußerst raren Jaspis übertroffen wird.
Qualitativ kann ich nicht behaupten, zwischen Rhini und Schulen, dessen Rebstöcke jünger als die des Ersteren sind, zu unterscheiden, der Stil ist ein anderer. Es fällt momentan auch schwer, weil die 2007er einfach noch zu jung sind und ein wenig vor sich hin schlummern – das war mir relativ klar, probieren wollte ich in diesem Stadium trotzdem einmal.
In den rauchigen Geruch mischen sich etwas Unterholz und rote Beeren. Die Mineralität des Weins zeigt sich ebenfalls schon in der Nase. Im Mund findet sich die gesammelte, gezügelte Kraft gleichermaßen wie die filigrane Klarheit dieses Weines. Die momentan vorhandene Balance und Ausprägung lässt, wenn er erwachsen geworden ist, einen großen Wein erwarten.
Bis dahin versüße ich mir mangels Besitzes älterer, reifer Jahrgänge das Leben mit dem Tschuppen.
Und – das wollte ich ja zum Abschluss noch sagen – was ist das für ein Segen, dass wir gar nicht wirklich in die Ferne schweifen müssen, uns nicht endlos durch flache und langweilige burgundische Gewächse trinken müssen, die nicht halten können, was ihre großen Namen erwarten lassen – nichts gegen die großen Gewächse dort, Gott bewahre, aber der Weg zu gutem, bezahlbaren Wein im Burgund ist halt deutlich steiniger als hier. Und die Qualität ist teils fantastisch!
Bin am 24.03.2011 auf dem Weingut Ziereisen gewesen und dort auch fündig geworden:
Weissburgunder 2009 kommt sehr erfrischend und aromatisch daher!
Grauburgunder 2009 noch nicht verkostet.
Aber die Blauburgunder 2008 sind hervorragend!
Der Standard Pinot-Noir leicht gekühlt (15° C) mundet sehr gut.
Tschuppen und Schulen sehr elegant mit fein eingebundenen Tanninen und einem schönen Säurekorsett.
Heute Abend “Rhini” geöffnet und begeistert!
Elegant, nachhaltig sowie erdig (terroir) und – vor allem – noch mäßig in der Gradation (12,5 %).
Herzlichen Glückwunsch an Hanspeter Ziereisen und seine Familie!
Ich bin gespannt auf den Jahrgang 2009.
Joachim Koch