Ich muss sagen, dass ich bis gestern der Meinung war, dass Burgund und nachvollziehbares Preis-Genuss-Verhältnis ein unauflösbarer Wiederspruch sind. Gestern aber haben wir uns mit vier Weißweinen aus dem Burgund einen netten Abend gemacht. Dabei dürften die ersten beiden Weine unter 10 Euro zu haben sein, die beiden Chardonnay von de Villaine liegen unter 20 Euro.
Der erste Chardonnay mit dem wir uns beschäftigt haben stammt aus Loché, einem kleinen Dorf im Mâconnais, welches knapp oberhalb des Beaujolais liegt. Im Mâconnais befindet sich unter anderem auch die Appellation Pouilly-Fuissé.
Céline et Laurent Tripoz – man kann mit Fug und Recht behaupten das die Qualität ihrer Weine im diametralen Gegensatz zur Qualität ihrer Website steht – haben 1990 mit der Weinbereitung begonnen, kurze Zeit später fiel die Entscheidung, auf bio-dynamischen Anbau zu setzen. Nach Aussage derer, die die Domaine von Beginn an begleiten geht es seit dem qualitativ steil bergauf. Wenn es stimmt, dass diese Wirtschaftsweise das Terroir aus dem Wein geradezu extrapolieren kann, dann kann ich das anhand dieses Weines nachvollziehen. Der Chardonnay wirkt salzig-mineralisch, eine karge, relativ kühle Landschaft mit Seeluft kommt mir in den Sinn. Dabei muss er sich erst einmal, oder vielleicht müssen wir uns erst einmal durch einen unangenehmen Geruch kämpfen der an stehendes Wasser erinnert. Das mag daher kommen, dass der Korken komplett durchnässt war. Die Befürchtung, der Wein könne Schaden genommen haben bestätigt sich glücklicherweise nicht. Im Gegenteil, nachdem sich diese Mischung aus Brackwasser und vergorenem Gemüse gelegt hat finden wir Sandelholz samt einer Kaffeebohne in die sich im Laufe des Abends der Geruch von Salz und Haselnüssen mischt.
Der Wein ist knackig frisch mit einer kräftigen Säure die etwas an Apfelsäure erinnert. Dabei fallen mir genau gar keine Früchte ein wenn ich über das Aromenspektrum des Weines nachdenke. Es ist die salzige, säurebetonte Kargheit die beeindruckt und später durch eine leicht hefige Note und etwas Florales erweitert wird. Der Wein wird im Laufe des Abend weicher und runder, behält aber sein Gerüst, behält die ihm innewohnende Ausgeglichenheit.
Als wir unsere Nase in das zweite Glas halten, erleiden wir fast einen Kulturschock. Diese beiden Weine haben zunächst einmal so gut wie nichts miteinander zu tun, bis auf die Tatsache dass sie aus dem Burgund stammen, zu 100% aus Chardonnay gekeltert wurden, dem gleichen Jahrgang entstammen, die gleichen Alkoholgrade in sich tragen und ziemlich genau das Gleiche kosten dürften. Sonst ist alles anders. Wenn der Tripoz einer Familie von Evangelikalen entstammt so sind die Weine von d’Ardhuy rheinischer Katholizismus. Der Chardonnay der Domaine Gabriel d’Ardhuy duftet nach kleinen Thai-Bananen die mit ein wenig Akazienhonig bestrichen wurden und auf einem Bett von Sahnequark liegen. Vielleicht wurde etwas gelbe Melone in den Sahnequark geschnitten, aber das wissen wir nicht genau. Der Wein duftet sehr verführerisch, der Duft steht klar im Glas, wirkt dabei aber nicht im Mindesten schwer oder gar zu üppig. Wir zögern ein wenig den Wein zu trinken, weil wir unisono erwarten, dass der Wein nicht halten wird was er in der Nase verspricht, doch, oh Glück, der Wein ist gut, sehr gut wenn man den Preis im Hinterkopf hat. Er birgt eine leichte Süße in sich, aber eben nur ein leichte, die von einer durchaus präsenten Säure gekontert wird. Auch im Mund findet sich der Geschmack der Banane, glücklicherweise jedoch dezenter. Zum Schluss schleicht sich eine deutliche Würznote heran und begleitet den Abgang.
Im Laufe des Abends dann verschwindet die Banane und wird durch eine gemüsige Note ersetzt, ergänzt durch etwas kandierte Früchte, reife Pomelo und Haselnüsse. Auch dieser Wein ruht in sich, ist sehr gut ausbalanciert und für einen Gutswein sehr gelungen. Apropos Gutswein, das Gut, bzw. die Domaine d’Ardhuy wurde 1947 von Gabriel d’Ardhuy in Corgolain gegründet, heute führen seine sieben Töchter (sic!) die verschiedenen Unternehmsteile, wobei für die burgundische Domaine Mireille d’Ardhuy-Santiard verantwortlich zeichnet, die dieses Gut seit einigen Jahren auf biologische Wirtschaftsweise umstellt. Zu dieser Domaine, von der ich bisher – man verzeihe meine Unkenntnis – nie gehört hatte, gehören insgesamt Stücke an 11 verschiedene Grand Cru (Corton Charlemagne, Bâtard Montrachet, etc.), 15 Première Cru und 12 Villages-Lagen sowie die Monopol-Lage Clos des Langres, quasi der Garten der Domaine. Ich bin gespannt, was diese Domaine noch zu bieten hat wenn sie so beginnt.
Der Les Clous von A. und P. de Villaine, Mitbesitzer der Domaine Romanée-Conti, stammt aus der Côte Chalonnaise und ist wiederum völlig anderer Stil. Der Les Clous, ebenfalls Jahrgang 2007, wird eher durch Zitrusaromen dominiert, eingestreut sind einige Veilchen und etwas Honigbanane. Dabei weht ein wenig Klebstoff durch die Nase und etwas vom grünen Apfel. Beides verfliegt jedoch nach kurzer Zeit. Dieser Wein ist deutlich feiner als der d’Ardhuy, Kräuterwürze und Salz finden sich auf der Zunge, der Wein wirkt kräftig und doch filigran, breit und kühl. Zunächst ziehen wir diesen dem zweiten Wein im Flight, dem Les Saint-Jacques aus Rully vor. Dieser Chardonnay, ebenfalls von de Villaine, wirkt sehr zurückgezogen, ja scheu, fast ätherisch mit feinem Duft von Kerzenwachs, Blumen und Zitronen. Er öffnet sich jedoch im Laufe von Stunden und läuft irgendwann dem Les Clous den Rang ab, zumal diesem nach Stunden seine Säure zum Verhängnis wird, diese überlagert die Aromen etwas zu stark. Der Saint Jacques dagegen bleibt schwebend und doch präsent, filigran und doch breit; in gewisser Weise erinnert er mich an einen im Leben stehenden Landadeligen, während Les Clous eher Standesdünkel vor sich herträgt. Beeindruckend beim Saint-Jacques ist definitiv der lange Abgang, der diesen Chardonnay mit allen anderen Eigenheiten zu einem ausgezeichneten Burgunder in diesem Preisgefüge macht. Und wenn ich ihn jetzt, beim Schreiben des Artikels, noch mal nachverkoste, finde ich den Wein mindestens so stimmig wie am Abend zuvor.
zwei Mini-Kommentare
1. zum Thema Champagner – ein Tipp ohne Gewähr Veuve Fourny aus Vertus, Winzer Champagner über den ich nichts finde, den ich äußerst gut finde … (vieleicht sagt der Kenner mal was dazu!)
2. zu d’Ardhuy: von den sieben Töchtern führen nur zwei das Thema Wein weiter – so auf der HP von La Cabotte
zu 1. Ja, Monique Fourny (ursprünglich aus Flandern stammend) und ihre Söhne haben beste Lagen bei Vertus. Unter anderem in Mesnil – ganz in der Nähe des Clos de Mesnil in dem Krugs Einzellagen-Champagner reift. Veuve Fourny arbeitet ökologisch, ohne wohl zertifiziert zu sein, die Weine werden im Barrique fermentiert, mit immer wieder aufgerührter Hefe (Batônnage) und es wird sehr wenig Dosage eingesetzt – was ich persönlich sehr gerne mag. Ich weiss aber gar nicht, wer diese Weine bisher nach Deutschland importiert.
zu 2. Ja, die Familie scheint in verschiedenen Bereichen tätig zu sein und alle Töchter führen irgendwelche Unternehmensteile, davon machen zwei Töchter weiter Wein.
Hallo,
gerne kann ich Ihnen Vertriebspartner von
Champagne Veuve Fourny & Fils nennen.
Franken:
http://www.weinhalle.de
Westfalen:
http://www.weinversand.de
http://www.vinovin-dortmund.de
Hessen:
www:weinkellerei-höchst.de
München.
http://www.aquitaine.de
Hamburg:
http://www.rebsaal.de
Berlin, Stuttgart, usw
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Walker