Den zweiten Teil unserer Betrachtung des französischen Südens haben wir mit einem reinsortigen Carignan Blanc der Domaine d’Emile et Rose eingeleitet dem wir später zwei Rotwein-Cuvée der selben Domaine folgen ließen.
Die Domaine d’Emile et Rose, früher etwas kitschiger Domaine de 1000 Rose geheißen liegt etwas nördlich von Béziers in Corneilhan. Caroline und Marcel Gisclard haben dort vor einigen wenigen Jahren der Genossenschaft den Rücken gekehrt um selbst Weine zu machen, und zwar nach Maßstäben von Agriculture Biologique. 7,5 Hektar stehen unter Reben, wobei nicht nur die klassischen Reben des Südens angebaut werden sondern ebenso Merlot und Cabernet Sauvignon, was daran liegen könnte, dass die benachbarte Winzergenossenschaft Les Vignerons de Cers-Portiragnes genau diese Rebsorten auch vertreibt. Die Anlagen, man sieht es auf dem Bild – das ist jetzt nicht wirklich pittoresk hübsch – stehen in einem Urzeitmeer, dessen Vermächtnis, der Sand, den Untergrund bildet.
Der Carignan Blanc 2008 ist einer der schönsten Weißweine, die ich bisher aus diesem Teil Frankreichs probiert habe. Einem guten Burgunder im Stil nicht unähnlich verbindet er in der Nase einen vollen Blütenduft mit ein wenig UHU und Würze zu der sich irgendwann ein wenig Honig und Birne gesellt und sich auch im Mund bestätigt. Dabei stören leicht vorhandene oxydativen Noten kein bisschen. Sie fügen sich eher harmonisch ein in eine schöne Frucht und Frische.
Die Grenache-Carignan-Cuvée La Pierre Figée fällt dagegen und auch gegen den zweiten Roten der Domaine durchaus ab. Dieser 2006er wirkt in der Nase zunächst mollig weich und warm mit einer hübschen Zimtnote, dunkler Frucht und dem Geruch von rohem Rindfleisch, wie er häufig in den Rhône-Cuvées vorkommt, im Geschmack aber bleibt er eher matt mit einer zu herben Noten zum Schluss.
Die Cuvée Léa 2007, mit der umgewöhnlichen Zusammensetzung aus Syrah, Grenache und Cabernet überzeugt deutlich klarer. In der Nase zurückhaltender als La Pierre Figée, vom Aromensprektrum her eher Richtung Kirsche tendierend mit einem ähnlichen Klebstoffton ausgestattet wie der Carignan Blanc, ist der Wein ein Gaumenschmeichler dem mir fast ein wenig Ausdruck fehlt. Glatt ist er, weich, leicht astringierend mit medizinischen Noten in der Frucht. Der Wein hat eine schöne Länge und ist schlichtweg schön gemacht.
In einer anderen Liga spielt die Inspiration Céleste 2008 der Domaine St. Sebastien in Banyuls, bzw. Collioure. Diese Bombe ist natürlich noch viel zu jung um sie ernsthaft trinken zu wollen. Ein Eindruck vermittelt sie jedoch, und der ist sehr sehr positiv. 90% Grenache und 10% Carignan von alten Rebstöcken stammen von alten Schiefersteillagen, die teils mit der Mosel sehr gut konkurieren können. Der Wein erinnert mich deutlich an Weine, die ich von Coume del Mas probiert habe und deren Lagen nicht weit entfernt liegen dürften. Dabei finde ich bei beiden erstaunlich und beeindruckend wie sie die Dichte und Konzentration der Weine in Einklang bringen mit Frische und, ja, in gewissem Maße der Leichtigkeit des Seins. Auf einem Bett aus deutlich erkennbarem, aber nicht überbordendem leicht getoastetem, frischen Holz liegt ein satte, reife Fruchtsüße, durchsetzt mit Nelken und anderen, teils leicht medizinisch wirkenden Gewürzen und Kräutern. Die Mineralität ist schon in der Nase zu erahnen und bestätigt sich am Gaumen, wo noch zusätzlich eine fast sauerkirschartige Frische dazustößt. Auch wenn die 14,5% Alkohol im Abgang zu spüren sind, genauso wie die Vanille des Holzes und die noch fest zupackenden Tannine, macht dieser Wein – heij, er ist erst zwei Jahre alt – richtig viel Spaß, was nicht zuletzt daran liegt, dass der Abgang schon jetzt richtig beglückend lang und voll ist.
Wer jetzt denkt, dass die beiden folgenden Weine von der Rhône es schwerer haben würden, der irrt. Der Petit Ourse, die kleine Bärin – bei uns nennt man dieses Sternbild den kleinen Wagen – stammt von der Domaine La Grande Ourse, also vom großen Wagen. Die Domaine, die strikt biodynamisch arbeitet, besitzt ihre 9 Hektar in den Côtes du Rhône Villages, speziell in Tulette, St. Roman de Malegard, was an Châteauneuf du Pape angrenzt, und Visan. Die Böden müssen gut sein denn Pascal Chalon, der Winzer dieser Domaine verkauft einen Teil des Traubengutes an die Familie Perrin, die Beaucastel besitzt.
In Visan liegen jedenfalls auch die Parzellen für den Petite Ourse 2008, ein Wein für kleines Geld mit großem Spaßfaktor. In der Nase eher unauffällig, im Mund super-frisch, mit jeder Menge Kirschen und ein wenig Nelken ausgestattet, sehr präsent, fruchtig und lang. Ich selber vertreibe ja mit großem Spaß die Weine von Roche-Audran und wenn ich diesen hier daneben stelle muss ich sagen, dass diese Appellation mich immer wieder auf’s Neue beeindruckt, gerade was das stimmige Verhältnis von Preis und Genuss angeht.
Das gilt übrigens auch für den Gigondas Cuvée Cécile 2007, einem Wein der Domaine Grand Bourjassot. Der Name deutet darauf hin, das Tochter Cécile Varenne diesen Wein gemacht hat. Cécile und Vater Pierre beackern 7 Hektar Weinberge an den Abhängen der Denteilles de Montmirail. Gearbeitet wird in Umstellung auf Biodynamie schon seit langem ganz traditionell mit Pferden statt Traktor und ohne chemischen Dünger, mit Spontanvergärung im Keller und ohne Schönung.
Die Cuvée Cécile wirkt wie eine Mischung aus Wein und Cassis-Likör wenn man die Nase ins Glas hält. Dichter Wein mit unglaublich intensivem Duft von Cassis – das ist sehr, sehr animierend und es bleibt natürlich nicht dabei. Auch wenn Cassis als Primärfrucht stark dominiert, mischt sich jede Menge Gewürze und Kräuter darunter, dazu kommt Holz und noch ein wenig ungebändigte Tannine, die zeigen, dass 3 Jahre Lagerung eigentlich viel zu wenig Zeit für diesen Wein sind.
Im Gegensatz zum ersten Abend unseres zweiteiligen Ausflugs waren wir den ganzen Abend lang ziemlich glücklich und zufrieden. Die Weine haben alle überzeugen können. Wenn ich beide Abende zusammenfasse bleibt mir vom ersten Abend speziell der geniale Mas de la Devèze bleibend in Erinnerung, am zweiten Abend sind es mehrere, die ich gerne wieder probieren, bzw. deren andere Weine ich gerne kennen lernen möchte.
Ah, vielen Dank für die Notizen. Unsere Probe ist am Samstag der kommenden Woche. Sie ist aber, den Wünschen der Mehrheit folgend, deutlich mainstreamiger ausgefallen. Von den üblichen Verdächtigen (Mutanda, Porte de Ciel, etc…) ist eigentlich so gut wie alles dabei. Devèze ist aber auch vertreten – und das gleich zweimal. Und dazu auch die Quadratur von Coume del Mas.
Ich weiß noch nicht, ob ich selbst etwas schreiben werde, aber bei Wein-Plus oder in unserem “Seilschafts”-Blog wird sicher von der Probe zu lesen sein.