Nach dem Sauvignon Blanc und dem Merlot nun in kurzer Zeit der dritte Wein von Meister Loacker, der mir durch die Kehle rinnt. Der Chardonnay soll’s diesmal sein und ich nehme mich seiner an.
Der Chardonnay ist unter vielen Weinliebhabern in den letzten Jahren ziemlich in Verruf geraten. Nicht zuletzt hat der Wein schon in seinem Ursprungsland jahrelang zwei dicke Probleme gehabt. Das erste: In den Hauptanbaugebieten im Burgund (Chablis etc.) wurden die Weine immer teurer bei meist stark nachlassender Qualität. Das zweite Problem: Der Chardonnay ist eine genügsame Traubensorte – wenn auch ein noble –, die dazu verleitet, sie überall, wo es nur geht, anzupflanzen, und weil Chardonnay als Name gut zieht, haben das mal eine ganze Reihe von Winzern gemacht und jede Menge Plörre auf den Markt geworfen. Und weil das wohl noch nicht gereicht hat, haben Kalifornier und Australier usw. ebenfalls den Markt mit leckerem Chardonnay überschwemmt, und zwar mit Chardonnay ,der teilweiseso stark nach Eichenholz schmeckte und schmeckt, dass man sich wundert, dass der Wein nicht faserig wird und aus der Tube gedrückt werden muss.
Da haben sich dann irgendwann als Reaktion die ABC-Trinker formiert, die »anything but Chardonnay« trinken. Was der Merlot bei den Roten, ist schon länger der Chardonnay bei den Weißen. Und die Schelte finde ich meist begründet. Nun muss ich aber sagen, dass ich ausgerechnet gerade in Deutschland im letzten Jahr zwei wirklich tolle Chardonnay getrunken habe. Der eine stammte von Wagner-Stempel, der andere von Sander und der von Battenfeld-Spanier fiel zwar ab, war aber auch nicht übel. Das war nach langer Zeit ein Lichtblick im tief verhangenen Chardonnay-Himmel, zumindest was die Weine in der Preisklasse bis 20 Euro angeht.
Nun also zum Ateyon. Woher nun dieser Name stammt, konnte ich bisher nicht herausfinden. Ein starkes Goldgelb mit grünen Reflexen im Glas. Nach dem ersten Öffnen des Glasverschlusses ein Geruch nach in Zitronen eingelegter, gerösteter Eiche, klar in der Nase – fast ein wenig zu stark. Dann der Geruch nach reifer Honigmelone, der Honig, die Melone und der Gärgeruch bei Vollreife. Dann noch Minerale. Am Gaumen dominiert mir einen Tick zu stark das Holz, wobei das Mineralische und die Frucht zu stark in den Hintergrund treten. Ich weiß nicht, ob sich das in einem Jahr noch stark ändern wird, ich bezweifle es. Insofern finde ich ihn ein wenig unausgewogen, auch wenn er typisch kräftig und voluminös ist in seiner Konsistenz mit einer angenehmen Säure und schönem Schmelz. Ein Prachtchardonnay im alten Sinn.
Im Moment gefallen mir allerdings die Chardonnays deutlich besser, deren Winzer auf den Einsatz von Barriques weitgehend verzichtet haben. Ich habe das Gefühl, Chardonnay braucht kein langes Holz. Ihm steht das Kurze, Frische besser. Das Barrique drückt dieser Rebsorte, die eh schon von Haus aus volumiös und eher dicht ausfällt, tendenziell zu viel Volumen in den Körper.