Nachdem ich mit zwei gebrauchten Autos nicht sonderlich glücklich geworden bin – was bei dem Mercedes W124 Kombi wirklich schade ist –, hatte ich mich im Frühjahr 2007 dazu entschlossen, mal einen alternativen Weg der Beförderung zu gehen (zu fahren). Ich wollte versuchen, in Bonn so weit es geht, zu Fuß, mit dem Rad und mit den Nahverkehrsmitteln voranzukommen, für das nähere Umfeld die Autos eines Carsharinganbieters nutzen und für weitere Fahrten den Zug nehmen.
Die Fortbewegung in Bonn hat sich nicht geändert. In Bonn das Auto zu nehmen wäre halbwegs absurd, es gibt zu viele Einbahnstraßen, zu viele Baustellen, zu wenig Parkplätze ,und wenn ich wieder nach Hause komme, ist der dortige Parplatz auch weg. Insofern hat sich im Nahverkehrsbereich eh nicht viel geändert. Das Prozedere mit Carsharing, obwohl ziemlich teuer hier in Bonn, hat gut funktioniert, nicht zuletzt deshalb, weil der Hauptparkplatz nur ca. 300 Meter von meinem Domizil entfernt liegt. Fahrten mit der Bahn allerdings funktionieren nur in die großen Städte gut, will man aufs Land, ist es eine teure Katastrophe. Will ich zu meinen am Niederrhein ansässigen Kunden, die etwa 160 km entfernt liegen, brauche ich, wenn es gut läuft, zweieinhalb Stunden mit der Bahn. Aber es läuft eigentlich nie gut. Meist verpasst man einen Anschlusszug, weil der erste schon zu spät kam. Dann braucht man mindestens dreieinhalb Stunden.
Da das keinen Sinn macht, habe ich mich dazu entschlossen, den Wagenpark eines großen Autovermieters zu nutzen. Eigentlich ganz angenehm. Die Golfklasse hat mich dort knapp 40 Euro am Tag gekostet, meist gab es ein Upgrade, je öfter ich kam, desto eher konnte ich in die Kiste mit den Fahrzeugschlüsseln greifen und mir eins aussuchen, was im Sommer zu so mancher Fahrt mit dem Cabrio geführt hat. Nun war ich aber häufiger zwei Tage unterwegs und dann hat mich der Wagen schon 80 Euro gekostet. Wenn ich das drei oder vier Mal im Monat gemacht habe, war ich eine Stange Geld los.
Im November habe ich mich nach längerem Hin und Her dazu durchgerungen, mir doch wieder ein Auto anzuschaffen. Ich kann es als Firmenwagen nutzen, ich kann es leasen, es kommt mich deutlich billiger als die Mieterei und ich bin etwas flexibeler. Das überwiegt das gute Gefühl, sich nicht um Parkplätze vor dem Haus kümmern zu müssen. Blieb die Frage nach dem Fahrzeugtyp. Ich wollte eines, das nicht viel kostet, nicht viel verbraucht, wenig CO2 ausstößt und trotzdem ein Auto ist. Eines mit fünf Türen, damit mein Kleiner hinten selbstständig Platz nehmen kann, und eines mit einer geteilten Rücksitzklappbank, damit ich noch was unterkriege, wenn der Wagen ohnehin wenig Kofferraum hat.
Ein Wagen mit Kultfaktor wäre der neue Fiat 500 gewesen. Doch der kommt gerade erst auf den Markt, ich hätte elend lange warten müssen und wer sagt mir, wie viele Kinderkrankheiten er noch hat?
Nun kenne ich einen Toyotahändler und der hat mir nen guten Preis gemacht für die Sonderedition des Aygo.
Der hat fünf Türen, eine geteilte Rücksitzbank, Leder/Alcantarasitze, ein knuffiges Lederlenkrad und eine Multimodeautomatikschaltung. An das champagnerfarbene Äußere musste ich mich erst gewöhnen, das ging aber schnell. An die Automatikschaltung hatte ich mich direkt gewöhnt. Wozu braucht man eigentlich noch Gangschaltungen?
Nun hat der Kleine seine Feuertaufe bestanden. Mit zwei Erwachsenen und einem Kind nach Österreich in den Winterurlaub. Wir haben eine Kiste für die Verpflegung mitgenommen, vier Taschen, mehrere Paar Schuhe. Wir hatten noch ein wenig Platz und nicht das Gefühl, etwas nicht hätten mitnehmen zu können. Hätten wir Skier mitnehmen wollen, würde man einen Dachgepäckträger kaufen können wie bei einem großen Auto. Auch Fahrräder kann man mitnehmen, wenn man will. Nur Schneeketten gab es für den Wagen seltsamerweise noch nicht, obwohl es Skiträger für das Dach gibt.
Der Fahrtkomfort ist gut, ich bekomme schnell Rückschmerzen im Auto – nicht bei diesem. Der Wagen hat nur drei Zylinder und ist daher etwas lauter. Das mag den einen oder anderen stören, mich nicht sonderlich. Das Radio hat einen iPod-Anschluss serienmäßig. Die Schaltung schaltet energiesparend früh hoch, wenn man selber schalten will, geht das natürlich auch. Was ich störend finde, ist, dass es keine Temperaturanzeige für außen gibt und die Innenbeleuchtung nur durch die Fahrertür ausgelöst wird und nicht durch die anderen. Das war es an Kritik.
Was ich sensationell finde, ist, dass ich den Wagen mit durchschnittlich exakt 5,0 Litern gefahren bin. Trotz komplett vollem Auto, trotz teils 150 auf der Autobahn, trotz Kälte und Regen. Der Wagen hat keinen Kultfaktor, o.k., aber hat sich das nicht eh ein bisschen überholt?
[…] Hier ist noch ein Link zu einem privaten Testbericht. […]