l’Heravi 2010, Vinyes d’en Gabriel, Montsant

Als Einstimmung auf ein morgen anstehende Montsant- und Priorat-Probe habe ich mir heute Abend mal den jüngsten Wein der Runde eingeschenkt. Einen l’Heravi 2010 von Vinyes d’en Gabriel im Montsant. Dieses Weinbaugebiet ist durchaus spannend, nicht nur hat es durchaus viel vom Priorat – es schließt sich praktisch wie eine Schnalle um dieses deutlichbekanntere Gebiet – man findet dort auch eine ganze Menge an Weinen, die ein wesentlich besseres Preis-Genuss-Verhältnis besitzen. Drei Bodentypen herrschen in diesem Gebiet, das früher »Falset« genannt wurde vor: Kalkböden mit Kies, Granit-Sandgemische und Schiefer, ähnlich wie im Priorat, im Katalanischen Licorella genannt. Die Weinberge, häufig ganz urtümliche, alte Bestockungen liegen zwischen 200 und 700 Meter Meereshöhe. Auch hier wurde ein ganz erheblicher Teil der Weinberge rekultiviert, als im Priorat das Renomée stieg und auch der Preis und irgendwann die besten Lagen vergeben waren. Ähnlich wie im Priorat hat es sich lange Zeit nicht gelohnt, die Weinberge zu bewirtschaften weil den Wein keiner haben wollte bzw. keine adäquaten Preise gezahlt wurden. Mancher Moselwinzer mit Steillagen kann davon ein Lied singen.

Das Weingut Vinyes d’en Gabriel hat eine durchaus lange Tradition. Im 19. Jhd. gründete Joan Rofes das Gut. Heute, Generationen später bewirtschaftet Josep Maria Anguera Ansens die Weingärten nach biodynamischen Methoden, er ist noch nicht zertifiziert, er befindet sich in Konversion. Was er kann, mag ich noch nicht abschliessend beurteilen denn morgen werde ich zwei weitere Weine probieren.

Der junge 2010er jedenfalls beeindruckt mich auf jeden Fall. Ich habe den Wein am Dienstag geöffnet und ins Glas floss eine dichte, dunkle, violette Flüssigkeit, der ein frischer Duft von Cassis entströmte. Natürlich wurde der Wein von seiner Frucht dominiert, wie sollte es anders sein nach relativ kurzem Ausbau im Stahltank? Wer aber denkt, er hätte hier lediglich einen kurzlebigen Spaßwein im Glas, der irrt. Spaß macht er, aber auch heute, am dritten Abend ist der Wein absolut balanciert und stabil. Natürlich überwiegt die Cassis-Frucht deutlich, aber genauso finde ich eine Palette an Gewürzen. Vor allem aber sticht die Frische und Kühle hervor. Hier ist Mineralität drin. Der Wein bleibt dicht und ungewöhnlich lang. Wir reden hier von einem frischen Wein für 7.50 Euro. Wir reden aber auch von einem Wein, dessen Trauben von Rebstöcken stammen, die bis zu 40 Jahre alt sind. Das merkt man und die Qualität dieser Cuvée aus Carignan, Grenache und Syrah ist wirklich sehr gut.

 

3 Kommentare

  1. Hallo Christoph,

    wird es eigentlich deinerseits noch einen Bericht über die Prioratverkostung geben? Würde mich sehr freuen…

    Beste Grüße von Torsten “Priorat” Hammer

  2. Hallo Torsten,

    ich möchte gerne noch was zu der Probe schreiben, komme aber momentan nicht dazu. Habe zu viel andere Dinge, die vorher erledigt werden müssen. Irgendwann aber wird es den Artikel hier geben.

    Grüße, Christoph

  3. Hallo Christoph,

    dann “verfolge” ich dich hier mal weiter… – habe ja wenig später mit Matze auch einige meiner Prioratos getrunken und kenne auch etliches, was ihr in den Gläsern hattet. Jetzt amüsiere ich mich erstmal mit deinen ganzen tollen Bordeaux-Besuchsberichten.

    Ich nehm dich mal in meine Blogempfehlungen auf.

    Beste Grüße

    Torsten

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