Es ist noch gar nicht so lange her, da fand man, wenn man in einem deutschen Fachgeschäft spanische Weißweine suchte, traditionelle weiße Rioja und den ein oder anderen Albariño. Das war es dann mit der weißen Herrlichkeit von der iberischen Halbinsel. Auch heute gehört Spanien nicht unbedingt zu den Weißweinnationen doch findet sich ab und zu der eine oder andere schöne Tropfen.
Ein Betrieb, auf den ich nicht zuletzt auf Grund der ungewöhnlichen Flaschenausstattung aufmerksam geworden bin sind die Bodegas Naia in Rueda. Rueda, benannt nach der gleichnamigen Stadt, liegt in der spanischen Provinz Kastillia-León und zieht sich vom Duero bis hin zum Gebiet Toro. Die Weinberge liegen im Durchschnitt auf 600 bis 800 Meter Höhe. Das Gebiet ist Weißweingebiet, dominiert durch den Verdejo. Diese authochtone Rebsorte kannte ich bisher als frischen Wein mit leicht grasigem, manchmal an Sauvignon Blanc erinnernden Wein mit einer prägnanten leicht bitteren Note im Abgang.
Die Bodegas Naia sind spezialisiert auf diese Traube und die Weine sind schön authentisch. Besonders der Naia hat eine schöne Länge, feine Fruchtaromen, ein bisschen Limette und Kiwi, vor allem aber eine gute Säurestruktur, die den Wein trägt. In den letzten Tagen habe ich mir das Flagschiff des Betriebes vorgenommen, welches in einer Flagschiffflasche daherkommt, deren Boden so ausgehöhlt ist, dass selbst Hagrids Daumen dort hineinpassen würde. Sie wirkt alles in allem etwa doppelt so schwer wie die des kleinen Schwesterweins. Die Macher haben also etwas Besonderes abgefüllt und stehen dazu. Die Etikettenausstattung stammt vom gleichen Künstler, wirkt etwas ruhiger und gesetzter, leider aber auch ein wenig langweiliger.
Die Flasche geöffnet, den Wein ins Glas gegossen kommt eigentlich keine Ahnung von Verdejo auf. Hätte ich den Wein blind verkostet, hätte ich wahrscheinlich an Chardonnay gedacht. Es gibt da so einen leicht bananigen Ton. Vor allem aber dominiert Melone, frische Melone und weißer, saftiger Pfirsich, unterlegt mit einer nussigen Note und Holz. Der Wein wirkt zunächst einigermaßen gedämpft, ja schüchtern, macht erst am zweiten Tag auf, was nicht unbedingt überrascht, denn er spielt von der Ausbaumethode her in der Burgund-Liga und insofern ist der Wein noch viel zu jung. Man merkt am Gaumen den achtmonatigen Ausbau im neuen Holz, angenehmer Weise ist diese Note aber kein bisschen penetrant, was daran liegen dürfte, dass französische Allier-Eiche mit wohl nur sehr zurückhaltender Toastung verwendet wurde. Neben dem Holz findet sich auch hier die Palette von Melone und Pfirsich, hinzu kommt etwas Birne. Der Wein, mit 13,5% nicht ganz ohne, wirkt kein bisschen überladen, hat eher einen mittleren Körper, es findet sich eine angenehme Säurestruktur neben der leicht crémigen Note – und Mineralität ist auch vorhanden.
Es ist ja so eine Sache mit den Weißweinen burgundischer Machart. Noch lange nicht jede Weintraube schafft, auch wenn sie noch so gut behandelt wird, einen solchen Ausbau mit langer Standzeit, dem Aufrühren der Hefe und Lagerung in frischem Holz. Vor einiger Zeit beispielsweise hatten wir den Nun Vinya dels Taus der Bodega Cal Raspallet aus dem Penedès im Glas. Und auch wenn die Trauben mit hohem Alter gesegnet waren und jede Fürsorge des Winzers erfahren hatten, war einhellig die Meinung, dass der Xarello für eine solche Pflege nicht geeignet ist und einfach besser für spritzige Weißweine und Cava verwendet wird. So etwa hatte ich das vom Naiades auch erwartet. Doch dieser Wein, dessen Lesegut von wurzelechten Stöcken stammt, die knapp 90 Jahre alt sind, ist besser, als ich es erwartet habe – deutlich besser. Er macht viel Spaß. Dass der Guia Penin ihm 97/100 Punkten gibt, halte ich so übertrieben wie die meisten Wertungen dort. Mit dieser Benotung setzt er sich in der 2012er Ausgabe des Weinführers auf den Spitzenplatz aller Weißweine Spaniens – das allerdings ist schon bemerkenswert. Einordnen kann ich es nicht, ich habe nicht viele weitere Spitzenweine probiert, und die, die ich probiert habe, gerade die aus dem Priorat, haben mir nicht gefallen weil sie mir allesamt zu wuchtig und zu alkoholstark waren. Wenn das die Spitze ist, kann ich getrost die Schleife zurück zum Anfang finden. In Spanien finden sich vor allem Rotweine, die keine Vergleiche mit Spitzenweinen anderer Länder scheuen müssen. Für Weißweine gilt das nicht. Und doch gibt es so schöne Tropfen wie diesen zu entdecken, mit einer deutlichen Eigenständigkeit und vergleichsweise moderatem Preis. Also, zwei Flaschen kaufen und erst mal zwei oder drei weitere Jahre liegen lassen.
Gibt es Empfehlungen für weitere interessante spanische Weißweine? Oder muss ich weiterfahren bis nach Portugal?
Gefunden in der internetoase.de für momentan € 22.50
Weißweinland Spanien? Sicher, es gibt inzwischen aus jedem Land gute Weißweine aber die Weintrinker sind wohl ziemlich konservativ. Mit Weißweinen wird Spanien nur selten in Verbindung gebracht und deshalb wird wohl auch relativ wenig spanischer Weißwein gekauft.
Na, ich habe ja auch nicht bezweifelt, dass es in Spanien gute Weißweine gibt. Spätestens seit man die Weine ordentlich kaltvergären kann, ist es auch in heißeren Gegenden einfacher geworden, ordentlichen Weißwein herzustellen. Trotzdem ist Spanien bis heute kein Weißweinland mit großer Vielfalt, auch das Angebot im Inland ist begrenzt auf wenige Sorten. Was ja auch nicht schlimm ist denn unterm Strich käme dann wieder der gleiche Einheitsbrei raus, den kein Mensch haben muss. Da bleibe ich lieber bei Verdejo, Xarello, Macabeu und Albariño.
Die meist angebaute Sorte in Spanien ist ja denn auch eine Weißweinsorte namens Airén. Doch diese findet man selten in Reinform.
Aus dem Kopf wusste ich die spanischen Weißen, die mich begeistert hatten, nicht mehr. Aber zum Glück gibt’s ja Excel ;).
– Escoda-Sanahuja Els Bassots, DO Conca de Barberà, 100% Chenin blanc, biodynamisch, unfiltriert, ungeschwefelt, ganz toller Wein, den ich erst neulich wieder getrunken habe. Natürlich nichts für Primärfruchtfreunde, aber das ist bei der Art ja klar. 16 €, glaube ich, von Bernd Kreis.
– Missenyora, DO Costers del Segre, 100% Macabeu, nur 11,5 vol%, eine Mini-Kooperative, die Integrationsprojekte mit geistig behinderten Menschen macht. Der Wein ist leicht, fruchtig und noch ein bisschen von Hefe und Holz geprägt, aber sonst ungeheuer animierend und frisch, wie ich das bei Katalonien nie gedacht hätte. 10 €, aber vor Ort gekauft.
– Lo Coster, DOC Priorat, Sangenís i Vaqué, Garnatxa blanca und Macabeu. Säure, Baumblüten, sehr lang, obwohl derzeit spröde und unsexy. Erinnert mich an die Nordrhône und war der einzige Priorat-Weiße, der mir wirklich gut gefallen hat. Bei Torsten in Bernburg probiert (http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com), hat er wahrscheinlich auch noch auf Lager, 24 €.
– Pazo Señoráns Albariño Selección de Añada, DO Rias Baixas, 100% Albariño, 30 Monate Hefelager, dann ein Jahr im Holz. Das ist ein wirklich burgundischer Wein von vorn bis hinten, enorm nachhaltig. War mal richtig teuer, so um die 40 €, aber halt ein wirklich großer Weißer.
– El Grifo Malvasía Collección, DO Lanzarote (jawoll), 100% Malvasía, klar, mitgebracht aus dem Teneriffaurlaub vor zwei Jahren, 12 € am Flughafen. Wurzelechte Reben vom Vulkanboden, gleichzeitig fett, feurig und dennoch ausgewogen, langer Abgang. Den kanarischen Weinbau werde ich nie mehr unterschätzen, der Wein war wirklich beachtlich.
Natürlich habe ich etliche dünn-flache und moppelig-flache Weiße aus Spanien getrunken, neben einigen Riojas und Ruedas, an die ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern kann. Aber ein paar spannende Weißweine gibt es in Spanien schon. Aber weiter nach Portugal würde ich trotzdem gern mitfahren 😉
Ach beim Bernd Kreis gibt es den Chenin Blanc? Ich bin mal im Netz drüber gestolpert und habe dann versäumt, nachzuschauen. Den muss ich mir mal besorgen. Wo ich doch die Chenin so gerne mag.
Den El Grifo kenne ich, stimmt, den fand ich damals auch ziemlich gut. Die Anlagen dort sind ja auch wirklich einen Besuch wert.
Na dann, In Spanien noch ein paar Albariõs probieren und dann über die Grenze machen. 😉
Ich glaube, ein Fläschchen von Huet aus Deinem eigenen Shop ist doch besser, wenn Du den “echten” Chenin-Geschmack haben möchtest. Der Els Bassots schmeckt nämlich nach Rauch, Apfelmost und Blockmalz ;). Wie gesagt, ich war echt begeistert, aber auch wegen des Mutes, so konsequent “naturbelassen” zu vinifizieren. Übrigens keine brandige oder gärige Note, wie sonst oft bei “vins naturels”.
Das mag sein, dass der Huet besser ist, aber ich will ja neue Erfahrungen machen.
[…] Weine begegnet, die "burgundisch" ausgebaut wurden. Bei manchem Verdejo hat mir das gut gefallen, bei manchem Xarello […]