Für viele Weintrinker endet das Anbaugebiet Mosel bei Trier. Bis dorthin reichen die klassifizierten Lagen und der Riesling ist noch ausgezeichnet, was dann kommt ist Elbling-Land und daher zu vernachlässigen. Da biegt man lieber bei Konz ab und fährt an die Saar. Wer nur Riesling trinkt, hat damit nicht unrecht und die Weinberge in Wellen, Wehr oder Perl sind dann tatsächlich eher uninteressant. Wer aber mal etwas anderes von der Mosel probieren möchte, etwas, was ihm bisher unbekannt ist, sollte diesen Bereich an der luxemburgischen Grenze mal genauer unter die Lupe nehmen. Dieses Land ist das Land der alten Rebsorte Elbling, aber auch das Land der Burgundersorten, speziell des Auxerrois. Die Sorten werden auf beiden Seiten der Mosel angebaut, sie haben Tradition und diese Tradition ist dem Boden geschuldet, auf dem sie wachsen. Hier findet sich kein Schiefer mehr, hier wechselt der Devonschiefer zum Muschelkalk.
Einer der ansässigen Winzer ist Stephan Steinmetz. Erfahren habe ich von ihm auf einem Bloggertreffen mit meinen sehr geschätzten Kollegen Torsten und Matthias und es war Torsten, der damals einen mehr als respektablen Spätburgunder aus dem Hause Steinmetz beigesteuert hat, ich habe es damals erwähnt. Darüber hinaus findet sich der Name Steinmetz immer wieder im demokratischen Weinbuch des Rainer Balcerowiak, der auf Steimetz’ Elbling als Essensbegleiter zu Spargel schwört. Und da der Mann meiner Mutter aus Perl stammt, dem letzten deutschen Weinort an der Mosel, hat er mir beim Heimatbesuch vor einiger Zeit mal ein paar Flaschen mitgebracht.
Stephan Steinmetz, den ich leider noch nicht persönlich kennenlernen konnte, was aber dringend mal nötig ist, denke ich, hat mit 22 Jahren den elterlich Betrieb übernommen und ist angetreten, in einer Region, die nicht unbedingt berühmt ist für seine Qualitäten, ein wenig daran zu ändern. Wer seine Website anschaut und auch die Flaschenausstattung, sieht direkt, dass da jemand einen Sinn für eine frische Ästhetik hat, die in diesem Teil des Weinlandes auch eher selten vorkommt. Was aber ist eine gute Flaschenausstattung wert, wenn der Wein darin nicht taugt? Nichts.
Ich öffne also Steinmetz’ Liaison Crémant. Er hat die französischsprachige Bezeichnung für diese Cuvée aus Spät- und Weißburgunder gewählt und auch da zeigt sich, dass er etwas weiter denkt. Was als Duft in die Nase steigt hat dann auch tatsächlich mit den typischen Rieslingsekten, die ich von der Mosel kenne, wenig zu tun. Eine leichte Hefenote verbindet sich mit ein paar floralen Noten, sowiedem Duft von Erd- und Himbeeren. Dazu kommt etwas Zitrus und Apfel. Der Apfel wird am Gaumen etwas dominanter, dazu finden sich leichte Brioche und Pinotfrucht. Der Crémant ist brut, hat also ein durchaus wahrnehmbare Süße, und auch wenn ich persönlich gerne ganz trockene Schaumweine trinken finde ich diesen Wein sehr verführerisch. Er hat eine schöne Perlage, er hat eine angenehme Balance zwischen Frische, Säure, Süße und Frucht und ist gleichzeitig unkompliziert und spannend.
Die Liaison ist neben dem Spätburgunder Steinmetz’ teuerster Wein, er kostet €10.50 und er ist sein Geld mehr als wert. Für diesen Preis ist dieser nach Methode Traditionelle ausgebaute Crémant eine absolute Empfehlung.
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