Da gibt es die Winzer, die die Leidenschaft zum Wein schon mit der Muttermilch aufgesogen haben, quasi geerbt, und dann gibt es jene, die die Leidenschaft irgendwann überkommen hat. Die Leidenschaft, Wein zumachen, guten Wein, besonderen. Alexandre Jouveaux gehört zu diesen Menschen. Er war Modefotograf, einer der etablierten in der Pariser Szene, hat Chanel fotografiert und jede Menge andere Marken. Dann hatte er irgendwann genug und hat sich ein paar Hektar im Gebiet Mâcon gekauft.
Dort macht er eine viel zu geringe Menge Wein, als dass er groß auffallen würde. Jouveaux hat sein Handwerk gelernt, sich Ende der 90er ein paar Hektar gekauft und neben seinem Winzerhandwerk an der lokalen Weinschule gelehrt. Seine Idee war dort, wie auch in der Praxis: organischer Anbau und minimale Intervention im Keller. Der Wein wird leicht geschwefelt, sonst nichts. Dass Jouveaux seine eigene Idee von Wein hat, merkt man auch daran, dass er auf Standesdünkel und Konventionen pfeift. Seine weine sind Vin de Table, sonst nichts. Und bekommen tut man sie kaum. Händler seiner Weine, die insgesamt im Durchschnitt 6.000 Flaschen umfassen, bekommen nicht mehr als 10 Kisten pro Wein. Es ist also kaum verwunderlich, dass der Wein schwer zu bekommen ist. In Deutschland bekommt man ihn bisher gar nicht. Also habe ich ihn in Belgien bei Wouter de Bakker gekauft, einem ausgezeichneten Sommelier und Spezialisten für Naturweine.
Der Combanier kostet keine 15 Euro. Er ist der kleinste Wein der Domaine und er ist für mich eine kleine Sensation. Der im Mâcon beheimatete Chardonnay fasziniert in der Nase schon so außerordentlich, dass ich ihn gleich wegschlürfen möchte. Der Duft, frisch gemahlener Mandeln, verbunden mit einem Hauch gelber Pflaumen, Mirabellen und feiner Blüten, unterlegt mit einer leichten Süße und einer Ahnung von frischer Säure ist schon sehr sexy. Trinkt man einen Schluck, füllt der Wein den Mund aus. Mit seiner reifen Frucht, mit dem wiederkehrenden Geschmack von frischen Mandeln und Nüssen, mit einer klaren Säure von Limetten und Zitrone. Das ist reif und trotzdem frisch und klar, bei schöner Länge und Harmonie. Und es ist sein einfachster Wein, das sei vorweg gesagt. Kein wunder, dass Anne-Claude Leflaive regelmäßig Wein bei ihm kauft.