Die Prowein 2008 begann für mich am Samstag mit einer Sonderveranstaltung zum biologisch-dynamischen Weinbau. Die Gruppe um Nicolas Joly, die mittlerweile über 150 Mitglieder zählt, von denen über 70 ihre Weine im Präsidentenschlösschen präsentiert haben, zeigte hier ziemlich eindrucksvoll, was diese Art von Weinbau, die sich in ganz spezieller Weise dem Weg zurück zum Terroir verschrieben hat, zu leisten vermag.
Es ist ziemlich schwierig, eine Auswahl hervorzuheben. Ich versuche es trotzdem. Besonders beindruckt haben mich die Weine von Clemens Busch, speziell die Auslese Falkenlay und die Beerenauslese Fahrlay. Wittmann und Sander sind für mich eh eine Bank.
Pierre Frick aus dem Elsass fand ich etwas enttäuschend, eine sehr positive Überraschung waren die Weine von Valentin Zusslin. Ausgezeichnet die Weine von Marcel Kreydenweiss, nicht nur die Elsässer, sondern mindestens genauso seine Roten aus dem französischen Süden. Fantastisch die noch jungen Puligny-Montrachets der Domaine Leflaive, speziell der Premier Cru Clavoillon. Welcher Duft und Geschmack von Haselnüssen, Mandeln, exotischen Früchten, Birnen. Wunderbar komplex. Was würde ich darum geben, diesen Wein noch mal in zehn Jahren probieren zu können.
Eine herbe Enttäuschung dagegen die von mir geschätzten Weine von Nicolas Joly. Weder der Vieux Clos noch der Clos de la Bergerie und auch nicht der Coulée de la Serrant, diese Kathedrale des bio-dynamischen Weinbaus, haben mich überzeugt. Im Gegenteil. Geruch und Geschmack von unreifem Apfel, ja Cidre, oxidative Noten und ein pentranter Klebstoffanteil haben mich geradezu abgeschreckt. Sehr eigen, aber beindruckend die zurückhaltenden Champagner Fleury, hier probiert den Fleur de l’Europe und den Rosé de Saignée. Für mich eine Überrachung die Domaine du Traginer. Diverse Rote aus Collioure von 2003 bis 2005 konnten alle überzeugen, ebenso die wunderbaren Banyuls. Ebenfalls beindruckend die Domaine Pierre André. Weißer Chateauneuf du Pape mit viel Frucht und Blumen und Kräutern, der rote 2005er brombeerig warm, frisch, mit einer saftigen Fruchtsüße. Der 2004 mit einem komplexen Kompott aus dunklen Beeren und Kräutern mit mehr Säure als der 2005er. Der 2001er mit viel Kraft, süßlichen Tanninen, schön reif, sehr ausgewogen, klassisch.
Der Tasnim Sauvignon Blanc der Tenute Loacker gehört mit zu meinen momentanen Lieblingsweinen. Das wird sich wohl auch mit dem 2007er nicht ändern, den ich als Fassprobe testen durfte. Groß sind die Rosso und Brunello di Montalcino vom toskanischen Weingut Corte Pavone. Enorme Kraft, dunkle Beeren, schwarze Kirschen, dunkle Schokolade, toll eingebundenes Holz. Sehr ausgewogen. Klasse!
In der spanischen Ecke hat mich der Syrah aus der Col.lectio-Reihe von Albet i Noya überzeugt, ebenso die Weine von Telmo Rodriguez und der San Martin und Villa de Corullon aus dem kleinen Anbaugebiet El Bierzo. Alvaro Palacios keltert hier Weine aus der autochthonen Rebsorte Mencia.
Diese Veranstaltung war ein großartiger Auftakt der Prowein. Die Qualität der dargebotenen Weine war extrem hoch, und wenn alle Welt von Terroir redet, kann man hier schmecken, was das wirklich heißt und zeigt, dass diese Winzer nicht einfach so vor sich herreden. Das merkt man fast bei jedem Glas. Den Vortrag von Nicolas Joly zu den Hintergründen des bio-dynamischen Weinbaus hätte ich gerne noch gehört – das war mir leider nicht vergönnt, das fasst aber bestimmt Matthias Metze vom Viva-Vino Blog zusammen, zumindest kündigt er es an.
Den Vortrag von Nicolas Joly werde ich ganz sicher noch anfassen – gebt mir etwas Zeit 😉
So viel vorweg: der Mann ist charismatisch und umstritten. Das ist auch im Vortrag zu merken… Es soll Winzer gegeben haben, die nach dem Anhören des Vortrags umgehend auf biodynamischen Anbau umgestellt haben – und es soll Leute gegeben haben, die den Vortrag kopfschüttelnd verlassen haben. In Kürze mehr…
P.S. Schade, dass wir uns dort nicht getroffen haben!
Ja, schade. Nächstes Mal ziehe ich mir ein Blogger-Hütchen auf den Kopf, damit ich besser zu erkennen bin. Und mail ein pdf rum, damit jeder eins davon aufsetzen kann. Nein, im Ernst, vielleicht klappt es ja auch mal mit einem Blogger-Treffen abseits der Messe.
Zu deinem Artikel: Natürlich gebe ich dir Zeit ;-)Schliesslich wartet der zweite Teil meiner geplanten Bio-Dynamie-Serie immer noch auf Veröffentlichung. Ausserdem habe ich ja noch sein Buch.
Aber, hast du die Weine probiert? Wie fandst’n die? Andere Jahrgänge die ich bisher getrunken habe fand ich ja deutlich besser und vor allem anders. Und die beiden Flaschen, die ich bei dir bestellt hatte liegen noch im Keller. Da bin ich mal gespannt.
Ja, leider habe ich einige Blogger-Kollegen nicht getroffen, die da waren. Ich schreibe gleich noch was dazu 😉 Und ansonsten versuche ich, in den nächsten Tagen, Urlaub und etwas Bloggen zu verbinden. Mir macht es ja Spaß, ich würde das gar nicht als Arbeit bezeichnen, aber für die Familie sitzt der Papa dann schon wieder am Computer…
Zu Joly: wie gerade geschrieben – der Mann ist charismatisch hoch zehn, das überträgt sich dann irgendwo auch auf seine Weine 😉 Die 2006er habe ich jetzt das erste Mal verkostet, und denke: man muss ihnen etwas Zeit geben. Aber eine großartige Intensität und Fülle ist ihnen schon anzumerken. Ich denke aber, seine Weine werden aber immer umstritten sein – unkonventionell und untypisch wie sie sind.
Bin gespannt, wie dir die beiden älteren Jahrgänge gefallen!
[…] auf später verschob. Christoph von originalverkorkt hat bereits über die Veranstaltung berichtet ; seinen Weinkritiken kann ich zum größten Teil zustimmen, wenn auch nicht allen. […]
Guten Tag,
Ich freue mich das die verkostung Renaissance des Appellations in Düsseldorf Ihnen gefallen hat. Ich bin etwas erstaunt über die Kommentare die über unsere Weine gemacht worden sind.
Kein Chenin kann sich völlig ausprechen wenn nicht 10 bis 15% botrytis dabei ist. Es ist diese Concerntration (und dadurch auch weniger ertrag) die die Fülle , die reiche und die compelxität den wein bringt, es bringt auch auch diesen geschmack von feuerstein und mineralität die sehr typisch ist von hier. Oxydation und botrytis verwechseln ist ein fehler der heute noch gemacht wird oft wegen œnologie Kurse die nicht complet sind und nicht darüber informieren. Dadurch das unsere Weine mehrere Tage offen stehen können ohne das sie darunter leiden sondern im gegentail die weine gewinnen an aroma etc. ist es keine oxydation die wir haben. Unsere 2006 werden sehr warscheinlich in den nâchsten Monaten wie die letzten Jahrgänge sehr gute Noten bekommen zwischen 17 und 19 auf 20.
Mit freundlichen grüssen
Nicolas JOLY
[…] 2005er Coulée fand ich ja bei der Prowein sehr speziell unter den eh schon speziellen Weinen von Nicolas Joly, die mir allerdings bisher sehr […]