Noch ein Glas Sauvignon Blanc, bevor die Sommerferien beginnen

Man möge es mir nachsehen, aber ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu Sauvignon Blanc. Das liegt daran, dass er viel zu häufig blendet und viel zu selten wirklich Substanz hat. Das mag an den speziell entwickelten Hefen liegen, die auch gerne Sauvignon Blanc-Hefen genannt werden und vor allem die exotischen Noten, die ein Sauvignon Blanc haben kann, über das normale Maß hinaus puschen. Diese Weine wirken dann so aromatisch, so expressiv, so verführerisch. Meist aber fallen sie zum Schluss wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Das Üble dabei ist, dass die Hefen mittlerweile auch für Chenin Blanc, für Verdejo, für Müller-Thurgau oder für Grünen Veltliner, für Grillo oder Pinot Grigio verwendet werden, mit dem Effekt, dass das alles irgendwie wie Sauvignon Blanc schmeckt. Das entwickelt sich gerade zu einer kleinen Pest.

ceringia

Der Sauvignon Blanc kann dafür natürlich nichts. Und um ihm nicht Unrecht zu tun, muss ich andererseits wiederum sagen, dass einige seiner Vertreter zu den schönsten Weißweinen gehören, die ich kenne. Da wären zum Beispiel gereifte  Lagenweine wie Les Romains von Vacheron im Sancerre, Section 94 von Dog Point in Neuseeland, Lieben Aich von Manincor in Südtirol oder Silex von Didier Daguenau, der Zieregg von Tement oder Gewächse von Sepp Muster. Über einige davon habe ich hier ausführlich geschrieben. Der Hinweis, dass diese Sorte viel vielschichtiger ist, oder sein kann, als man gemeinhin annimmt, sollte dabei noch einmal erwähnt werden. Die Weine, die ich aufgezählt habe, wurden übrigens samt und sonders im Holzfass ausgebaut und darin entwickelt sich Sauvignon Blanc, wenn man vernünftig mit dem Holz umgeht, zu einem völlig anderen Wein. Die Primärfruchtaromen wie Stachelbeeren, Cassis, frisch gemähtes Gras oder diese ganze Armada exotischer Früchte werden zurückgedrängt und viel offensichtlicher werden (Feuer-)Stein und Kräuter, Steinobst oder Kernobst, häufig blumige Noten etc. Besonders beeindruckend kann aber die Dichte und Tiefe eines gut gemachten Sauvignon Blancs sein, die man überhaupt nicht erwartet, wenn man lediglich die einfachen Vertreter dieser Sorte kennt.

Wie aber verhält es sich mit den Sauvignons, die nicht im Holz ausgebaut werden? Da muss ich sagen, ich mag diese grasig-grünen Aromen eines jungen Sauvignons durchaus, auch die Stachelbeere und das Cassis dürfen vorbeischauen. Schön wird es, wenn Limetten und Grapefruit hinzustoßen und man vor allem etwas vom Boden schmeckt. Etwas Kalkiges darf dabei sein oder etwas Silex. Die Weine, die für mich die Reverenz bilden, habe ich vor einigen Jahren schon gefunden. Der leider nicht ganz billige europäische Vertreter, den ich am liebsten Mag ist der Sancerre blanc von Vacheron, der all diese Tribute aufweist. Die Überseevertreter par excellence sind für mit der Sauvignon Blanc Life from Stone vom Springfield Estate und der Sauvignon Blanc von Dog Point in Neuseeland.

Jetzt aber habe ich eine neuen Wein in der alten Welt gefunden. Er stammt aus dem Hause Tement in der Steiermark, wird jedoch weniger von Manfred Tement, dem Senior verantwortet sondern mehr von Armin Tement, einem der Junioren, wenn ich richtig informiert bin. Der reinsortige Sauvignon Blanc stammt aus Tements mittlerweile weltberühmter Lage Zieregg. Allerdings aus jener von Muschelkalk dominierten Lage im slowenischen Teil des Weinbergs. Die Mischung von Muschelkalk und Braunerde führt zu einer ausgesprochen mineralischen Note des Weins, die mich vor allem an den Vacheron-Sancerre erinnert. Der Wein aus der Lage Fosilni-Berg, was nachvollziehbarer Weise mit Fossilienberg übersetzt werden kann, hat für mich genau das, was einen guten frischen Sauvignon Blanc ausmacht. Er ist vor allem knochentrocken. Auf der Grundlage des steinig-kalkigen Charakters finden sich einige wenigen Steinobstnoten, vor allem aber Kräuter, weißer Pfeffer, Stachbeeren, Aromen von grüner Paprika und Gras, ein bisschen Feuerstein, also etwas Rauchiges und dann als Dekoration noch ein paar Blütenpollen, sagen wir, es wären Holunderblüten. Das zusammengenommen mit einer schönen Balance von Frucht und Säure am Gaumen, mit einer leichten, aber sehr erfrischenden Bitternote und einer guten Länge ist für mich ein ziemlich perfekter, puristischer Sauvignon Blanc mit deutlich eigenem Charakter.

 Domaine Ciringa, Sauvignon Blanc 2012 Fosilni Berg, knapp 14 Euro

 

 

2 Kommentare

  1. Eline

    Ich mag die SBs, die nicht vordergründig nach Stachelbeere, Paprika, Cassis und Holler riechen, sondern nach grünen Haselnüssen und warmem Boden nach einem Sommerregen. Vor vielen Jahren war er Cloudy Bay mein Ideal-Sauvignon Blanc, heute ist es der Privat von Alois Gross.

  2. What’s up, for all time i used to check web site posts here early in the break of
    day, for the reason that i like to learn more and more.

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