Sommerwein aus dem Supermarkt – Côtes de Gascogne 2012, Domaine du Tariquet

Für die regelmäßigen Besucher dieser Seite ist es müßig, zu erläutern, dass mein Herz an handgemachten, oft biologisch oder biologisch-dynamisch erzeugten Weinen hängt, bei denen man den Charakter der spezifischen Rebsorten, Landschaften oder Ideen der Winzer direkt schmeckt. Dieser Hang zu besonderen Weinen hat zur Folge, dass ich selten in den Supermarkt gehe, um mir dort Weine zu kaufen. Wenn ich das tue, werde ich meist enttäuscht. Trotzdem wäre es anmaßend, zu behaupten, dass es dort keine guten Weine gäbe. Darüber hinaus wäre komplett arrogant, denn die Weinwelt spielt sich im Wesentlichen nicht im Elfenbeinturm der handgemachten Weine ab sondern in jenem Keller, auf dem der Turm erbaut wurde. Außerdem haben die Supermarktketten vor allem in Gegenden mit hoher Kaufkraft in den letzten Jahren deutlich aufgerüstet.

Domaine du Tariquet

Im Laden bei mir um die Ecke beispielsweise gibt es eine Menge ganz ansprechender Weine und das Sortiment reicht bis zur Liga von Cloudy Bay oder Springfield Estate. Ok, das ist jetzt natürlich auch nicht mehr das, was es mal war, aber immerhin. Außerdem gibt es dort Sauvignon Blanc von Hunky Dory, der Neuseeländer kostet nur die Hälfte vom Cloudy Bay und schmeckt genauso gut. Doch ich schweife ab. Eigentlich wollte ich nur einen einfachen weißen Sommerwein, und den habe ich gefunden. Ich habe mir kein unbekanntes Weingut ausgesucht, sondern eines, das man in Supermärkten genauso findet, wie im Fachhandel. Mal nennen sie sich Domaine, mal Château aber immer ist es Tariquet. Im Gegensatz zum Soul-Wine aus dem letzten Artikel wusste ich bei diesem Wein allerdings, worauf ich mich einlasse, denn ich hatte ihn schon bei meinem Arbeitgeber vorprobiert.

Tariquet entspricht nicht hundertprozentig meinem Ideal von Wein, allerdings ist dies auch kein seelenloser Riesenbetrieb, der lediglich auf Masse statt auf Klasse setzt. Tariquet ist ein Mittelding. Das Gut besteht seit genau 100 Jahren und ist immer noch familiengeführt, mittlerweile in dritter Generation durch die Brüder Grassa. Gestartet ist die Familie mit 5 Hektar Noah, einer Hybridsorte. Die Gascogner haben dann begonnen Armagnac herzustellen, doch war der irgendwann so komplett aus der Mode, dass man angefangen hat, Weißwein zu produzieren. Es war für die Gascogne gar nicht so einfach, sich einen Namen zu machen mit Rebsorten, die vorher nur für Massenproduktion genutzt wurden. Doch bei diesem, wie bei vielen anderen Weinen merkt man, dass man aus Colombard, Ugni Blanc und Gros Manseng gute und vor allem aromatische Weißweine herstellen kann. Vor allem, wenn sie noch ein wenig mit Sauvignon Blanc angereichert werden. Bei Tariquet schmecken diese Weine, sie sind fruchtig und  – ich benutzte dieses Wort ja gerne – süffig. Man kann sie so wegschlürfen weil sie einfach gut schmecken. Sie sind unkompliziert aber nicht langweilig. Und so ein Wein kostet halt weniger als € 6. Mittlerweile kontrollieren die Grassas übrigens 900 Hektar Rebfläche. Das ist eine ganze Menge. Und dafür finde ich es durchaus bewundernswert, ganz beständig Weine solcher Qualität zu produzieren.

Als ich kürzlich bei der London International Wine Fair an einem Fachseminar über Weine aus Südwestfrankreich teilgenommen habe, war selbstverständlich ebenfalls ein Wein von Tariquet dabei, denn die Marke ist sehr stark auf dem britischen Markt. Sehr klar ausgesprochen wurde die Bemerkung, dass man selten mehr Wein fürs Geld bekommt. Dem kann ich mich anschließen. Und es ist immer gut, einen Erzeuger zu kennen, der auch den Massenmarkt bedient und trotzdem verlässlich gute Weine produziert. Ganz nebenbei gesagt wird auf dem Weingut durchaus mit biologischen und nicht mit chemischem Dünger gearbeitet und auch sonst bewusst hingeschaut.

Und noch mal ganz nebenbei gesagt gibt es diesen Wein in einer anderen Ausstattung seit dieser Woche auch bei meinem Arbeitgeber. Wo ich dann direkt dazu sagen muss, dass ich diesen Wein ebenfalls empfehlen kann, wenn es schon um Sommerweine geht. Diesen übrigens auch. Wer beim Hanseatischen Wein & Sekt Kontor bestellt, muss allerdings auch wissen, dass er dann sehr regelmäßig Werbepost bekommt. Das will ich nicht unerwähnt lassen.

Und zum Schluss mal eine Frage an die geneigte Leserschaft, das mache ich viel zu selten. Kauft Ihr Weine im Supermarkt? Und wenn ja, welche?

6 Kommentare

  1. Ich kaufe jeden Monat im Schnitt eine oder zwei Flaschen Wein im Supermarkt, würde ich sagen, und meistens ganz spezifisch regionale Erzeugnisse wie Gutedel aus dem Markgräflerland. Alles andere kaufe ich mir beim Fachhandel ein.

    Durch seine starken Präsenz in Grossbritannien, wie Sie ja schreiben, war mir Tariquet auch irgendwie ein Begriff. Dank Ihres Blogbeitrags werde ich mir dieses Weingut noch besser in Erinnerung halten.

    Mit Grüssen aus Basel

    Simon Jones

  2. Die letzten beiden Links im vorletzten Abschnitt funktionieren leider nicht.

  3. @Timm Danke! Ich habe es verbessert.
    .
    @Simon Jones, Danke, und Grüße zurück.

  4. Die Weinauswahl ist in vielen hiesigen Supermärkten meist so fürchterlich, dass ich dort schon seit Jahren keinen Wein mehr gekauft habe, nicht mal aus Verlegenheit. Anders sieht’s nach meinen Erfahrungen dagegen gelegentlich bei eher kleinen Supermärkten in
    Weinbau-Regionen aus. Zum Beispiel in der Maremma, in Südtirol oder auf Sizilien konnte ich schon schöne Weine lokaler Größen zu sehr fairen Preisen erwerben, wenn der Weg zur nächsten Enoteca zu weit oder nicht bekannt war.

    Schöne Grüße aus Berlin

    Jan

  5. Hmm ich kaufe im Supermarkt allerdings in Frankreich, wenn ich einen Schlenker mache um meine Familie zu besuchen.
    Wie ich entscheide? Es ist das Etikett was mich verführt – also eine total irrationale Entscheidung.Und bisher waren die Entscheidungen gut & sau lecker.

    Da fällt mir ein irgendwo habe ich noch eine Flasche Tariquet.

  6. @Jan, ja, ich bin auch wirklich froh, dass hier zumindest ein paar anständige Flaschen dabei sind. Tipp für Rewe ist übrigens der Spätburgunder von Jürgen von der Mark. Nicht teuer, aber jeden Cent wert. Den soll es eigentlich in jedem Rewe geben.

    @Jan und @Ute, ja, außerhalb Deutschlands gibt es eine ganz andere Weinkultur im LEH. Was allein in derSchweiz oder in Österreich in normalen Läden häufig rumsteht, oder in einem gut sortierten E.Leclerc… Da sind wir hier so weit zurück. Allein, wenn ich meinen Sohn in Belgien besuche, könne ich jede Menge guten Wein in einem stinknormalen Delhaize kaufen, ohne zu zögern.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert