Vincent Paris ist ein junger Winzer der Nord-Rhône, der im Bereich Cornas und St. Joseph, der Nachbargemeinde in unwegsamem Gelände mit reiner Handarbeit charaktervolle, ganz gebietstypische Weine erzeugt, die dabei klar eine eigene Handschrift tragen. Sein erster Jahrgang war der 1997. Er hat ihn noch mit seinem Onkel, Robert Michel , einem der bekanntesten Winzer aus Cornas, vinifiziert. Seitdem geht er mit seinen 6 Hektar, die teils von seinem Großvater stammen, eigene Wege. Er selektiert im Vorfeld so, dass immer nur vier Trauben, statt normalerweise fünf bis sieben am Stock bleiben. Er arbeitet ohne chemische Mittel im Weinberg und mit Spontanvergärung im Keller. Er benutzt meines Wissens nur gebrauchte Holzfässer. Er verbindet so ein bisschen Old-School und Moderne, habe ich den Eindruck. Seine Weine, zumindest die, die ich bisher proviert habe, sind klar, frisch, duftig in der Jugend und zunehmend komplex und profund im Alter.
Der Les Côtes ist ein weiterer, wirklich schöner, bezahlbarer Syrah von der Nord-Rhône. Jung und doch trinkreif, wenn auch mit Sicherheit noch mit viel Entwicklungspotential. Vincent Paris’ Les Côtes aus dem zunehmend wieder populärer werdenden kleinen Gebiet St. Joseph duftet wie ein ganzer Strauß Wildblumen und Früchte. Dazu kommen, typisch für diese Gegend, Oliven, Wacholder, etwas Tabak und Süßholz. Der Wein ist schlank, nicht nur was den Alkohol von 12,5% angeht, klar und fein, frisch vor allem und kein bisschen wuchtig. Er wirkt eher kühl und gradlinig mit feinem Tannin und dem Geschmack von kühlem, feuchten, zerbröseltem Stein, auf dem eine ganze Menge reifer Waldbeerfrüchte, Trockenkräuter und Pfeffer zerrieben wurde. Säure hat der Wein und ihm fehlt im Gegensatz zum Brézème von Texier höchstens ein wenig Fleisch am Gaumen, etwas, wo man reinbeissen möchte um dem Mund voll zu haben.
Das tut dem Spaß, den ich beim Trinken dieses Syrah hatte, jedoch wenig Abbruch. Das ist ein authentischer Wein ohne Schnickschnick. Er ist klar zu verorten und ich kann mich mal wieder nur wundern, wie man so viel Qualität aus so steilen, harten, winzigen Lagen für vergleichsweise so wenig Geld gewinnen kann.
Gekauft bei einfachweinkaufen.de. Eine ganze Reihe Weine von Vincent Paris gibt es allerdings auch in der Weinhalle, vor allem etwas reifere Jahrgänge.
Nochmal hallo,
auch zu dem Rhone-Syrah Bericht muss ich was loswerden. Es freut mich ungemein, noch einmal von einem biologisch verarbeitetem Wein zu hören, der ohne die oft typischen Kommentare über Stinker oder Ecken und Kanten an die man sich gewöhnen muss auskommt. Es gibt sie ja tatsächlich und es geht mir oft auf den Nerv, wenn zumindest in den Nebensätzen dann doch immer so getan wird, als ob solche Weine eindeutig zu indentifizieren wären. Eben wegen der “kleinen Fehler” die die “normalen” Weine nicht haben. Auch wenn Du nicht erwähnst, wie es mit der Schwefelung aussieht, kann der Wein ja getrost zu den Vin naturel gezählt werden und zeigt damit, dass mit Kenntnis und guter Arbeit und eben ohne Reinzuchthefen und große Technik Weine hergestellt werden können, die keinen Vergleich scheuen müssen.
Das muss öfter und deutlicher gesagt und vertreten werden.
Danke für die Entdeckung!
Lieber Karl, entschuldige, dass ich noch nicht geantwortet hatte. Ich finde auch, dass es wirklich eine ganze Reihe exzellenter Winzer gibt, die auch mit minimalen Mengen Schwefel ganz saubere Weine machen. Ecken und Kanten dürfen meiner Ansicht nach ruhig sein, wenn man ein Naturprodukt haben will. Gerade an der Nord-Rhône jedoch ist mir allzu häufig zu viel Brett im Spiel und da wird es dann problematisch. Wo fängt da das Fehlerhafte an? Kann wahrscheinlich nur jeder für sich selbst entscheiden. Selbst die mittlerweile so berühmte Domaine Clos Rougeard an der Loire hat Jahre mit heftigestem Brett. Das haben die Foucault-Brüder glücklicherweise wieder in den Griff bekommen. Die beiden letztgenannten Rh1one-Syrah jedenfalls zeigen mir ganz deutlich, dass Syrah auch, oder erst recht ohne dem Zuviel davon Spaß macht.