Burgund, bezahlbar und charaktervoll: Les Saulniers 2011, Domaine de la Cadette, Vezelay

Eine Frage die sich immer wieder stellt und die auch mehrere  Leser bei meiner Umfrage im Dezember aufgeworfen haben ist die: Wo bekommt man eigentlich bezahlbaren guten Burgunder her? Ich mache mich dieses Jahr mal auf die Suche. Mindestens einen Winzer allerdings habe ich schon jetzt im Petto und wer damals meinen Artikel im Blog der FAZ übersehen hat (in dem mittlerweile seltsamerweise Fotos aus einem ganz anderen Artikel auftauchen), bekommt hier noch einmal eine klare Empfehlung.

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Die Domaine de la Cadette liegt in Vézelay. Wer diesen Ort, der auf dem Weg vom Chablis an die Côte d’Or liegt noch nie im Zusammenhang mit Wein kenngelernt hat, muss sich nicht wundern, viel Wein gibt es hier nicht. Mehr Wallfahrt, denn Vézelay ist eines der berühmtesten Wallfahrtszentren Frankreichs und Weltkulturerbe. Bis vor wenigen Jahren wurde hier auch nur Fassware produziert, doch mittlerweile hat der Ort eine eigene AOC und die Familie Montanet hat sich dazu entschlossen, ihre Weine selber zu vermarkten. Seit 1986 bauen sie sowohl weiße als auch rote Sorten an, wobei hier vor allem der César hervorzuheben ist. Diese rote Sorte, die wohl mit den Römern aus dem Piemont ins Burgund gelangt ist, hat hier so etwas, wie eine Ausnahmeanbaugenehmigung erhalten. Dass die Montanets überhaupt Wein anbauen, ist schon gewagt, denn Montanet selbst stammt aus der Normandie, die nicht gerade für Rebsaft bekannt ist, und, wie schon gesagt, der Ort, der vor der Reblauskatastrophe ein bekannter Weinort war, dümpelte qualitativ Jahrzehnte lang vor sich hin. Die Montanets waren Teil der 1989 gegründeten Kooperative von  einigen wenigen Weinbauern und man wählte Jeannot Montanet zum Präsidenten. Der erste Erfolg, den die Kooperative hatte war denn auch die Verleihung des AOC-Status, der zweite Erfolg bestand darin, dass Jeannot den Chablis-Winzer Bernard Ravenau als Berater gewinnen konnten. Dies führte zu einer Umwälzung, wie sie in den Neunzigern in vielen Teilen des französischen (und auch deutschen) Weinbaus stattgefunden hat. Back to the roots war das Stichwort – im wahrsten Sinne des Wortes. Mit Raveneau hat man die rigide Weinbergsarbeit wiederentdeckt und Jeannot Montanet hat sich zunehmend dem natürlichen und biologischen Anbau zugewandt. Nach 15 Jahren hieß es für ihn dann 2004, mit der Gründung der Domaine de la Cadette eigene Wege zu gehen.

Copyright: Burgundy Wine Board, www.vins-bourgogne.fr

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Die Rebstöcke der Montanets stehen in den Hügeln des Morvan, der einzigen größeren Erhebung, die zwischen dem Chablis und der Côte d‘Or zu finden ist. Die Bodenbeschaffenheit ist besonders, die Erhebung besteht in Teilen aus Granit, hinzu kommt noch etwas Kalkstein mit einer Menge fossiler Einschlüsse, sowie verschiedene Lagen Lehm. Solche Weine in der burgundischen Einheitsmelange zu finden, ist immer eine besondere Freude. Es sind nicht die feinen Weine, die man im besten Fall, und auch nur dann, an der Côte de Beaune bekommt, es sind tendenziell eher würzigere Weine, Weine mit einem sehr eigenen Charakter, der sich im Laufe eines Abends stark entwickelt.

Ein exzellentes Beispiel dafür ist der weiße Les Saulniers 2011. Er stammt von einer Hanglange hinter dem Dorf, die an einem ehemaligen Salzschmugglerpfad (faux Saulniers) liegt. Dazu ist zusagen, dass es früher eine Salzsteuer gab und man entsprechend Wege gefunden hat, an dieser Salzsteuer vorbei zu kommen. Eine Möglichkeit war die Nutzung von Salzbrunnen, denn es gibt bei Vezelay Salzwasserquellen, die seit 4.000 Jahren genutzt werden und einen ungewöhnlich hohen Salzgehalt haben.

Die Chardonnayreben sind alt und der Boden, in dem sich eine Eisenoxidschicht und viele Mineralsalze befinden, liefert einen markanten, tatsächlich salzig-mineralischen Wein. In der Farbe ähnelt er mit seinen leicht grünlichen Reflexen eher einem Chablis. Im Duft findet sich schon das Salzige, dazu kommen Melone und Birne und etwas Pfirsich. Am Gaumen ist der Wein üppig und doch klar und präzise mit schönem Tiefgang, Druck am Gaumen und einer hervorragenden Länge. Wie man es von einem guten Wein erwartet, entwickelt er sich im Laufe des Abends immer weiter und wird zunehmend komplexer. Das ist exzellenter, charaktervoller Stoff für einen bemerkenswert günstigen Preis. Wo bekommt man sonst charaktervollen Burgunder für unter € 15,-? Jedem Interessenten dieses Weins sei dabei geraten, auch die anderen Weine des Gutes auszuprobieren, die es noch in kleinen Mengen bei Vins Vivants zu kaufen gibt.

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