Die Domaine Pignier wurde ursprünglich im 18. Jahrhundert gegründet und 1970 noch einmal restrukturiert. Im 18. Jahrhundert haben die Pigniers jedoch lediglich die Leitung des Gutes übernommen, das vorher seit dem 12. Jahrhundert einem Karthäuser-Kloster gehörte. Entsprechend sind die Gewölbekeller, in denen teilweise der Wein lagert, knapp 800 Jahre alt. Die Domaine Pignier, die in siebter Generation von den Geschwistern Marie-Florence, Jean-Etienne und Antoine geführt wird, ist die älteste Demeter-zertifizierte Domäne im Jura. Die Geschwister arbeiten sowohl traditionell, als auch modern. Das heißt, hier wird klassischer Jura-Wein angeboten, der unter einer Hefeschicht gereift ist, dazu der oxydierte Vin Jaune, allerdings ebenso Wein, der ohne die Hefeschicht auskommt, und ouillé genannt wird. Diese Methode, die anderswo normal ist, ist im Jura modern. Seit 1999 gibt es einen solchen Chardonnay und seit 2009 auch einen Savagnin in diesem Stil. Savagnin ist die Hauptrebsorte im Jura. Es ist der alte Name für Traminer, eine der ältesten Rebsorten Europas, die tatsächlich ursprünglich aus dem Jura stammt. Neben diesen Weinen gibt es einen gemischten Satz (GPS geannt) was ja wiederum eigentlich traditionell ist. Zudem gibt es einige exzellente Rotweine aus Trousseau, Poulsard und Pinot. Ein besonderes Verdienst der Domaine ist der Anbau von Sorten, die fast verschwunden waren im Jura, und damit insgesamt, denn diese Rebsorten gab es früher ausschließlich im Jura, und da eben auch nur in den alten gemischten Sätzen. Sorten wie Petit Béclan, Argan oder Enfariné standen früher nebem einer ganzen Reihe anderer Sorten. Dann kam die Reblaus, der Weinanbau im Jura schrumpfte von 20.000 Hektar auf 2.000 und statt 40 erwähnter Sorten, wurden nur noch fünf angebaut.
Doch zurück zum Crémant. Dieser ist ein reiner Chardonnay Blanc de Blancs, der mit einem Ertrag von 45hl/Hektar geerntet wurde. Der Wein wurde spontan vergoren und im großen und kleinen Holzfass ausgebaut und 18 Monate nach der zweiten Gärung sur latte gelagert. Abgefüllt wurde er als brut, wobei ich von einem unteren brut-Bereich ausgehe, so um die sechs bis acht Gramm Dosage.
Dieser Crémant schäumt erst einmal ordentlich im Glas, so das ich schon kurz die Befürchtung hatte, dass das mit dem Schaum ein bisschen problematisch werden könnte, doch später ist das ein feines Mousseaux, nicht bubblig, nicht ordinär, gar nicht. Der Wein ist im Gegenteil extrem seriös, er hat eine schön integrierte Hefenote, er duftet nach reifen Kernobst, ganz leicht oxydativ, aber nur ein Spur. Dazu kommt ein leichter Hauch von Eisen, was aber kein bisschen abschreckend ist, Blüten, weiße Blüten und leicht geröstete Haselnüsse. Ist das sexy? Ja, das ist es. Am Gaumen ist dieser Crémant stoffig, das heißt, man hat ein ganzes Maul voll Wein, dabei eine exzellente Säure, wiederum Brioche (Hefe), reifes Obst und eine ganze leichte Note von Akazienhonig. Das Entscheidende ist, dass das alles zusammenpasst: der Grip am Gaumen, das Stoffige, die leichte Frucht, das leicht Crémige, die Säure. Ich habe diese aktuelle Flasche, ehrlich gesagt, alleine ziemlich schnell leer gehabt. Und das passiert mir nur noch selten. Auf meiner persönlichen Crémant-Richterskala liegt dieser Crémant momentan an zweiter Stelle hinter dem unvergesslichen 2002er Crémant de Vouvray von Huet.
Den Crémant gibt es bei viniculture für € 16,- Das ist wenig Geld für so viel guten Wein.