Loacker, Tasnim Sauvignon Blanc 2005, Alto Adige

Heute Mittag las ich im Newsfeed von Wein-Plus, dass es dort eine vierteilige Reihe zu biologischem Weinanbau in Südtirol geben werde und man mit Rainer Loacker beginne, weil man mit ihm beginnen müsse, konsequenterweise, da er in Südtirol damals der Vorreiter gewesen sei, vor fast dreißig Jahren. Damals belächelt, wie so oft die Avantgarde, gehöre er heute mit zur Spitze der Weinszene dort.

Begonnen hat er, weil er nach schwerer Krankheit sein Leben umstellen wollte und nicht weitermachen wollte mit seiner Teilhabe an einer erfolgreichen Süßwarenfabrik. Da die Homöopathie ihm geholfen hatte, so Loacker, seine Krankheit zu besiegen und er ein großer Weinliebhaber war, begann er, sich mit dem der Homöopathie verwandten Feld der Biodynamik auseinanderzusetzen. Er ist diesen Weg letztlich konsequent gegangen, trotz allen schlechten Geredes, trotz aller Rückschläge, die es mit sich bringt, wenn man erst einmal keine oder doch wenig Ahnung hat. Das macht ihn mir sympathisch. Was jemand von Homöopathie hält, bleibt ihm selbst überlassen. Ich bin damit aufgewachsen und habe Situationen und Krankheitensverläufe erlebt, in denen homöopathische Medikamente bei mir Erstaunliches bewirkt haben. Ob man dies nun einerseits und die Biodynamik andererseits als Humbug ansieht, ist nebensächlich; denn eines muss man den Biodynamikern zugestehen: Sie gehen sehr sorgsam mit der Natur um, schätzen die Produkte außerordentlich und alles, was auf dem Weg bis hin zu diesen Produkten stattfindet. Und das kann nicht falsch sein.

Auch in diesem Falle nicht. Der Artikel heute Nachmittag hat mich dazu gebracht, eine der raren Flaschen Tasnim in den Kühlschrank zu stellen. Schon einige Tage bin ich darum herumscharwenzelt. Heute also eine der zehn Flaschen, die ich mir weggelegt habe von den 500, die es für den deutschen Markt überhaupt gibt.

Loacker Tasnim 2005

Ich habe eine viertel Flasche des Weines in einen Dekanter geschüttet. Aus der Karaffe strömte direkt der betörende Duft eines exotischen Obstsalats. Mir schossen Bilder aus meinem Thailandurlaub – immerhin schon sieben Jahre zurückliegend – durch den Kopf. Kobulon Le, diese winzige Insel in der Andamanen-See, wo wir häufig mit einem Salat reifer Papayas und Mangos den Tag begonnen hatten. Dazu ein wenig der für Sauvignon Blanc typischen Stachelbeere, ferner Holunder und Honig.

Ich musste einen Schluck probieren, bevor ich meinen Sohn zu Bett gebracht habe, und dieses Fruchtbouquet setzte sich am Gaumen fort, wunderbar ausgeglichen, expressiv mit 14 % Alkohol, schwer, aber nicht zu sehr, nicht so aufgesetzt wie mancher Sauvignon Blanc aus Neuseeland oder Kalifornien, sondern mit feiner, komplexer Struktur. Göttertrank!

Als ich meinen Sohn zu Bett brachte, fragte er mich, was ich im Mund hätte, und ich meinte, ich hätte nichts im Mund. Wonach ich denn riechen würde? – und er sagte, ich würde nach Mango riechen, und tatsächlich, dieser eine Schluck hatte meinen ganzen Mund noch viele Minuten später mit Mango ausgefüllt.

Um die Schwelgerei nun zu einem Ende zu bringen, kann ich nur feststellen, dass dieser Tasnim für mich die Referenz darstellt, für mich – und nur davon kann ich reden – ist es bisher das beste Beispiel dafür, was man aus dieser Rebsorte herausholen kann.

Und warum Tasnim? Im Koran heißt es: »Auf weichen Diwanen ruhend blicken sie um sich; voll Freude trinken sie reinen, gut versiegelten Wein, dessen Satz schierer Moschus ist; […] ein Wein, gemischt mit Wasser der Quelle Tasnim, an der sich die Beglückten erquicken, […] und es warten ihrer die schwarzäugigen Huris, keusch wie verborgene Perlen, als Lohn für ihre Taten.«
Und Loacker: »Die Überschreitung des Verbotes, Wein zu trinken, bedeutet im Koran bei Lebzeiten Sünde, nach dem Tode – im Paradies – träumt man vom Genuss des Weines, verdünnt mit Wasser aus der Quelle Tasnim. Beim Trinken unseres Tasnim Sauvignon blanc erleben wir die Sensation eines beinahe paradiesischen Trunks. Aus diesem Grunde haben wir diesem Wein den Namen Tasnim gegeben.«

2 Kommentare

  1. Ein wirklich sehr poetisch und schön geschriebener Bericht.
    Es freut mich sehr, dass Ihnen der Wein so gut schmeckt und Sie dazu inspiriert, einen so tollen Bericht zu schreiben. 🙂
    mfg
    Georg Schnell

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