Dass Vinho Verde nicht deshalb so heißt, weil die Trauben grün, also noch unreif gelesen werden oder der weiße Wein grüne Reflexe zeigt, dürfte mittlerweile auch hier bekannt sein. Vinho Verde ist schlichtweg der Wein aus dem mit Abstand grünsten Gebiet Portugals, dem Minho, oberhalb von Porto an der Grenze zu Spanien. Zwar wird hier tatsächlich vor allem Weißwein erzeugt (und dieser hat auch gerne mal grüne Reflexe), doch hat Rosé und Rotwein eine ebenso lange Tradition. Nur findet man diese Weine hier selten bis gar nicht. Was man vor allem findet ist immer noch Mateus Rosé, der Wein in den Boxbeutelflaschen der geradezu zum Synonym für portugiesische Supermarktweine geworden ist, und dann findet man noch häufig Casal Garcia. Früher wurden die Weine mit dem markanten blauen Etikett ebenfalls in Boxbeutelflaschen angeboten, das scheint aber vorbei zu sein. Dieser Vinho Verde jedenfalls gehört zu den frühesten Weinen, an die ich mich erinnern kann. Es war ein Freund der Familie, der praktisch jeden Urlaub in Portugal verbracht hat und von dort immer auch diesen Wein mitbrachte – bis er den Lebensmittelhändler seines Vertrauens dazu bringen konnte, den Wein zu importieren.
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Für welche Form von Vinho Verde man sich nun auch immer entscheidet – wie gesagt, uns bleibt hier fast nur die weiße Variante – man wird praktisch immer auf einen Wein mit einer prägnanten Säure, etwas Süße und etwas Kohlensäure stoßen. Ersteres liegt daran, dass die verwendeten Rebsorten, vor allem der Alvarinho über eine hohe Grundsäure verfügen. Alvarinho, im Spanischen Albariño, übersetzt die Weiße vom Rhein, wurde früher für einen Abkömmling des Rieslings gehalten. Das stimmt nicht, aber die Fruchtigkeit und gleichzeitige Säure sind durchaus ähnlich. Ergänzt wird der Alvarinho durch die florale Sorte Loureiro, die mittlerweile immer häufiger auch reinsortig ausgebaut wird, die stahlige Trajadura, den mineralischen Arinto und der cremigen Avesso. Zusammen bilden sie aromatischen Wein, der immer auch knackig und erfrischend bleibt. Das wiederum liegt auch daran, dass er traditionell leicht schäumt. Früher hat man ihn schon abgefüllt, als er noch nicht zu Ende gegoren war, so dass der Vinho Verde in der Flasche nachgegoren ist, heute setzt man bewusst ein wenig Kohlensäure zu.
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Was man hierzulande mittlerweile häufiger bekommt ist der Rosé der Quinta de Gomariz. Dieser Rosé wurde aus der Rebsorte Espadeiro gekeltert. Espadeiro ist eine rote portugiesische Rebsorte, die ebenfalls relativ viel Säure jedoch wenig Farbstoff hat, so dass sie hellrote Weine ergibt und vor allem für Rosé wie diesen verwendet wird. Sie wird im Minho auf gerade einmal 300 Hektar angebaut. Die Quinta de Gomariz gehört zu den bekannteren und auch besten Vinho-Verde-Produzenten. Die 17-Hektar-Quinta liegt in der Subregion Ave und in der Quinta werden die Weine vornehmlich reinsortig ausgebaut. Mittlerweile gibt es zwei Rosé, den etwas dunkleren aus der Sorte Padeiro und den helleren, hier besprochenen.
Der Espadeiro leuchtet in einer Mischung aus Lachs und Orange, was dem Wein durch das Glas je nach Sonneneinstrahlung fast etwas Neonartiges gibt. Der Wein riecht ordentlich nach Erdbeeren und Blutorangen, er ist eher halbtrocken, was den tatsächlich vorhandenen Zucker angeht (etwas über 8 Gramm), die fallen aber gar nicht weiter auf. Die Säure macht den Zucker vergessen und das leicht Moussierende noch zusätzlich. Dass Zucker mit ihm Spiel ist, merkt man schon, aber es ist halt nicht zuckrig. Der Espadeiro ist clean, er ist modern gemacht, man schmeckt die Reinzuchthefen, die Kaltvergärung gibt ihre etwas bonbonartigen Noten dazu. Aber das ist alles nicht zu extrem. Es ist einfach gut gemacht und für einen Sommerwein, der vor allem erfrischen und Spaß machen soll, wirklich gut. Der Wein hat 11,5% Alkohol und kostet so um die €7.50. Gute Voraussetzungen, dass die Flasche schnell leer wird. Und so war es auch bei mir.