Während ich das Glück hatte, in einer der besten Zeiten der Bundesrepublik groß zu werden, in der zwar nebenbei immer mal wieder über Kalten Krieg und Aufrüstung geredet wurde und die RAF einige wenige Anschläge verübte, ansonsten aber fast Vollbeschäftigung herrschte und es allen gut ging, war das in der Zeit, als mein Vater groß wurde, nicht so. Mein Vater war Flüchtling. Der Vater des Vaters wurde mit Mitte 50 in den letzten Kriegswochen zum Volksturm eingezogen und verstarb weniger Tage später. Die Mutter zog mit den drei Kindern (Mein Vater war fünf) aus dem Osten in den Westen. Meist zu Fuß. Willkommen waren sie nirgendwo. Sie waren Flüchtlinge. Sie kamen dann irgendwann im Kreis Cloppenburg unter. Dieser Kreis ist eine katholische Enklave im ansonsten reformierten Norden. Er ist brutal konservativ. Und die Menschen dort waren nicht gastfreundlich. Meinen Vater hat diese Flucht und vor allem das Unwillkommensein geprägt.
Damals war das ganze Land zerstört, wir hatten es selbst runtergewirtschaftet, ganze Volksgruppen waren entmenschlicht und massakriert worden. Und obwohl wir als Volk komplett versagt hatten, hat man uns trotzdem geholfen. Und zwar in einer Art und Weise, die uns zu einer der reichsten Nationen der Welt hat werden lassen. Gastfreundlicher sind wir trotzdem nicht geworden, so scheint es. Zumindest wenn man den Arschlöchern Glauben schenkt, die die öffentlichen Plätze und die virtuellen Foren übernehmen. Das kann nicht sein. Und dass das nicht sein kann, sehen glücklicherweise doch eine ganze Menge Menschen. So gibt es immer mehr Initiativen, auch von Bekannten und Freunden. Dazu gehören Nico Lumma, Stevan Paul, Karla Paul und Paul Huizing, die die Initiative Blogger für Flüchtlinge ins Leben gerufen haben, die ich gerne unterstützen möchte. Man kann dort Geld spenden, Sachspenden leisten oder auch anders aktiv tätig werden. Den Menschen ganz konkret ein Gefühl von Willkommensein zu vermitteln, ist aus meiner Erfahrung mindestens genauso wichtig wie jede dringliche Sachspende. Sie erfordert jedoch mehr Initiative und eigenes Engagement.
Ebenso wichtig finde ich es, den Menschen, die uns regieren, deutlich zu machen, dass sie an der ganzen Front versagen und das uns das immer bewusster wird. Sowohl hier im Umgang mit den Flüchtlingen – denn das Problem fällt nicht einfach so vom Himmel, als auch im Umgang mit Hetzern und Rechtsterroristen – denn da ist seit Jahrzehnten nicht viel geschehen, als auch im Umgang mit Parteifreunden vornehmlich aus dem christlich sozialen Lager, die sich gerne als geistige Brandstifter betätigen, als auch in der europäischen Flüchtlingspolitik sowie in der Unterstützung korrupter Regime auf dem Balkan, im Nahen Osten oder in Afrika. Wir haben uns allzu lange einlullen lassen von einer Merkelschen Aussitzpolitik, die zu nichts führt. Schreibt Euren Abgeordneten, mahnt an, dass es so nicht weitergeht und nutzt Eure Plattformen um klar zu machen, das wir als führende und reiche Nation eine andere Verantwortung haben als die, die wir aktuell wahrnehmen!
Danke für den Beitrag!
Ich finde es wichtig aufzuzeigen, welche wichtige rolle Flüchtling und der Nachkommen in der Gesellschaft haben.
Besonders den Aufruf, seine Plattformen zu nutzen fehlt meistens oder geht unter. Jeder von “uns” kann etwas beitragen.
Daher hat mich der Hinweis sehr gefreut.