Drei Flaschen Bier: Heidenpeters Thirsty Lady, Pale Ale, IPA

Es wurde Zeit, mal wieder über Bier zu schreiben. Das Thema kommt hier seit einiger Zeit viel zu kurz. Heute also drei Empfehlungen von einem Berliner Brauer, nämlich von Johannes Heidenpeter. Der ausgebildete Künstler hat 2010 damit begonnen, Craftbeer zu brauen, so ganz in der Tradition amerikanischer Brauer, die vom Homebrewing zur professionellen Ausübung kamen. 2012 konnte er dann die Betreiber der Markthalle Neun überzeugen, dass sie ihm einen kleinen Keller zur Verfügung stellen und natürlich einen Marktstand, wo er sein Bier dann auch frisch vom Zapfhahn verkaufen kann. Markthalle Neun ist für die einen ja so was wie das Hipsterklischée par excellence, für die anderen ist es die geilste Markthalle der Welt. Bestes Bier (Heidenpeters), bestes Fleisch und beste Burger (Kumpel & Keule), bester Fisch (Glut & Späne) bestes Brot (Sironi), man hört von allen Seiten nur Superlative und wenn man noch nicht da war, sollte man unbedingt mal hin, es ist tatsächlich für deutsche Verhältnisse ziemlich einzigartig.

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Aber zurück zum Künstler. Der hat kaum noch Zeit den Pinsel in die Hand zu nehmen, denn das Ein-Mann-Unternehmen ist sehr erfolgreich. Als ich die ersten Flaschen zu Gesicht bekam, hatte ich zunächst den Eindruck, da schaut sich jemand was von The Kernel ab, jener Londoner Craftbeer-Brauerei, die für mich vor Jahren einen neuen Bier-Standard gesetzt hat. Das Papier der Etiketten wirkte ganz ähnlich, und ebenso die Drucktechnik. Macht ja auch nichts, dachte ich, wenn das Bier einen ähnlichen Standard hat…

Es hat. Und gestalterisch hat sich Johannes Heidenpeter davon auch längst gelöst. Seine Etiketten sind prägnant und mit hohem Wiedererkennungwert. Es gibt die Linie der Sainsonbiere und dann die der Klassiker. Ich stelle heute die drei Klassiker vor, die wohl auch deutschlandweit am bekanntesten und auch am ehesten zu erwerben sind. Es sind Thirsty Lady, American Pale Ale und American IPA. Und damit hat man meiner Meinung nach auch direkt drei Biere, die so etwas wie den Standard der Gattungen Blond Ale, Pale Ale und American India Pale Ale setzen.

Thirsty Lady Blonde Ale
img_20160604_074550.jpgDas Bier ist im Stile eines amerikanischen blonden obergärigen Vollbieres gebraut. Heidenpeter verwendet dazu die Hopfen Cascade und Perle sowie Sauermalz, Pale Ale Malz und Caramelmalz. Es hat einen Alkoholgehalt von 4,9%, eine Stammwürze von 11% und einen Bitterwert von 25 IBU.

Der Name deutet es schon an, das Bier ist ein leichtes, erfrischendes Ale mit nur leichter Bitternote. Das gelb-orangefarbene Ale bietet vor allem Frische, es ist spritzig und wird von Zitrusnoten, etwas Heu und nur sehr wenig exotischen Noten geprägt. Während zumindest viele Frauen in meinem Bekanntenkreis eher Probleme mit der Exotik und Würze von Pale Ales haben, wird das Bier hier gerne gemocht. Es ist nur leicht carbonisiert, das ist üblich bei Ales, doch ist es vielleicht das Einzige, was mir hier ein wenig fehlt. Mit etwas mehr Kohlensäure könnte es auch noch ein wenig spritziger sein. Dafür aber gefällt mir die Sauermalznote sehr gut, die das Bier auch hinten raus frisch erscheinen lässt. Insgesamt harmonisch, leicht, easy drinking auf bestem Niveau.

American Pale Ale
img_20160604_074544.jpgDas American Pale Ale startet exotisch mit den Hopfensorten Amarillo, Cascade und Citra. Heidenpeter braut die Sorten zusammen mit hellem Caramelmalz, Münchener Malz I und Pale Ale Malz. Der Alkoholgehalt liegt bei 5,3%, die Stammwürze bei 14,5% und die Bitternote liegt bei 50 IBU, also beim Doppelten der Thirsty Lady. Für meine Lady wäre das schon nix mehr, ich aber finde es, ehrlich gesagt ziemlich perfekt. Orange und leicht trüb in der Farbe, insgesamt trocken mit einer leicht darüber schwebenden Süße, etwas Mango, vor allem aber Grapefruitnoten und hinten raus etwas Pfirsich, Malz, wieder etwas Säure und eine leichte Bitternote, die trotz 50 IBU sehr zurückhaltend wirkt. Auch dieses Bier ist nur leicht carbonisiert, was ihm aber sehr gut steht, es ist halt ein Ale. Und das auf sehr gutem Niveau.

American IPA
img_20160604_074535.jpgDas American IPA wirkt wie ein eingebrautes Pale Ale. Die Hopfensorten konnte ich nicht herausfinden, allerdings dürfte eine Sorte mit mehr Mandarinenaroma dabei sein. Der Alkoholgehalt liegt bei 6,5%, die Stammwürze bei 17% und der Bitterwert bei 60 IBU. Es wird mehr dunkles Caramelmalz verwendet und entsprechend zeigt sich das Bier in einer eher bernsteinfarbenen Tönung. Hier zeigt sich eine deutliche Bitternote (wie man es auch erwartet), etwas Harz und eine deutliche Stammwürze. Die exotischen Noten halten sich in Grenzen, neben Zitrusnoten und Mandarine dominieren eher Kräuternoten und Karamell. Zum Schluss gibt es natürlich noch mal die Bitternote in Reinform, unterlegt mit der Heidenpeterschen Sauernote. Sehr rund, sehr schön.

Diese Biere bilden eine passende Reihe, sie bauen in gewisser Weise aufeinander auf. Sie zeigen dabei ganz klar den unaufgeregten Braustil von Johannes Heidenpeter, der hier nicht mit Aromen und Bitternoten klotzt sondern eine innere Harmonie der Ales erzielt. Man könnte das auch angewandte Braukunst nennen.

Ich habe die Biere übrigens beim Bierhändler meines Vertrauens in Bonn erworben, nämlich bei P&M Getränke.

Wer mehr über Craftbeer erfahren möchte – ich habe das was vorbereitet:

1 Kommentare

  1. Ich bin eigentlich kein großer Freund von Bier aber die Thirsty Lady fand ich schon sehr sehr gut! Erstaunlich wie lecker ein Bier ohne den ganzen Konservierungskram schmecken kann! 😉

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