Abschließend gibt es von uns noch einige zusätzliche Empfehlungen zur Weihnachtszeit und darüber hinaus. Wann, wenn nicht jetzt ist die Zeit für richtige gute, ja große Süßweine?
Deshalb empfiehlt Stephan: Joh. Jos. Prüm – 2015 Wehlener Sonnenuhr Riesling Auslese. Im 2015er Jahrgang ist dem Weingut ein Homerun gelungen, nahezu jeder Wein aus jeder Lage in jeder Prädikatsstufe ist hervorragend gelungen. Einer von mehreren sehr gelungenen Weinen ist die Auslese aus der Wehlener Sonnenuhr. Es ist eine Oldschool-Auslese, die allenfalls hintergründig süß ist, scharf wie eine Rasierklinge konturiert und nicht zimperlich mit der Säure, im Ganzen aber ganz hervorragend balanciert ist. Da greift alles ineinander. Bei dieser Auslese muss man sich auch keine Fragen stellen, zu welchem Essen man sie trinkt. Sie kann zum Essen fast so kombiniert werden wie ein feinherber oder fast trockener Riesling. € 19,50 für eine halbe Flasche, € 35 für eine ganze beim Kölner Weinkeller.
Etwas teurer wird es mit der Empfehlung von Christoph. Dafür ist der 1994er Vintage Port von Fonseca allerdings auch eine echte Wucht. Der dunkle, kirschfarbene Wein ist so fein, so subtil und schmeichelnd, so cremig und doch voller Kraft, dass es eine wahre Freude ist. Der Wein ruht in sich selbst, wie ich es noch bei wenigen anderen Portweinen gefunden habe. Er ist der wahre Gentleman aus gutem Hause. Er hat beste Manieren, hält sich zurück, weiß aber genau, was er will. Das ist Eleganz und Finesse pur auf einem sehr hohen Niveau. Das Niveau kostet dann € 200,- pro Flasche in der Weingalerie.
Fleißige Leser dieses Blogs wissen, dass Christoph ein großer Fan der Sherries der Equipos Navazos ist. Damit ist er nicht allein, Stephan ist diesen Weinen genau so verfallen. Deshalb empfiehlt er Equipos Navazos, La Bota de Amontillado No. 58. Der Amontillado No. 58 wurde aus Fässern des Erzeugers Rainera P Marín assembliert und baut auf der Solera auf, die bereits den La Bota de Amontillado No. 37 hervorgebracht hat. Dieser Amontillado Sherry haut einen regelrecht aus den Socken. Möbelpolitur, Edelholz, Torf, Mandarine, Pomelo und nur ganz zart oxidative Noten prägen die Nase, während das Mundgefühl von einer sehr prägnanten Säure und einer irren Komplexität lebt. Hier passiert enorm viel gleichzeitig, das kriegt man gedanklich kaum verarbeitet. Ein Sherry zum Meditieren. € 49,90 bei sherryshop.eu
Möglicherweise ist Wermut bzw. Vermouth der neue Gin. Zumindest gibt es immer mehr, die diese Mischung aus Weinen, Brand, Kräutern und Gewürzen anmischen. Es ist also immer wahrscheinlicher, dass man hier und da mal über einen solchen Findling stolpert. Dieser hier stammt von der Mosel, verbindet Riesling mit erdigen und medizinisch würzigen Noten und ist eher was für den puren Genuss, als in in einen Negroni zu kippen. Treibende Kraft hinter dem Projekt ist Andreas Barth vom Lubentiushof. Man findet den Wermut für € 22.90 zum Beispiel bei 225Liter.
Es gibt immer mehr attraktive Alternativen zum Wein beim Essen. Bier, klar, aber es darf auch mal etwas ohne Alkohol sein. Wer sich mit der Herstellung von Kefir auskennt oder beipielsweise mit chinesischen Tees, findet eine ganze Welt an Alternativen. Wer jedoch lieber aufs gut sortierte Getränkeregal zurück greifen möchte, der sollte mal die Prisecco von Jörg Geiger probieren. Der ist bekannt geworden mit Schaumweinen von der Champagnerbratbirne, hat aber sein Portfolio in den letzten Jahren deutlich erweitert. Dazu hat er sich in histoirsche Verarbeitungsarten von Obst eingelesen und erstaunliche Kombinationen entdeck. Die Prisecci sind alkoholfreie Schaumweine mit oft sehr interessanten Geschmackskompositionen. Da wäre beispielsweise die Cuvée aus Mostbirnen, wildem Holunder, gedämpftem Eichenlaub, Reisig, Nesseln und weiteren Kräutern und Gewürzen. Der dunkle Secco passt ideal zu geschmortem Rind- oder Lammfleisch, gerade wenn das selbst ein wenig orientalisch gewürzt ist. Die Schäumer gibt es direkt ab Manufaktur und kosten meist um die € 9.50.
Passend zum Fonseca ist dieser Tage ein Buch auf den Markt gekommen, dass sicher immer in einer Nische bleiben wird und doch sehr viel Aufmerksamkeit verdient. Das Buch heißt schlicht Portwein. Es beschäftigt sich mit dem Wein, der in Deutschland nie sonderlich populär geworden ist, was eigentlich eine Schande ist. Axel Probst ist hierzulande die Koryphäe, was Portwein angeht und deshalb ist das 415 Seiten starke Buch, das im mondo-Verlag herausgekommen ist auch das deutsche Standardwerk. Inhalt des Buches ist natürlich eine allgemeine, tiefgreifende Information über das Gebiet und seine Häuser, es umfasst aber auch Verkostungsnotizen, wie zum Beispiel diese zum oben genannten Fonseca Vintage Port 1994: Tiefdunkelrote Farbe mit intensivem Farbkern, Minimalreduktive intensive Nase mit satter Schokolade und rotem Beerenkorb. Druckvoller intensiver Gaumen mit massiven Schoko-Frucht-Noten. Langer, komplexer Abgang. 19/20 (2015). Das Buch kostet zum Beispiel direkt ab Verlag € 49.95. Ich kann Axel nur wünschen, dass es viele Leser findet denn so ein Projekt ist ein Wahnsinnsaufwand.
Michel Campy, La Parole de Pierre. Dieses Buch ist nicht einfach zu lesen, zumal es nur auf französisch exisitiert. 14 Mal sind Michel Campy und weitere Autoren nach Arbois-Pupillin gereist, um den Papst des Naturweins, Pierre Overnoy, zu interviewen. Herausgekommen ist ein faszinierendes Zeitzeugnis eines Weinbauern, der früh viel wagte und auch heute noch als
Kultfigur sehr souverän mit diesem Status umgeht. Für alle, die sich für Naturwein, Jurawein, Wein im Allgemeinen und bescheidene Weinbauern interessieren, lohnt es sich, sich durch die ca. 250 Seiten durchzukämpfen. Das Buch gibt es zum Beispiel in der möglicherweise besten Weinbuchhandlung Frankreichs hier in Beaune für € 25,-.
Statt eines Kochbuchs möchte ich in diesem Jahr etwas abweichendes empfehlen. Das Buch heißt Der Geschmacksthesaurus und stammt aus der Feder von Niki Segnit. Die Autorin hat sich 99 verschiedene Geschmacksträger genommen und schreibt, wie man sie untereinander kombinieren kann. Die Beschreibungen sind oft kleine Gemmen, Essays, die nicht selten einen durchaus selbstironischen Beiklang haben. Denn natürlich weiß Niki Segnit, dass dieser Thesaurus immer reichlich unvollständig bleiben wird. Sie zeigt jedoch einen guten Überblick und man findet viel Überraschendes. Hier ein Zitat »Sardelle & Salbei: Italiener bezeichnen diese Kombination als il tartufo di pescatore – den Trüffel des Fischers. Bereits jede Zutat für sich verleiht unterschiedlichen Gerichten einen fleischigen Geschmack. Gemeinsam aber sind sie unschlagbar und gar keine besonderen Zutaten, um das unter Beweis zu stellen. Hannah Glasse vermischte sie mit Rindertalg, Semmelbrösel und Petersilie zu einer Füllung für Schweineohren.« Das originelle Werk ist bei Bloomsbury Berlin/Piper-Verlag erschienen und kostet als Hardcover € 25,-
Schließlich ist da noch das Buch eines umtriebigen Wahl-Hamburgers erschienen, das ich während meines Sommerurlaubs innerhalb kurzer Zeit gelesen habe. Der große Glander von Stevan Paul ist einerseits ein süffiges Buch, dessen Kurzweiligkeit natürlich dazu führt, dass man es viel zu schnell durchgelesen hat und sich wünscht, es hätte noch ein paar Seiten mehr. Da geht es mir so wie mit guten Flaschen, von denen ich nur eine im Keller hatte. Gleichzeitig befasst es sich mit Kunst und Kochen, Kunst als Kochen und Kochen als Kunst – oder so ähnlich. Es geht um ein wenig ums Sich-Verlieren, um den Hype, der um Kunst und um das Kochen schnell entstehen, um den Glamour, dem man sich dort aussetzen kann und oft wohl muss ,um erfolgreich zu swin, es geht um das Leere und Hohle, dass dann schnell in diesem Kulturbetrieb entsteht und um die totale Abkehr davon. Nicht zuletzt geht es um die Lieben zum Essen. Das mag ich immer lesen. Der Roman ist im Maririsch-Verlag erschienen und kostet € 20,- im Hardcover.
Alle weiteren diesjährigen und vorjährigen Empfehlungen die ja oft noch genau so aktuell sind wie die diesjährigen, findet Ihr in der Kategorie Empfehlungen. Uns bleibt, Euch eine schöne, angenehme, genussvolle Weihnachtszeit zu wünschen.