10 Jahre Originalverkorkt

Was schreibt man sich denn eigentlich selbst zum 10jährigen Bestehen des eigenen Blogs? Freut man sich, dass es überhaupt noch da ist nach 940 Veröffentlichungen? Ja, sicher.  Schreibt man über die Entwicklung, die Veränderung im Blog? Kann man auch. Schließlich hat es für eine gewisse Bekanntheit gesorgt und mich professionalisiert. Mit dem Blog habe ich schreiben gelernt und es hat mich im Laufe der Jahre dazu geführt, mich immer intensiver mit dem Thema Wein auseinanderzusetzen. Schließlich bin ich mit dem Blog in die Weinbranche gewechselt und seit knapp einem Jahr selbständig als Texter unterwegs. Das wiederum hat zur Folge, dass ich mich neben Familie und einem Job, der gerne über die üblichen vierzig Stunden hinausreicht, nicht mehr so dieser Seite widmen kann, wie ich gerne wollte. Zudem hat sich vieles, was vielleicht früher mal Teil des Blogs war in andere Medien verlagert. Aber so ist es halt. Die Weinblogs haben sich vor allem in den letzten Jahren deutlich verändert und meines gehört dazu.

Wenn ich heute in die ersten Posts schaue, muss ich schon lächeln. Ich habe damals, genau vor einem Jahr – zum Glück – einfach so mal angefangen, unbedarft und mit wenig Wissen. Das war charmant, manchmal auch ignorant, aber nicht schlimm. Immerhin hat es dazu geführt, einfach drauf los zu schreiben. Das würde ich heute so nicht mehr machen und so sind gerade in den letzten Jahren viele Postings gar nicht zustande gekommen, weil ich sie eben nicht mehr frei Schnauze schreibe. Auch das ist nicht schlimm sondern Teil einer Entwicklung. Wo führt sie hin? Sicher dahin, dass es wieder regelmäßig Podcasts geben wird, die deutlich mehr Hörer finden als die meisten Artikel Leser. Die Zugriffszahlen des Blogs sind zwar stabil doch sie haben sich tatsächlich deutlich vom Lesen zum Hören verlagert. Besonders schön finde ich, was das Lesen angeht, allerdings, dass dieses Blog so etwas wie ein Archiv geworden ist und auch alte Artikel sich immer noch einiger Beliebtheit erfreuen. Meine erste Blogger-Reise ins Bordelais – um nur ein Thema zu nennen – wird häufig aufgerufen. Das Blog ist im Laufe der Zeit für viele ein ständiger Begleiter geworden. Ich habe jede Menge weinaffine Menschen kennengelernt, erst virtuell, später real, die mir viel bedeuten und einige, die zu Freunden geworden sind. Auch das ist ein Effekt dieses Blogs. Das freut mich sehr. Und deshalb hebe ich mein Glas auf das kleine Blog. Le Chaim!

2007er Sophie, Manincor, Alto Adige
Zu trinken gibt es einen zehn Jahre alten Chardonnay aus Südtirol. Der 2007er Jahrgang war ungewöhnlich im Alto Adige. Ein warmer Winter, ein ausgedehnter Frühling mit 11 Sommertagen im April und einer Rebblüte am 10. Mai, drei Wochen vor dem Mittel. Im Juni dann ein starker Hagel, der Manincors Weinberge stark in Mitleidenschaft gezogen hat. Danach folgte ein Trockener Juli und ein August, in dem es 20 % des Jahresniederschlags gegeben hat. Der Chardonnay wurde Mitte August geerntet.

Die Trauben stammen je zur Hälfte aus Terlan Lieben Aich und Kaltern Mazzon. Neben Chardonnay enthält der Wein kleine Mengen Viognier und Sauvignon, zumindest in der aktuellen Version. Ob das 2007 auch schon so war, kann ich nicht sagen. Lieben Aich ist eine warme, nach Westen ausgerichtete Hanglange mit Chardonnay und Sauvignon auf lehmigem Sandboden, der auf Porphyrverwitterungsgestein liegt. Chardonnay und Viognier auf Mazzon stammen aus dem steilsten Weinberg mit bis zu 100 % Gefälle. Südwestexponiert mit kalkreichem, lehmigem Lössboden. Ausbau im Holz unterschiedlicher Größe.

Der goldgelbe Wein duftet zurückhaltend nach Orangen- und Zitronenschale, weißen Blüten und  feuchtem Kalkboden. Zehn Jahre sind recht viel verlangt für diesen Chardonnay, doch er ist am Gaumen wider Erwarten deutlich präsent. Eine straffe Säure durchzieht Reste von Steinobst und Zitrusfrüchte, Das Holz hält sich ganz im Hintergrund, das Cremige des Weins wird mit Luft immer deutlicher, ebenso die Karamellnote, die das Holz hinterlässt. Ja, nach einiger Zeit im Glas beginnt Sophie, richtig Spaß zum machen.

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert