Eigentlich ist der Silvaner nicht unbedingt meine bevorzugte Rebsorte. Sie wirkt oft barock, ein wenig schwer und oft fehlt mir dass Rassige, die Säure. Was Horst Sauer aber daraus in verschiedenen Variationen macht, finde ich sehr bemerkenswert.
Dieser charismatische Mann mit dem markanten Schadel ist angetreten, den perfekten Wein zu machen, die Sehnsucht zumindest hat er und den Anspruch. Das ist ja schon mal aller Ehren wert. Man könnte darüber diskutieren, was ein perfekter Wein sein soll und da gibt es ja durchaus verschiedene Maßstäbe, auch wenn es durchaus Weine gibt, die eine größere Anzahl von Menschen als perfekt empfinden.
Dazu gehören die Weine von Horst Sauer vielleicht noch ganz, aber er ist auf dem Weg dorthin, seine Beerenauslesen und TBA haben jedenfalls das Zeug dazu. Aber letzten Endes geht es ja um den Anspruch und den Weg zu diesem Wein. Und ich nehme ihm ab, dass er einen ganz konsequenten Weg von Qualitätsstreben verfolgt, einen philosophischen dazu. Und jetzt kommt seine Tochter Sandra dazu, die den Weg mitgeht und einen markanten frischen Stil mit ins Spiel bringt. Das führt zu einer neuen Rasse in der Klasse.
Hinzu kommt, dass es eines der wenigen deutschen Weingüter ist, das sich sehr professionell mit einem sehr eigenständigen Corporate Design inszeniert, von Etikettengestaltung, Kommunikationsdesign und Website hin zum modernen Ausbau des klassischen Weingutes. Das ist angenehm und sollte Schule machen.
Aber zu den Weinen:
Die 2008er Silvaner sind schon bemerkenswert gut trinkbar. Die Weine aus dem Escherndorfer Lump, der berühmten Lage hinter dem eigenen Haus, bestechen – sowohl Silvaner als auch Riesling – durch ein sehr schönes Frucht-Säurespiel. Der 2008er Silvaner Kabinett ist schlank und frisch, birnenfruchtig und jugendlich säuerlich, die 2008er Silvaner Spätlese ist deutlich tiefer, konzentrierter, fülliger mit einer genauso straffen Säure. Die Auslese (Fassprobe) wirkt erstaunlicherweise offen, die konzentrierte Aprikose fällt auf und ebenso das Säuregerüst. Auch hier wieder das Frische, das Straffe. Aus der Reihe fällt der Sondersilvaner mit Namen Sehnsucht. Ich habe den Jahrgang 2005 beschrieben und ihn als sehr außerordentlichen Wein aus deutschen Landen betitelt. Dieser Jahrgang 2007 hier wird noch besser – besser, weil er noch burgundischer wirkt, noch präziser, druckvoller. Und die Frucht und der Schmelz sind weiterhin hinreißend. Die 2003er Silvaner Spätlese wirkt auf mich etwas grünlich, ein großer Topf Erdbeermarmeladenkompott und dann wenig, was folgt. Nein, das ist nicht mein Wein.
Die 2008er Riesling Spätlese aus dem Escherndorfer Lump ist “oh Ja! Gib’ mir mehr davon!”-Wein. Frucht, Frucht und Frucht. Und Blumen. Und Würze. Und jugendliche Säure. Und Fülle und Kraft. Und Struktur, die hat er auch. Was will man eigentlich mehr? Das Grosse Gewächs Riesling 2007 Escherndorfer Lump ist momentan verschlossen. Es wird sich wieder öffnen. Im Moment nur leichte Anklänge von Würze und Steinobst. Die 2007er Riesling Beerenauslese wirkt klar und konzentriert. Das ist so ein in Flaschen gepresstes Marillenknödelkompott . So viel satte, frische Frucht mit so ein wenig Zitrus dazu. Dabei ganz ausgewogen und harmonisch.
Die Scheurebenspätlese aus dem Lump würde ich ebenfalls direkt einpacken. Klar, blumig-fruchtig, harmonisch mit einem guten Säuregerüst. Wer solche Aromarebsorten mag, findet hier etwas ganz Feines.
Ach, wo wir bei Weinen sind, die ich direkt einpacken würde. Der Müller-Thurgau trocken Frank & Frei ist so frisch und klar mit feiner Frucht zu haben für ca. 5,50 Euro. Das ist für mich eindeutig ein Sommerweinfavorit.
Einzig der wahrscheinlich relativ teure Weißburgunder Spätlese trocken dürfte noch ausbaufähig sein, hat mich noch nicht überzeugt, er hatte es aber schwer zwischen all diesen ausdruckstarken Silvanern und Rieslingen. Daher hat ein tiefer gehender Kommentar keinen Wert.
Das war jetzt keine Lobhudelei, sondern die Zusammenfassung einer sehr starken Kollektion, die die Familie – die Mutter war auch dabei – mit zur Prowein gebracht hat. Und dass die Tochter zunehmend Hand und Geschmack anlegen darf, scheint eine glückliche Fügung zu sein. Nicht dass der Vater es nicht auch alleine können würde, aber das ist Frische, die die Tochter mitbringt, und die tut den Weinen ausnehmend gut.
2008 Müller-Thurgau Frank & Frei
2008 Escherndorfer Lump Silvaner Kabinett trocken
2008 Escherndorfer Lump Silvaner Spätlese trocken
2003 Escherndorfer Lump Silvaner Spätlese trocken
2007 Sehnsucht Silvaner trocken
2008 Escherndorfer Lump Riesling trocken
2007 Weissburgunder trocken
2008 Escherndorfer Lump Scheurebe Spätlese trocken
2008 Escherndorfer Lump Silvaner Auslese (Fassprobe)
2008 Escherndorfer Lump Riesling Beerenauslese
2007 Escherndorfer Lump Riesling Großes Gewächs
© Fotos vom Weingut
[…] auffällig. Auf der Prowein habe ich Sandra Sauer getroffen die zunehmend Hand anlegt und eigene Vorstellungen vertritt beim Ausbau der Weine im Keller ihres Vaters Horst Sauer. Das zum Gebier Franken. Die […]