Dieser Wein ist ein Hit! Ich kam drauf, weil Gary so begeistert war. Und da er von diesem Spanier so begeistert war, gerade weil er nicht wie für Robert Parker gemacht scheint – obwohl Parker ihm 95 Punkte vermacht hat –, habe ich mir den Finca Villacreces direkt mal bestellt.
Beim Dekantieren roch der Wein zunächst nach Stachelbeere, im Glas dann Noten von saftiger Kirsche, Vanille, aber nicht die Vanille von Holzchips oder frischem Barrique, eher echte Bourbon-Vanille, außerdem leichtes Holz.
Am Gaumen dann Beeren, dunkle Beeren, schwarze Beeren, gekochte Beeren und wiederum Vanille, dazu ein Hauch von Früchtetee und – Rhababer. Erstaunlich. Der Wein hat ordentliche Tannine und einen langen Abgang. Er ist saftig, hat eine ordentliche Balance und ist sehr eigen. Das mag ich sehr. Er wirkt sehr frisch. Das mag ich auch. Also, obwohl ein Hauch von gekochten Beeren bzw. Marmelade dabei ist, schmeckt er nicht marmeladig.
Ich würde sagen, dass das einer der besten spanischen Weine ist, die ich in den letzten Jahren getrunken habe. Das finde ich vor allem deshalb schön, weil ich gerade den Eindruck hatte, dass ich die Spanier in ihrer überwiegenden Mehrzahl gerade satt habe, weil ich meine, dass sie sich im Wesentlichen nach Parkerpunkten richten und damit ihre Eigenheiten verlieren. Bei diesem Wein denke ich das nicht.
Interessant ist allerdings mal wieder, wie unterschiedlich die Profis diesen Wein sehen. Parker vergibt ordentliche 95 Punkte. Gary Vaynerchuk vergibt 93+ und ist von dem Wein sehr begeistert, gerade vom Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Wine Spectator meint, der Weine hätte nicht mehr als 84 Punkte verdient (!), hätte zu vordergründige Tannine, würde zu penetrant nach Kirsche, Erde und Kräutern schmecken, hätte Muskeln, aber keine Finesse. Ich fand die Bewertung in Bezug auf den Kanonkop »Paul Sauer« ja auch schon recht seltsam, ebenso diese Bewertung.