Et is wieder so weit. Der Spargel sprießt und man kann die Erdbeeren förmlich wachsen hören. Frisch zubereitet und wild kombiniert, stand das gestern beim Siggi auf dem Tisch. Spargel, kurz im Ofen gratiniert, mit ein wenig Tomaten und Parmesan und Butter und ich weiß nicht, was da noch dran war. Lecker war es jedenfalls, sehr lecker. Muss ich anerkennen, wo es bei mir das Gericht immer nur ganz klassisch gibt: Spargel, Kartoffeln, Butter. Vielleicht noch ’nen Schinken – aber den brauche ich eigentlich gar nicht. Ach so. Kartoffeln gab es gestern in sämiger Form, als Pü, mit Muskat und mit Butter und Milch. Ach, herrlich.
Wir wollten mal drei Weine dazu verkosten und haben uns für weißen Burgunder entschieden, ganz frisch, 2008 aus dem Hause Wagner-Stempel, länger im Keller gelagerten Grünen Veltliner von Großmeister Bründlmayer, den 2003er Ried Lamm, und dann, wie sollte es anders sein, Silvaner, in diesem Fall ein Großes Gewächs 2007, Würzburger Stein vom Juliusspital.
Vorneweg: Gut, dass wir den Weißburgunder hatten. Der hielt bis zum Ende durch und gefiel ausgezeichnet. Bei der Prowein hatte ich ihn schon probiert, aber da fand ich die Weine von Wagner-Stempel noch sehr unruhig. Jetzt, wenige Wochen später, präsentiert sich der Weißburgunder frisch, mit herrlichem Säuregerüst, genau richtig, etwas Nuss, etwas Apfel, etwas Stachelbeere, etwas vegetabil und sehr schön rund.
Der Grüne Veltliner aus dem Ried Lamm vom Weingut Bründlmayer gab uns Rätsel auf. Dieser Wein wird oft als groß bezeichnet. Das war er nicht. Wahrscheinlich lag es am Jahrgang, 2003 war es auch in Österreich heiß. Das Holz stach hervor und der enorme Alkohol von 14,5 %. Dann kam im Wesentlichen Sambucco mit Moccabohne, ein wenig Erdiges noch und bittere Mandel. Das war’s. Früchte? Fehlanzeige. Tendenz zum Kopfschmerz? Vielleicht …
Im Dezember habe ich den Silvaner GG aus dem Escherndorfer Lump probiert. Weinplus bezeichnet ihn als groß und gibt 95 Punkte. Begeistert war ich auch, über 90 würde ich ihm zugestehen. Der Bruder vom Würzburger Stein erhielt nur drei Punkte weniger. Eine Qualität über 90 Punkte konnten wir gestern nicht nachvollziehen. Zwar besticht der Wein durch eine üppige Nase, die ein bisschen wirkt wie Babypopo mit Penaten und Frotteehandtuch, eine leicht herbe Orange drangerieben und in Kräutermantel gebettet. Im Mund aber blockiert der Wein und man landet in einer kräutrig-öden Wildnis. Der Wein kann mehr und bleibt verschlossen und wir merken, momentan entzieht er sich jeder Bewertung.
Jetzt habe ich doch vergessen, von dieser herrlichen kühlen, frischen Erdbeersuppe mit Basilikumschaum ein Foto zu machen. Das ist schade; denn nicht nur gemundet hat sie, sie sah auch noch so schön aus.
Die Auslese aus dem Siefersheimer Höllberg von Wagner-Stempel, Jahrgang 2004, würde nicht dazu passen, das war klar, die gab es dann danach als Dessert-Post-Scriptum. Doch irgendwo auf dem Weg von 2004 bis hier auf den Tisch gingen die Säure und die Minerale verloren. Und so bleibt nur der Schatten eines typischen Wagner-Stempel-Weines. Dörrobst, süß, aber flach, langweilig und traurig.
Zum Glück war noch etwas Weißburgunder da.
Den Silvaner vom Würzburger Stein kaufe ich mir eigentlich jedes Jahr, aber von drei Jahren rühre ich ihn nicht an. In großen Jahrgängen, nicht vor fünf Jahren. Er hält dann auch zehn Jahre.