Gestern war ich also bei Jacques’ und habe die unten genannten Weine probiert. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich bei Jacques’ eine deutliche Tendenz der Verflachung des gesamten Angebotes feststelle. Wirklich ausdrucksstarke Weine sind selten dabei. Das ist alles gutes Mittelmaß. Selbst die teuren Weine sind normalerweise gutes Mittelmaß.
Und was meine ich mit Mittelmaß? Ich meine, dass diese Weine einfach häufig zu wenig Charakter aufweisen. Sie sind schmeichlerisch, weich, gaumenfreundlich, kurz: Sie tun niemandem weh. Sie sind es aber auch selten wert, dass man über sie diskutiert. Ich habe da vor einiger Zeit mal einen Chateauneuf-du-Pape gekauft, und zwar den Ogier-Caves des Papes für 24 Mäuse. Dieser Wein war so unglaublich gefällig, dass mir fast die Kotze gekommen wäre, als ich daran dachte, was man für 24 € alles nicht haben kann. Dieser Wein hatte überhaupt keinen Charakter. Das ist bei einem höherpreisigen Chateauneuf schon schwer hinzukriegen.
Das ist jedoch kein Einzelfall. Das hat wohl eher System. Ein System, das sich anscheinend ganz gut verkauft.
Ich finde es besser, Weine dort zu kaufen, als Weine beim Diskounter zu besorgen. Ich finde es aber noch besser, sich in den örtlichen Weinladen zu trauen.
Nachtrag: Der Chateau Latour-Martillac Grand Cru Classé de Graves, Pessac-Leognan 1998, den ich am Jacques’-Wühltisch zum kleineren Preis erstanden und mit Holgi an einem Nachweihnachtstag 2006 gelehrt habe – noch vor dem 1990er BIN 389 von Penfolds –, hat uns wirklich gut geschmeckt.
Und die Weine der Abbayé der Valmagne mag ich auch immer noch sehr gerne. Aber das hat vielleicht auch mit romantischen Erinnerungen zu tun, weil ich in eben dieser Abbayé einmal ein Konzert im Kreuzgang miterlebt habe, abends. An meiner Seite saß ein sehr nettes Mädchen, welches Indigo hieß, und durch den beleuchteten Kreuzgang flog ein große Fledermaus, während die Pianistin Liszt spielte.