Erst stinkt es, dann kommt Nik Weis mit dem Hammer.
Wer irgendwann mal die Chance hat, Weine vom Urbanshof zu trinken, sollte dies tunlichst machen. Bei diesen Weinen zeigt sich durch die Bank und durch die letzten Jahrgänge, wie komplex und auch widersprüchlich Rieslinge sind und sein können, wenn man weiß, wie man es macht. Und Nik Weis weiß es.
Ich habe hier einen 2003er Kabinett im Glas. Der Wein aus dem Hitzejahrgang geht jetzt in sein viertes Jahr und es sollte wohl auch sein letztes sein. Besser wird er nicht mehr, aber das muss er auch nicht. Das, was er kann, reicht für seine 11 Euro, gnadenlos.
Zuerst riecht es nach »Autowerkstatt«. Das schrieb Holgi, ich finde das Posting nicht mehr, ist aber sehr treffend. Es schwefelt noch ordentlich bei diesem spontanvergorenen Riesling und zuerst denke ich wieder mal: Ach du Scheiße … Dann denke ich: Ach kennste doch schon … Dann denke ich: Das ist aber ein bisschen viel Gestank … und lasse den Wein erst mal im Glas stehen. Nach ein paar Minuten hat sich der Gestank gelegt, der Vergleich mit der Autowerkstatt aber bleibt. Hinzu kommen aber Aromen von Pfirsich, Aprikose, vielleicht reifer Boskop.
Im Mund dann das, was einen gut gemachten älteren Riesling so unvergleichlich macht. Die Kombination aus Schmelz, Süße, Mineralik und Säure. Das Wechselspiel. Wahnsinn. Die Mineralik ist ganz, gaaanz fein, die Säure filigran, die Süße wie die einer sattreifen Birne und das alles dreht sich im Mund. Hinzu kommen weiterhin Aprikose und Pfirsich. Der Abgang ist, wie ich finde, sehr harmonisch. Holgi fand ihn zu kurz, das finde ich nicht, aber das mag an der Flasche liegen. Obwohl sie aus demselbem Karton stammen, die Flaschen. Das einzige kleine Manko ist der Moment der Aufnahme des Weins in den Mund. Da fehlt für einen kleinen Moment die Komplexität, da passiert für einen Moment lang nichts.
Aber was soll’s. Ich liebe diesen Wein.