Schon länger hatte ich keinen Wein mehr von der nördlichen Rhône getrunken. Gigondas ja, Vacqueras ja, Rasteau ja, Châteauneuf-du-Pape gerne. Dass es da noch Hermitage, Crozes-Hermitage oder Cornas gibt, vergisst man manchmal. Ist ja auch eine Frage des Geldbeutels, wenn man wirklich einen Hermitage auf den Tisch stellen will. Die weitaus größere Appellation Crozes-Hermitage, die eigentlich auf der anderen Seite der Hügel liegt, die steil zur Rhône abfallen, hatte ich gar nicht so recht mit gutem Wein in Verbindung gebracht. Zumindest war es auch früher eine Ausnahme.
Nun hatte ich hier die letzten Tage einen Wein von alten Reben aus eben diesem Gebiet rund um Crozes im Glas. Mit Hermitage hat die Appellation nicht viel zu tun und dient nur besseren Vermarktungsmöglichkeiten. Lediglich die Einschränkung, in den jeweiligen Gebieten als roten Wein nur Syrah anbauen zu dürfen, ist gleich.
Dieser Wein der Domaine Les Bruyères hat es in sich. Der junge Winzer David Reynaud hatte es satt, wie die Generationen vor ihm die Trauben bei der Kooperative abzugeben, er wollte selber Wein machen und das nach biodynamischen Grundsätzen. Das macht er nun und der 2007er Les Croix ist aller Ehren wert.
Ein außergewöhnlich starker Duft nach Nelken strömt aus dem Glas, dazu kommt ein Hauch rohes Rindfleisch, etwas Garrigue, abgeschmeckt mit roten Johannisbeeren und dunkler Schokolade, so als würde man gerade bei den Essensvorbereitungen in der Küche stehen. Im Mund bleiben die Frucht- und Schokoladenaromen. Dabei ist der Wein ziemlich sanft und ruhig, wird die nächsten Tage tiefer und noch harmonischer.
Ein Umstand, den ich bei praktisch allen biodynamisch angebauten Weinen erkennen kann. Das sind nicht unbedingt Weine für den ersten Abend, die sollte man immer schön kommen lassen. Dafür halten sie sich dann offen über einen langen Zeitraum hinweg, ohne an Energie zu verlieren.
Zurück zum Wein. Dieser sortenreine Syrah gehört für mich zum Spannendsten, was ich in der letzten Zeit an Syrah für unter 20 Euro getrunken habe, dicht, komplex, frisch mit herrlichen Aromen. Ich bin gespannt, wie er sich die nächsten Jahre über entwickeln wird.