Mario Scheuermann bewegt sich in einer Weinwelt, die ich wohl nie durchschreiten werde. Ein wenig von dem, was er auf der langen Reise durch diesen Kosmos bisher erlebt hat, beschreibt er in seiner Essay-Sammlung Wein und Zeit.
Diese beginnt mit einer Beschreibung der Chateau d’Yquems, die er während der legendären Probe bei Harry Rodenstock hat verkosten dürfen. 125 Jahrgänge, beginnend mit dem 1784er. Diese Beschreibung könnte einerseits Anlass für selbstgefällige Peinlichkeiten sein, andererseits Anlass zum Neid. Nicht so bei der Lektüre dieses Buches. Der Autor nimmt diese Probe – und im Laufe des Bandes auch andere Proben – als Aufhänger, uns Wein als kulturhistorisches Phänomen und lebendigen Begleiter unseres Daseins näher zu bringen. Er taucht ein in die Zeit, in historische Zusammenhänge, verortet darin den Wein und bringt uns wieder zu Bewusstsein, dass es bei diesem Getränk eben nicht nur um Rankings und Parkerpunkte geht, sondern um Genuss und um die Wertschätzung des Weins als Kulturgut.
Mario Scheuermann hat mit Wein und Zeit ein bemerkenswert unaufgeregtes, stilistisch sauberes und inhaltlich kompetentes und interessantes Buch vorgelegt. Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass man sich auch essayistisch dem Thema Wein annähern kann – ohne Punktvergabe, ohne Lobeshymnen auf Sensationen, vielmehr als tiefgründige Auseinandersetzung, auch als Meditation.
Dass es dabei ebenfalls Anmerkungen zur Getränketechnik und der Industrialisierung des Weines gibt, versteht sich fast von selbst.
Neben den Essays beinhaltet das Buch dankenswerterweise eine »kleine dionysische Handbibliothek«, die einem die Möglichkeit eröffnet, tiefer in die Schriften jener einzutauchen, die Scheuermann zitiert. Speziell auf die Schriften Béla Hamvas’ bin ich gespannt.
Mario Scheuermann, Wein und Zeit
HamppVerlag 2007
zum Preis von 17,90 Euro beispielsweise hier zu bestellen
[…] Grüner Veltliner Smaragd von Knoll aus der Wachau. Mehr dazu gibt es bei Herrn Scheuermann in erwähntem Buch auf den Seiten […]