Wer einmal die andere Seite von Marlborough kennenlernen will, also die, bei der Sauvignon Blanc zugunsten der anderen Sorten etwas stärker in den Hintergrund tritt, der sollte (neben bereits erwähnten Wineries) erstens Framingham besuchen und zweitens die Mitglieder der MaNa-Gruppe.
Framingham
Framingham ist bisher in Deutschland so gut wie gar nicht vertreten, doch ich halte es für eines der besten neuseeländischen Weingüter überhaupt. Dass man es hier kaum kennt, liegt wahrscheinlich auch daran, dass es erstens eben nicht auf den typisch tropischen Sauvignon Blanc setzt und zweitens vor allem berühmt ist für die außerordentlich guten Rieslinge und anderen aromatischen Rebsorten. Zu verdanken ist dieser Erfolg vor allem dem Weinmacher Andrew Hedley. Diesen höchst sympathischen und kompetenten Menschen habe ich während eines Naturwein-Symposiums in Martinborough kenngelernt, dass er dort gehalten hat. Er gehört neben seiner Tätigkeit als Weinmacher zu den wenigen, die diese Weine in kleinen Mengen nach Neuseeland importieren. Andrew kommt ursprünglich aus dem Norden Englands und hat dort seinen PhD in Chemie gemacht bevor er 1993 nach Neuseeland gegangen ist.
Seit 1998 ist er Weinmacher und verantwortet mittlerweile 16 Jahrgänge. Obwohl er 2006 an Kehlkopfkrebs erkrankt ist und seitdem nur mit so einem kleinen Handgerät reden kann, was sich mechanisch metallisch anhört, hält ihn das glücklicherweise keineswegs davon ab, öffentlich aufzutreten und über seinen Themen zu reden und trotz des monotonen, leblos wirkenden Sounds dieses Geräts ist Andrew ein Mensch, der einen sofort in seinen Bann schlägt.
Der erste Weingarten des Weinguts Framingham wurde 1981 vom ebenfalls englischstämmigen Rex Brooke-Taylor angelegt. Somit gehört diese mit Riesling bestockte Fläche zu den ältesten in Marlborough und sie wird, wie die anderen Flächen auch, auf ökologischen Weinbau umgestellt. Der erste Wein unter dem Namen Framingham wurde 1994 auf den Markt gebracht, zwischenzeitlich wurde das Weingut an Constellation Brands verkauft, mittlerweile befindet es sich im Besitz des Unternehmens Sogrape. Die Portugiesen sind zwar ebenfalls ein großer Player, aber immer noch in Familienbesitz, was eine ganz andere Unternehmenskultur ermöglicht.
Zwar werden hier auch rote Weine erzeugt, allen voran der hervorragende Pinot Noir aus der F-Serie und auch ein Montepulciano, daneben ein ungewöhnlich mineralisch-erdiger Sauvignon Blanc (F-Series) und ansonsten Gewürztraminer, Pinot Gris und vor allem Riesling. Die Rieslinge, an denen Andrew Herz hängt, vor allem die aus der F-Serie (zum Beispiel der Old Vines Riesling oder die Auslese 2011) aus dem schon angesprochenen alten Weinberg, gehört zum Besten, was ich aus der Sorte außerhalb Deutschlands bisher probiert habe und auch im Vergleich mit großen deutschen Rieslingen ist das eine Wucht. Es ist eine Schande, dass man das hierzulande nicht bekommt!
MaNa
Da ich nicht alle Weingüter der Winzergruppe MaNa einzeln treffen konnte, haben wir den Spieß während meines Aufenthalts umgedreht. Wir haben ein Speed-Dating im Weingut Hans Herzog vereinbart. Ich habe mich auf die Terrasse des bekannten Weinguts-Restaurants gesetzt und die Gruppenmitglieder hatten jeweils zwanzig Minuten Zeit, sich und ihre Weine vorzustellen. Das war durchaus witzig, viel zu kurz, um die Weingüter und die Menschen dahinter wirklich kennenzulernen, aber nach einem Tag mit 50 Weinen beim Regionaltasting, einem Rundgang durch das Weingut von Villa Maria und einem Nachmittag bei Yealands das Äußerste, was noch drin war. Und schließlich haben wir alle zusammen gespeist, was nach dem Tag in dieser Runde ein großes Vergnügen war.
Ob MaNa auch eine Bedeutung in Maori hat, weiß ich nicht, aber es ist offensichtlich die Abkürzung für MArlborough NAtural Winegrowers. Ursprünglich bestand die Gruppe aus den Weingütern Seresin, Huia, Hans Herzog, Fromm und Te Ware Ra, mittlerweile haben sich jedoch Clos Henri und RockFerry angeschlossen. Di e Mitglieder der Gruppe müssen zertifiziert sein (bio-organisch oder biodynamisch), ihre Weine müssen ihn Marlborough entstehen und in der eigenen Winery entstehen und sie die Weine werden alle von den Gruppenmitgliedern probiert und getestet, bevor sie auf den Markt kommen.
Seresin
Seresin ist das Herzensprojekt eines weitgereisten neuseelandstämmigen Kameramanns, der sein Geld unter anderem mit Hollywood-Produktionen verdient hat. Ohne den guten Salaire, den man dort erhält, wäre der Aufbau eines solchen Gutes nicht möglich. Der Aufbau und Betrieb eines Weinguts ist nichts, was man mit kleinen Mitteln finanzieren könnte und ich habe einige Projekte in Neuseeland (und natürlich auch anderswo) gesehen, wo sich Investoren schlichtweg übernommen haben. Nun hat man in Neuseeland zumindest den Vorteil, dass man dort damit rechnen kann, das selbst in schlechteren Jahren noch genügend Ernte eingefahren werden kann – im Gegensatz zu manchen Totalausfällen, die in Mitteleuropa viel häufiger vorkommen.
Michael Seresin jedenfalls hat auf seinen Reisen, die ihn nicht nur nach Kalifornien führten sondern oft vor allem auch nach Europa, italienische Lebenskultur schätzen gelernt und ist ursprünglich irgendwann dort auf die Suche gegangen, um den geeigneten Platz für ein Landgut zu finden. Doch ist es dort gar nicht so einfach, etwas Vernünftiges und Bezahlbares zu erwerben und außerdem fing während seiner Suche der Sauvignon-Blanc-Boom in seiner Heimat an. Ein Grund, sich Marlborough doch noch mal genauer anzuschauen. Im Wairau Valley ist er dann fündig geworden und hat sich sein in Italien präferiertes Dolce Vita nach Marlborough adaptiert. Begonnen hat er mit dem Erwerb einer 45 Hektar Fläche, dem Home Vineyard im zentralen Wairau mit seinen alten Flussbetten, den Kieseln und dem gut drainagierten alluvialen Schwemmland, wo natürlich Sauvignon Blanc angebaut wurde, aber auch Chardonnay, Riesling, Pinot Gris, Pinot Noir und Semillon. Im Omaka Valley kam später der 51 Hektar große Raupo Creek Vinyard dazu. Seresin war einer der ersten, die bewusst aus der Ebene in die Foothills gegangen sind um die Ton-Lehm-Böden für den Anbau von Pinot Noir und Chardonnay zu nutzen. Neben dem Wein stehen hier 25 weitere Hektar bepflanzt mit Olivenbäumen, Obstbäumen, Gemüsefeldern und weiter in der Ebene auch mit Weideland. Seresin Estate funktioniert wie eine italienische Fattoria, wozu natürlich auch ein Restaurant gehört, das sich am Homeblock befindet und die Ernte des komplett biodynamisch zertifizierten Landes verarbeitet. Vor einiger Zeit sind noch einmal 15 Hektar Weingarten hinzugekommen. Der Tatou Vineyard, umgeben von Olivenbäumen und mit Sauvignon und Pinot bepflanzt, liegt etwas westlich des Home Vineyard.
Bei Seresin und auch später bei den anderen Mitgliedern von MaNa lässt sich gut ablesen, dass es vor allem auch in Marlborough längst nicht mehr nur um Sauvignon Blanc geht. Pinot Noir findet hier ausgezeichnete Bedingungen und präsentiert sich in einem fruchtbetonten, frischen Stil. Gerade mit den Weinbergsmethoden der MaNa-Mitglieder entstehen hier strukturierte, Pinots mit großer Persönlichkeit. Für mich besonders empfehlenswert bei Seresin sind die Pinot Noirs, die Chardonnay Reserve und Chiaroscuro, ein Blend von Chardonnay, Pinot Gris und Riesling, eine wirklich ungewöhnliche Mischung aus dem 500-Liter-Punchon.
In Neuseeland:
Teil 1: Auckland, Waiheke und die Bucht von Man O’ War
Teil 2: Einige erste Gedanken zum neuseeländischen Weinbau
Teil 4: In Hawke’s Bay bei Craggy Range und Elephant Hill
Teil 5: In Hawke’s Bay bei Trinity Hill und Sileni
Teil 6: In Martinborough bei Ata Rangi
Teil 7: In Martinborough und Gladstone
Teil 8: In Nelson bei Woollaston und Neudorf
Teil 9: In Marlborough, bei Johanneshof, Greywacke, Dog Point
Teil 10: In Marlborough, über Sauvignon Blanc, einen Besuch bei Yealands und die Nachhaltigkeit
Teil 11: In Marlborough mit Framingham und Seresin
Teil 12: In Marlborough mit Huia, Hans Herzog, Fromm
Teil 13: In Marlborough mit Clos Henri, Te Whare Ra und Rockferry
Teil 14: A Day Off (Von Marlborough nach Canterbury)
Teil 15: In Canterbury, Pegasus Bay
Teil 16: In Canterbury, Black Estate, Pyramid Valley
Teil 17: In Central Otago, Rippon, Quarz Reef
Teil 18: In Central Otago, Burn Cottage und Felton Road
Die Reise erfolgte auf Einladung und wurde mit mir und nach meinen Wünschen hervorragend organisiert von:
toller Bericht!
ich dachte eigentlich, ich kenne mich (seit meinem Besuch dort) bei neueseeländischem Wein aus. Aber es hat sich einiges getan. Da ist man mit einer Geschwindigkeit am Werk, das ist unglaublich..!
[…] Teil 11: In Marlborough mit framingham und Seresin […]
[…] Teil 11: In Marlborough mit Framingham und Seresin […]
[…] Teil 11: In Marlborough mit Framingham und Seresin […]
[…] Teil 11: In Marlborough mit Framingham und Seresin […]
[…] Teil 11: In Marlborough mit Framingham und Seresin […]
[…] Teil 11: In Marlborough mit Framingham und Seresin […]
[…] Teil 11: In Marlborough mit Framingham und Seresin […]
[…] Teil 11: In Marlborough mit Framingham und Seresin […]
[…] Teil 11: In Marlborough mit Framingham und Seresin […]
[…] Teil 11: In Marlborough mit Framingham und Seresin […]
[…] Teil 11: In Marlborough mit Framingham und Seresin […]
[…] Teil 11: In Marlborough mit Framingham und Seresin […]
[…] Teil 11: In Marlborough mit Framingham und Seresin […]
[…] Teil 11: In Marlborough mit Framingham und Seresin […]
[…] Teil 11: In Marlborough mit Framingham und Seresin […]
[…] Teil 11: In Marlborough mit Framingham und Seresin […]